Montag, 31. Dezember 2012

so wird hier gefeiert

und hier nochmal etwas augenfreundlicher ;-) Guten Rutsch und viel Spaß heute Abend!

Sonntag, 30. Dezember 2012

Zwischen den Jahren

Die Gioia liegt noch immer an einer Mooringboje vor der ZarPar Marina in der Bucht von Boca Chica. Die weitläufige und größtenteils sehr seichte Bucht ist durch einen Riffsaum und einige kleine Inseln vom offenen Meer getrennt und daher bei allen Winden gut geschützt.
Die Einfahrt zur Bucht führt an einem Dickschiffterminal vorbei, an dem Tag für Tag drei Containerschiffe be- und entladen werden, hinter dem Terminal liegt einer der Inselflughäfen. Von diesem Industriebereich bekommt man aber in der Bucht nichts mit, weder Lärm noch Gestank oder dreckiges Wasser. Das Wasser ist in der seichten, sandigen Bucht natürlich nicht ganz so klar wie z.B. vor Bonaire, trotzdem sieht man auch in drei Meter Tiefe deutlich den Meeresgrund. In der relativ leeren Marina liegen vorwiegend Segelboote, im benachbarten Club Nautico hingegen sind die Motoryachten der wohlhabenden Dominicain vertäut. In all den Tagen, die nun schon hier liege, habe ich noch kein mal beobachten können, dass eine dieser z.T. wirklich großen Motorbratzen auf die offene See gefahren wäre. Statt dessen verlassen sie nur ihren Liegeplatz um in etwa 300m Entfernung in der Bucht den Anker zu schmeißen und mit ihren unglaublich lauten Musikanlagen die gesamte Bucht zu beschallen, bei 3-6 Motoryachten kann das schnell zu einer recht störenden Geräuschkulisse führen. Hinzu kommen die leidigen Jetskies, die sich eine Freude daraus machen mit Vollpower durch die Bucht zu braten und auch zwischen den Ankerliegern nicht vom Gas zu gehen. Ja, hier kann ich meine Vorurteile gegenüber Motorbootfahrern hervorragend pflegen - ich verstehe sie einfach nicht.
Direkt landeinwärts von der Marina liegt die Stadt Andrés, neben einer Menge kleiner, einfacher Restaurants findet sich dort auch der schon beschriebene Markt sowie die Busstation für den Bus in die Hauptstadt. Im Scheitel der Bucht, also im Norden, liegt die Ortschaft die der Bucht ihren Namen gab (oder war es anders herum?), Boca Chica. Boca Chica ist sehr tourismusorientiert, dort finden sich diverse Hotels, italienische aber auch deutsche und chinesische Restaurants, Bars und Discotheken. Entgegen meinem ersten Eindruck dreht sich aber nicht alles um Prostitution, auch wenn man immer wieder ältere Mitteleuropäer mit blutjungen karibischen Schönheiten im Arm sieht. Insgesamt macht die Insel einen deutlich authentischeren Eindruck als die europäischen Karibikinseln Martinique, Curacao und Bonaire. Unter den Seglern hat sich eine kleine, multinationale Clique gebildet und so findet sich für Unternehmungen immer Gesellschaft.
Nach all den Wochen die ich nun in den erschiedensten Ländern unterwegs war, hat es mich nun auch mal erwischt. Vermutlich habe ich einige Tomaten nicht ausreichend abgewaschen und so hatte mich gestern Montezumas Rache fest im Griff, ich verbrachte fast den gesamten Tag in der Koje oder der benachbarten Räumlichkeit und ließ die Jungs am Abend schweren Herzens ohne mich zum Feiern fahren. Heute geht´s aber schon wieder deutlich besser und mit Reis und warmer Cola bringe ich mich wieder gänzlich auf den Damm. Das ist auch notwendig, denn natürlich steht morgen zum Jahreswechsel eine ordentliche Feier an, die ich keinesfalls verpassen möchte. Ob ich dann in der kommenden Woche tatsächlich wie geplant gen Osten starten kann, ist momentan eher fraglich, denn die Windvorhersage versprichten reinen Ostwind von 20-25 Knoten - ob ich auf so eine Knüppelkreuz Lust hab? na mal sehen! Allen Lesern wünsche ich einen guten Rutsch ins neue Jahr und freue mich wie gehabt auch mal über eine Rückmeldung. (die Kommentar- und Kontaktfunktion habe ich allerdings deaktiviert, daher Nachrichten am besten per Email christophsohnrey(ättt)gmx.de)

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Weihnachten international

Nachdem es am Heiligabend tatsächlich Rinderroulade mit Rotkohl und Klössen in der deutschen Kneipe gab (für umgerechnet 3,50€ !) sind gestern dann die meißten Segler in der Marina zusammen gekommen. Jeder brachte etwas zu essen und zu trinken mit und so entstand ein durchaus veritables Weihnachtsbuffet. Von mir gab es mal wieder Tom Ka Gai (thailändische Kokos-Hühnersuppe). Am Tisch saßen dann Segler aus den Niederlanden, Kanada, Australien, Polen, der Ukraine, Deutschland, der dominikanischen Republik, Russland und Frankreich. Ein wirklich netter Abend.

Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Es weihnachtet, die Kellnerinnen tragen rote Mützen, der Getränkehändler stapelt die Leergutkisten in Tannenbaumform und das deutsche Restaurant an der Strandmeile bietet zur Feier des Tages Rinderrouladen mit Rotkohl und Knödeln an (für umgerechnet knapp sieben Euro)– es weihnachtet auch in der Karibik. Genau wie vermutlich in allen Städten war auch hier heute vormittag in der Stadt die Hölle los, irrsinniges Geknatter von hunderten kleinen Motorrädern (die hier als Taxis fungieren) vermischte sich mit den lauten Hupen der Busse, die in den verstopften Straßen nicht weiterkamen, dazu füllten die Mopeds die Luft mit stechenden, blauen Zweitakter Abgasen, die sich mit den nicht immer wohlriechenden Düften des Marktes zu einem nicht wirklich appetitanregenden Aroma vermischten. Dazu schreiende Marktfrauen, brüllende Polizisten, plärrende Kleinkinder – irgendwann war ich dann doch froh alle Einkäufe erledigt zu haben und wieder die klare Luft und Stille meines Ankerplatzes genießen zu dürfen. Den heutigen Abend verbringe ich mit Nachbarn, vielleicht geht’s anschließend noch in die Stadt zum Feiern. Morgen ist dann großes Cometogether in der Marina, jeder bringt dazu etwas leckeres zu essen mit und gemeinsam wird dann das eine oder andere Bier getrunken. Euch allen wünsche ich frohe Weihnachten und schon jetzt einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Dienstag, 18. Dezember 2012

Bonaire - Boca Chica

Überfahrt von Bonaire zur Dominikanischen Republik Freitag, 15.12. bis Sonntag, 17.12.2012 Nachdem ich bereits am Donnerstag Nachmittag gemeinsam mit der Wanderer2 ausklariert und die Gioia seeklar (Dinghi eingepackt, Persenninge ab- und Schoten angeschlagen, Sonnenschutz abgebaut etc) gemacht hatte, wachte ich am Freitag Morgen lange vor der Dämmerung und dem Weckerläuten auf, so geht’s mir ansich immer – ob´s die Nerosität ist? Auf alle Fälle hatte ich so noch genug Zeit um in aller Ruhe meine Morgenroutine zu durchlaufen, Wetterberichte einzuholen und auch noch ein bisschen im Internet zu surfen. Kurz nach sieben Uhr ließ ich dann die Mooringleine fallen und setzte schon kurz darauf die Segel. Die Wanderer folgte etwa zehn Minuten später und holte mich unter Motor schnell ein. Da der Wind nur schwach wehte, startete ich dann auch die Maschine und so tuckerten wir gemeinsam dem westlichen Ende von Bonaire entgegen. Auch hinter dem Kap wollte der Wind nicht wirklich zulegen, während die Wanderer weiter unter Maschine lief, reichte mir die Windkraft um mit etwa vier Knoten hinterher zu kommen. Den ruhigen Tag verbrachte ich mit meinem aktuellen Buch, „die Festung“ von Buchheim, eindrucksvoll werden dain die letzten Wochen im von deutschland besetzten Brest geschildert. Gerade liege ich im Schatten auf dem Vorschiff und lese den Bericht über Tieffliegerangriffe auf den Hafen von Brest, als mich plötzlicher Motorenlärm aufschreckt und ein Flugzeug dicht über die Gioia hinweg prescht. Eindrucksvoller kann das gerade Gelesene kaum veranschaulicht werden, nur gut, dass ich keine Bomben zu fürchten habe und nur die Küstenwache guckt wer sich vor ihrer Küste so herumtreibt. Erst nachdem mit der Dämmerung ein erster Squall mit kräftigen Böen durchzog, stabilisierte sich der Wind auf gute 15 Knoten und ließ die Gioia nur so fliegen. Mit 7,5 bis 9 Knoten entfernte ich mich schnell von der Wanderer und schon nach kurzer Zeit waren ihre positionslichter nicht mehr auszumachen. Eine erste Überraschung gab es, als ich am späten Abend mit der Maschine die Batterien komplett für die Nacht aufladen wollte – die Lichtmaschine gab keine Ladung ab. Der nicht funktionierende Drehzahlmesser brachte mich schließlich auf die Richtige Spur: Der neue, abriebfeste Keilriemen! Also frisch ans Werk, die Kühlwasserschläuche abnehmen und den alte, klassichen Gummikeilriemen wieder aufziehen- und siehe da, plötzlich funktionierte alles wie gewünscht, zumindest fast, denn offensichtlich nehmen die Batterien nicht mehr so die Ladung an wie noch vor einem Jahr. Die Halbwindrauschefahrt dauert die Nacht über an und schon am Morgen bringe ich keine UKW Verbindung zur Wanderer mehr zustande. Am Samstag bleibt der Wind in moderaten Vollzeugstärken, dreht allerdings etwas weiter vorlich und ich entscheide auf Grund der berechneten Ankunftszeit nicht mehr wie gehabt etwas vorzuhalten, sondern nunmehr direkt auf Zielkurs zu gehen um möglichst noch bei Tageslicht mein Ziel zu erreichen. Gegen Mittag bekomme ich ein erstes, meinen Kurs kreuzendes Dickschiff zu sehen, das dann aber gute zwei Meilen hinter mir durchgeht. Den ganzen Tag über reduziert eine leichte Bewölkung die Leistung meiner Solarpanele und so muß schon am frühen Abend wieder die Lichtmaschine ran. Der Keilriemen quietscht anfänglich etwas und ich beschieße ihn am Sonntag nocheinmal nachzuspannnen. Meine Windssteueranlage arbeitet leider immer noch nicht zufriedenstellend, zum einen scheint der Pendelruderschaft noch nicht 100% gerade montiert zu sein, damit das pendelruder in Mittelstellung bleibt, muß ich die Windfahne deutlich vorlicher als normal einstellen und zum anderen bleibt das Hauptproblem wohl die Schwergängigkeit meiner Ruderanlage. Die Lösung dieses Problems dürfte aufwendiger werden. Zunächst werde ich versuchen eine Talje in die Ruderleinen der Aries einzuscheren, damit verdopple ich die Kraft, halbiere allerdings auch den möglichen Ruderausschlag. Ob das funktioniert? Ansonsten bleibt mir nur direkt an der Achse des Steuerrades ein kleineres Ritzel zu montieren und dann die Ruderkette entsprechend zu kürzen. Wobei ich fast schon am überlegen bin die Aries bei Gelegenheit zu verkaufen und mir stattdessen einen kompletten zweiten elektronischen Piloten anzuschaffen. Die Nacht zum Sonntag bringt nicht nur etwas frischeren Wind, sondern auch einen unglaublichen Sternenhimmel und ich sitze lange mit dem neuen Pad und dem Sternenatlas im Cockpit und bestaune den Himmel. Am Morgen liegen nur noch 80 Meilen vor mir und es wird immer deutlicher, dass ich mein Ziel nicht vor Sonnenuntergang erreichen werde. So beschäftige ich mich ausführlich mit allen mir zur Verfügung stehenden Kartenmaterialien und beschließe die Ansteuerung auch bei Dunkelheit zu wagen. Zwanzig Meilen vor dem Ziel frischt der Wind abermals auf und dreht weiter vorlich, nun kommt er fast genau von vorne. Ich habe keine Lust jetzt noch die Fock anzuschlagen und beschließe die Genua einzurollen und mit Motorunterstützung weiterzufahren. Das das Quitschen des Keilriemens will nicht weniger werden und nachdem ich ihn abermals gespannt habe, macht er ganz eigenartige Geräusche. Trotz mehrfacher Veränderung der Riemenspannung werde ich die Geräusche nicht los – so mag ich unter Motor nicht die Engstellen vor der Marina passieren also bleibt mir nichts anderes übrig als abermals den Riemen zu wechseln. Diesmal nehme ich einen brandneuen Riemen und die Montage wird eine echte kleine Herausforderung, immerhin bläst es inzwischen mit 25Knoten und die entsprechende See läßt die Gioia ordentlich Achterbahn fahren. Mit einiger Mühe gelingt der Wechsel dann aber problemlos und der Motor macht nur noch die gewohnten Geräusche – sehr schön! Gegen 23 Uhr Ortszeit erreiche ich dann die Bucht von Boca Chica, schon einige Zeit vorher kann ich das nahende Land riechen, es riecht nach Feuer, Gegrilltem, Gewürzen und Vegetation. Die Ansteuerung ist spannend (viele Flachs sind zu passieren) aber letztlich unproblematisch. Anders verhält es sich mit den Mooringtonnen, irgendwie will es mir nicht gelingen eine mit dem Bootshaken zu erwischen und nach einigen vergeblichen Versuchen steuer ich dann doch einen Steg der Marina an. Dort warten schon helfende Hände auf meine Festmacher und kurze Zeit später bedanke ich mich mit einer Runde eiskaltem Dosenbier aus Bordbeständen. Gegen ein Uhr fälle ich dann ziemlich erschöpft in die Koje und genieße die erste kühle Nacht (19°) seit Wochen. Aber bereits um 8 Uhr werde ich vom Marinapersonal geweckt und auf den bevorstehenden Besuch von Zoll, Imigration und Drogenbehörde vorbereitet. Dann wuseln auch schon drei Behördenvertreter durchs Boot, einer in Tarnkleidung, ein anderer im Jogginganzug, begutachten meine Papiere, gucken in jedes Schapp, lüpfen jedes Bodenbrett und erledigen proforma ihre Aufgabe. Ihnen ist wohl auch bewußt, dass sie wohl keine Chance hätten versteckte Schmuggelware ohne vierbeinige Hilfe zu finden. Natürlich ist die Gioia aber absolut clean. Gegen elf Uhr erscheint dann auch die Wanderer am Horizont und gemeinsam bringen wir sie schnell an den Steg, worauf auch sie von den Behördenvertretern geentert wird – aber nicht gefilzt, offenbar sehe ich eher wie ein Schmuggler aus... Ansonsten ist die Marina ein durchaus nettes Plätzchen, auch wenn die Nachbarortschaft wohl so etwas wie die Reeperbahn der Karibik ist und davon abgeraten wird nachts zufuß unterwegs zu sein. Inzwischen liegen beide Boote außerhalb der Marina an Mooringbojen (auch die kosten immerhin noch 18$ pro Nacht, allerdings ist WiFi, Wasser und Benutzung der Duschen inklusive).

Sonntag, 16. Dezember 2012

Angekommen

Boca Chica, Dominikanische Republik Bin gut angekommen, später mehr. Gute Nacht!

Samstag, 15. Dezember 2012

Via Inmarsat:

15.12.12 15.00utc 14*55n 68*36w
der 1.tag war flautig,durch die nacht gings dafuer mit 8kn.216sm to
go.schoenen 3.advent.

Please note your reply is limited to 160 Latin characters or approximately 135 for non-Latin characters.

Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Donnerstag, 13. Dezember 2012

In kühlere Gefilde

Proviantlast, Wasser- und Dieseltanks sind gefüllt, die letzten technischen Probleme behoben (offensichtlich lag die Ursache für die Aussetzer des Batteriemanagers in einem gebrochenem Kabel, das wahrscheinlich ebenso wie das Heizungskabel beim Einziehen der Solarpanelkabel beschädigt wurde), beim Zoll und der Imigration hab ich ausklariert - es kann also wieder losgehen. Gemeinsam mit der Wanderer 2 mache ich mich morgen in aller Frühe auf den Weg nach Boca Chica in der Dominikanischen Republik. Die Vorhersagen versprechen eher leichte Winde, ich hoffe trotzdem die 380 Meilen in 2,5 Tagen hinter mich zu bringen. Besonders freue ich mich auf das etwas mildere Klima dort oben im Norden, Wetteronline verspricht Nachttemperaturen von teilweise unter 20°C - nach der dauernden Hitze hier unten ein Traum, womöglich muß ich sogar wieder eine leichte Bettdecke auspacken! Yeah! Vielleicht melde ich mich zwischendurch über Satellit.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Kleine Fische und große Pötte

Bonaire, 12.12.12 Noch immer liegt die Gioia direkt über der Riffkante von Bonaire an der Mooringleine und die Tage plätschern vor sich hin. In den letzten Tagen herrschten eher raue Bedingungen im karibischen Meer, so dass ich meine Nordpassage noch etwas verschoben habe. Das passte aber auch ganz gut, da mich erneut eine Ohrenentzündung, diesmal auf der linken Seite etwas lahm legte. Damit verbunden gabs das ansich einzig schlechte Erlebnis auf dieser schönen Insel. Nachdem ich in der Nacht auf Samstag bemerkte, dass sich nun im linken Ohr etwas zusammen braute, führte mich mein erster Weg am Samstag zur Apotheke. Von meinem Arztbesuch auf Curacao wusste ich ja genau welche Medikamente ich brauche, leider gab es das Antibiotika natürlich nicht ohne Rezept. Also ging ich zur 24h Notfallpraxis um mir dieses zu besorgen. Der freundliche niederländische Doc bestätigte mir meine Diagnose (Entzündung des linken Aussenohrs), beschied mir aber, dass ich mit den noch vorhandenen Ohrentropfen bestens bedient wäre und nichts weiter benötigte. Die Überraschung gabs an der Rezeption, für diese nicht einmal fünf minütige Visitation wurden mir sage und schreibe 84$ (!!!) in Rechnung gestellt. Das ergibt einen Stundensatz von knapp tausend Dollar. Arzt auf Bonaire hätte man werden sollen... Ansonsten herrscht hier ein stetiges Kommen und Gehen von riesigen Kreuzfahrtschiffen, teilweise liegen sogar zwei dieser fetten Pötte an der Pier und entlassen ihre häufig fettleibige und rothäutige Ladung auf die Insel. Innerhalb von wenigen Stunden werden dann Unmengen von kitschigen Souvenirs (made in China) gekauft, Segeltrips (unter Motor) auf überfüllten Katamaranen oder Dschunken absolviert oder Inselrundfahrten im klimatisierten Bus gemacht, abschließend geht´s dann meist zum Sundowner in die original karibische Hafenbar. Gegen 18Uhr ist der Spuk dann meist vorbei und unter lauten Hornsignalen verlassen die schwimmenden Ferienanlagen die Bucht. An der Nachbarmooring liegt die Wanderer 2, die ältere Holzketch von Babara und Reinhard, gemeinsam wollen wir am Freitag in Richtung Boca Chica (DomRep) starten. Bis auf Kleinigkeiten (mein leidiger batteriecontroller) sind die Boote vorbereitet und ich gehe von einer Reisedauer von gut zwei Tagen aus, im Laufe des Sonntags sollte ich also die große insel im Norden erreichen. In der DomRep werde ich versuchen ein US Visum zu bekommen um anschließend noch Puerto Rico besuchen zu können. Da mein Ohrenzipperlein in den letzten Tagen das Schnorcheln verhinderte, beschränkte ich mich darauf mit Brotresten hunderte von Fischen an die Oberfläche zu locken und dort zu bestaunen, dieser Fischreichtum ist für einen Ostseesegler immer wieder faszinierend, binnen Sekunden finden sich hunderte von schillernden Fischen am Rumpf der Gioia ein und springen den Brotkrumen förmlich entgegen. Morgen werd ich dann doch nochmal mit Brille und Schnorchel in ihr Metier abtauchen und probieren sie direkt zu füttern. Hier noch ein Foto von meiner Abfahrt aus der Curacao Marina:

Montag, 3. Dezember 2012

Bonaire, Montag, 03.12.2012

Ich bin endlich raus aus der Marina und weg von Curacao! Trotz der netten Bekanntschaften in der Marina hatte ich das Hafenleben und das Geschäftsgebahren der ansässigen Firmen in den letzten Tagen reichlich satt. Das dreckige, trübe Wasser des Industriehafens von Willemstad bot nicht die auf Grund der geschützten und damit heißen Lage der Marina so dringend nötige Erfrischungsmöglichkeit und so floss der Schweiß in Strömen. Hinzu kam das Gefühl, dass die sich selbst verlängernde todo-Liste niemals enden wollte. Vor allem die leidige Lichtmaschinenproblematik machte mir zu schaffen und ist bis heute nicht erledigt. Der teure Mechaniker wollte partout das Kabel für den Erregerstrom vom Motorpanel zur Lichtmaschine tauschen, allerdings glaube ich einfach nicht, dass dort die Schwierigkeiten zu finden sind. Nichteinmal ausschließen will ich, dass ich die ganze Zeit vom Batteriemanager in die Irre geführt wurde. Diese „Tankanzeige“ der Batterien hat mir ja schon auf dem ersten Teil der Reise Kopfzerbrechen bereitet. Mit diesem Gerät sollte ich ja nicht nur den Ladezustand der Batterien überwachen können, sondern per Kippschalter auch den Rumpf auf Masser testen können. Halte ich den Schalter gedrückt, wird im Batterriemanagerdisplay in der Regel ein Wert von einem Milliampere angezeigt. Nun passiert es immer wieder, dass dieser Wert angezeigt wird, ohne dass ich den Kippschalter drücke. Blöd dabei ist nur, dass dieser Milliamperebetrag und nicht der / die tatsächliche Verbrauch / Ladung mit dem Gesamtverbrauch verrechnet wird. Hat nun aber der Manager die Ladephase(tagsüber) verschlafen und in der Verbrauchsphase (nachts) mal wieder richtig gemessen, zeigt er mir im Ergebniss einen nicht vorhandenen Ladebedarf an. Hinzu kommt, dass ich in der Marina die Batterien das erste mal nach langer Zeit mal wieder per Landstrom vollgeladen habe und anschließend den Batteriemanager genullt (auf volle Batteriekapazität justiert) habe, möglicherweise bekomme ich mit Landstrom ja doch irgendwie mehr Saft in die Bleikisten(??). Wie auch immer, irgendwann muß man dann einfach die Leinen losschmeisssen und das habe ich am vergangenen Samstag gemacht! Ein wenig mulmig ist mir ja vor fast jedem Törn, vor dem ersten der Saison bin ich doch ziemlich aufgeregt. Funktioniert alles? Komm ich gut vom Steg? Wie komme ich durch die Emmabridge? Im nachhinein waren all diese Sorgen mal wieder unnötig, alles klappte wie am Schnürchen und ich bin problemlos nach Klein Curacao gesegelt. Wobei „gesegelt“ nur für die ersten fünf Meilen zutraf, anschließend verließ uns der Wind gänzlich und ich konnte den Motor ausgiebig testen und mich mit der falschrum aufgedrehten Rollreffleine der Genua beschäftigen. Gegen 16.30Uhr ließ ich dann meinen Anker in den weißen Sandgrund vor Curacaos kleiner Nachbarinsel fallen. Direkt neben mir die Momo aus Essen und die Manatee aus Düsseldorf, beide Boote kenne ich schon aus der Marina und so gabs auch eine Einladung zum Sundowner. Die folgende Nacht brachte aber einen in diesem Ausmaß bisher noch unbekannten Moskitoterror. Gegen 04.30Uhr habe ich entnervt aufgegeben und bin Ankerauf gegangen um noch vor der Mittagshitze die 25 Meilen nach Bonaire hinter mich zu bringen, an segeln war wiederum nicht zu denken, kaum einmal Wind über 5Knoten – und das auch noch von vorn. Am Sonntag Vormittag gegen 10 Uhr lag die Gioia dann wieder im Mooringfeld vor Kralendjik, der Hauptstadt von Bonaire. Glasklares, türkises Wasser, die Gioia direkt über der Riffkante, tausende Fische, immer mal wieder Schildkröten und regelmäßig auch Taucher die unterm Rumpf durchtauchen.... leider auch heute Früh direkt nach dem Pumpen...war mir ja schon ein bisschen unangenehm ))) Dieses kleine Paradies werd ich nun erstmal ein paar Tage genießen und überlegen ob ich mich der allgemeinen Meinung anschließe und solange der Passat pausiert per Motor Meilen nach Westen mache. Ansich will ich ja segeln... Andererseits könnten mich die flauen Winde der kommenden Tage bis nach Grenada bringen. Mal gucken... Was gab´s noch? Eine kurze aber unangenehme Ohrenentzündung, einen alten GPS Plotter der nach anfänglich bestandenem Funktionstest nun doch den Dienst verweigert und ein größeres, geschenktes Dinghi (nochmals vielen Dank an Uli)

Curacao Marine

Willemstad, Curacao Inzwischen haben wir den 25.Oktober und ich bin nun schon wieder fast einen Monat auf Curacao. Nachdem es rund zehn Tage brauchte um die Gioia ins Wasser zu bekommen und ich anschließend noch einige Tage Haus und Hunde hütete, hab ich mich nunmehr schon ziemlich gut an Bord eingelebt. Die Gioia liegt noch immer in der kleinen Marina und ich bin dabei die todo-Liste abzuarbeiten. Hier ein paar der bereits erledigten Jobs: -Ankerwinde, zerlegt und gangbar gemacht (leider hatte eine Schraube gefressen und musste ausgebohrt und das Gewinde anschließend nachgeschnitten werden) -Ankerkette, korrodierten Teil rausgeschnitten und den Rest mit einem Notglied wieder verbunden (und verschweisst) -Segel angeschlagen -einige Meter Teakfugen ausgefräßt und neu vergossen -2 Winchen gewartet -Seeventile geprüft -Dichtsatz des Motorwärmetauschers erneuert -Verkabelung des Kartenplotters erneuert -zusätzlichen Kartenplotter installiert (i.d. Naviecke als AIS Display) -Edelstahl geputzt -Kajüte durchgewischt -Spibaum zusammengebaut -Spibaubeschlag am Mast montiert -Polsterbezüge aufgezogen -Stagen und Wanten geprüft -Solarpanele installiert -Gasflaschen füllen lassen -Deckstrahler neu eingeklebt -Propeller gesäubert, poliert und mit Antifouling gestrichen -Wellenanode gewechselt -Unterwasserschiff schleifen, spachteln und mit Antifouling streichen lassen -Toilettenpumpe instand gesetzt -Windsteueranlage, demontiert, teilweise zerlegt und wieder montiert -Kompassbeleuchtung neu verlötet -Steuergerät der Heizung (!!!!) getauscht – funktioniert aber dennoch nicht Momentan verzweifel ich an der Montage einer neuen, stärkeren Lichtmaschine, sie will einfach nicht wie sie soll und inzwischen zickt auch noch die alte. Wahrscheinlich muß ich einfach eingestehen mit meinem Latein am Ende zu sein und mir professionelle Hilfe an Bord holen. Mein Alltag hier in der Marina besteht aber nicht nur aus Hausmeistertätigkeiten auf der Gioia. Am Steg ergeben sich immer wieder neue Bekanntschaften, nicht nur mit den zahlreichen deutschen Seglern. So habe ich die vergangenen Abende mit Daniel aus Spanien verbracht, leider hat er sich mit seiner großen X-Yacht Freitag in die Nachbarbucht verholt und wird in den nächsten Tagen via Aruba nach Kolumbien segeln. Kurzzeitig war ich sogar am Überlegen ihm zu folgen, zu reizvoll wäre es mit zwei einhand gesegelten Booten unterwegs zu sein. Aber mich zieht es ja eher in östliche bzw nördliche Richtungen.

Freitag, 16. November 2012

Hafentage

Es geht voran, manchmal schneller, manchmal etwas langsamer. Es gibt Tage an denen wird meine todo Liste kürzer, an anderen wird sie aber leider auch wieder länger.
Zu den neu hinzu gekommenen Aufgaben zählen leider auch mein PCs, seit ich versucht habe eine neue Ebook Software auf dem kleinen Netbook zu installieren, zickt die Kiste ziemlich rum, immer wieder muß ich mich mit Bluesceens rumärgern. Das große Notebook will noch nicht wirklich mit der neuen Wlan Antenne funktionieren, daher ist Internetzugang momentan nur mit dem neuen Tablet direkt am Hafenbüro möglich.
Am Steg hat sich eine nette internationale Gemeinschaft zusammen gefunden, tagsüber wird an den Booten geschraubt und abends gibts dann das eine oder andere Bier.
Jetzt schraube ich erstmal weiter und laß wieder von mir hören sobald ein bisschen Ruhe einkehrt. 


Sonntag, 11. November 2012

Schiff im Wasser - Skipper an Land

Vergangenen Donnerstag ist Gioia zurück in ihr Element gekommen und mit einiger Arbeit des Anlassers sprang auch der Motor zum Glück gleich an, viel länger hätte es auch nicht dauern dürfen, denn die Starterbatterie war nur unzureichend geladen. Das erste Einhand-Anlegemanöver klappte auch und so liegt Gioia nun gut vertäut am Steg der werfteigenen Marina. Ganz langsam arbeite ich meine to-do-Liste ab und während sie auf der einen Seite kürzer wird, kommen auf der anderen Seite neue Dinge hinzu. So haben sich zum Beispiel Probleme mit der WC Pumpe ergeben, die Starterbatterie will geprüft und ggfs getauscht werden, die Befestigung des Vorstags am Bug hat Optimierungsbedarf, einige Fugen des Teakdecks haben sich verflüssigt und müssen noch erneuert werden. Aber das ist alles nur Kleinkram und ich bin optimistisch Gioia bald wieder seeklar zu haben. Ab morgen werde ich dann auch endlich wieder die Nächte an Bord verbringen (bis jetzt hüte ich ja noch Matthes Haus und Hunde)und so dann auch die nicht ganz so heißen Morgen- und Abendstunden zum Werkeln nutzen können. Auf der Werft hat sich bereits eine deutsche Runde von fünf Booten gefunden, so ist stets für gegenseitige Unterstützung und einen Schnack gesorgt.

Mittwoch, 7. November 2012

Heiß isses

Hier kann man kaum soviel Flüssigkeit zu sich nehmen, wie man gleichzeitig durchs Schwitzen verliert. Insbesondere die Arbeiten auf bzw. in dem aufgebockten Schiff werden schnell zur Plage. Dennoch habe ich seit meiner Ankunft vor einer Woche schon einiges geschafft. Das Unterwasserschiff ist fertig (hier schmücke ich mich mit fremden Lorbeeren), der Propeller poliert, geschmiert und beschichtet, Opferanoden sind soweit nötig getauscht, die Solarpanele sind wieder an ihrem Platz und versorgen die Kühlbox mit Energie. Auch die Instrumente an der Rudersäule habe ich wieder montiert und angeschlossen und unter Deck das gröbste Chaos beseitigt. Last but not least habe ich die Schaltung samt Gas- und Schaltzug gewechselt. Wenn es denn werftseitig klappt, soll die Gioia morgen Nachmittag ins Wasser kommen. Bleibt zu hoffen, dass der Motor anspringt und uns von der Slipbahn zum Liegeplatz bringt. In der Werft treffen regelmäßig neue Skipper ein und beginnen an den Booten zu werkeln, auch einige Landsleute sind darunter und so waren wir schon einige Bierchen zusammen trinken. Mein Gastgeber Matthes musste leider aufgrund eines Trauerfalls am Dienstag nach Deutscchland fliegen, daher darf ich jetzt einige Tage Haus und Hunde hüten, schon sehr bequem aber ich freue mich auch wieder auf das Bordleben. Bis heute Mittag hatte ich noch den Mietwagen zur Verfügung und konnte so noch ein bisschen was von der Insel sehen, der Westen hat mir am besten gefallen aber unter dem Strich werde ich mit Curacao nicht so wirklich warm (obwohl es so heiss ist), die schönen Plätze sind sehr touristisch geprägt und der Rest ist eher staubig und zugemüllt. Bevor es, zunächst nach Bonaire, weiter geht, werden aber sicher noch ein oder zwei Wochen vergehen, denn auch auf der schwimmenden Gioia warten noch einige Arbeiten auf mich bis alles wieder richtig seeklar ist.

Donnerstag, 1. November 2012

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Wie schon in den letzten Tagen im Mai, hat mich Freund Matthes auch diesmal eingeladen erstmal bei Ihm im Haus zu übernachten, das ist nicht nur super freundlich, sondern auch äußerst komfortabel. Solange die Gioia noch an Land steht, ist es einfach ziemlich unbequem an Bord, immer die Leiter hoch und runter, dazu ist es unangenehm heiß und häufig laut und staubig.
So verbringe ich also die Nächte in einem richtigen Bett und genieße den Luxus den einem Küche und Badezimmer bieten können.
Wie schon gestern ging es heute Morgen erstmal auf die Werft zum Arbeiten. Leider nehmen es die Niederländer mit Terrminen auch eher karibisch, statt Anfang der Woche haben sie dann doch erst heute mit den Arbeiten begonnen- wie gut, dass ich das ganz gelassen sehen kann.
Nach einem netten Plausch mit dem Nachbarn aus Wiesbaden, habe ich erstmal die Schraube geschliffen und poliert sowie die Welle gereinigt.  Anschließend wurden dann die Schadstellen im Antifouling einer genauen Untersuchung unterzogen, ansich sind alle Stellen harmlos, ärgerlich ist nur, dass der Anstrich des Kiels offensichtlich direkt auf das Blei erfolgte, ohne Grundierung oder Primer. Das hat jetzt zur Folge, dass man die gesamte Farbe, wenn man denn wollte, in einem Stück vom Bleikiel abziehen könnte. Ich werrde aber nur die direkte Schadstelle ausbessern.
Mittags hat mich dann Sue, die Frau eines Freundes von Matthes, abgeholt und zu meinem Mietwagen gefahren.      
Und dann kam nach der Arbeit das Vergnügen.
Eine ausgedehnte Tour zum doch recht schönen Westen der Insel.





Mittwoch, 31. Oktober 2012

Es geht wieder los!

Nach einigen Monaten Urlaub vom Boot bin ich seit gestern wieder auf Curacao. Nach einer ersten Kontrolle heute früh, hat Gioia die Wartezeit gut überstanden, weder hat es unter Deck geschimmelt, noch haben sich Unmengen von Kakerlake angesiedelt. Am Unterwasserschiff gibt es natürlich einiges zu tun, den Großteil dieser Arbeiten habe ich aber bereits in professionelle Hände gegeben. Trotzdem bleibt noch genug übrig. So benötigt z.B. der Propeller einiges an Zuwendung, leider haben die Blätter doch etwas Spiel, mal schauen was ich da tun kann. Dank des kleinen, nicht demontierten Solarpanels sind die Batterien randvoll, wie gut sie noch sind werde ich dann sehen. Zumindest habe ich mir noch eine stärkere Lichtmaschine (90A) und abriebfreie Keilriemen aus Deutschland mitgebracht. Für den Fall, dass die Batterien doch langsam Alterungserscheinungen zeigen, immerhin sind sie mit sechs Jahren schon hochbetagt, kann ich mir spätestens auf St. Martin günstig Ersatz beschaffen. Zunächstmal laß ich es aber langsam angehen, akklimatisiere mich erstmal und gucke mir die Insel an. In den nächsten Tagen möchte ich auch noch ein paar Küstentauchgänge machen. Soweit mein erster Lagebericht, in den kommenden Tagen gibts dann wieder mehr zu lesen und zu sehen.

Dienstag, 29. Mai 2012

Saisonabschluß

Nachdem wir mit großer Crew, wir waren gänzlich zu acht an Bord, am Samstag die Gioia vom Ankerplatz im Spanish Water entlang der Südküste Curacaos zum großen Hafen von Willemstad gebracht haben, begannen für mich arbeitsreiche Stunden. Was in Deutschland üblicherweise im Oktober, vor dem Winterlager, ansteht, galt es nun hier in den Tropen bei 30° im Schatten zu erledigen. Segel abschlagen und zusammenlegen, Proviant sortieren und von Bord bringen, Anbauteile wie Solarpanele oder Elektronik abbauen und unter Deck sicher verstauen. Am mühsamsten und letztlich auch am unnötigsten war aber sicher die Reinigung meiner Edelstahl-Ankerkette. Wie ja schon beim Dinghiboden zu sehen war, scheint das Wasser im Spanish Water ziemlich nährstoffreich zu sein und entsprechend sah auch die Ankerkette aus. Schon beim Einholen haben wir geschrubbt wie die Weltmeister aber bei weitem nicht alle Algen runter bekommen. Deshab habe ich die Kette schön in langen Schlingen auf dem Steg ausgelegt und bin den Algen mit Bürste und Süßwasser zuleibe gerückt. Leider konnte ich dabei an fünf Kettenglieder deutlichen Lochfraß feststellen. Das diese Gefahr bei Edelstahlketten in den Tropen besteht, war mir bekannt, allerdings hatte ich doch gehofft, dass ich ein wenig länger davon verschont bleibe, hatte mir doch Gioias Voreigner versichert, dass es sich bei der Kette um eine vernünftige Qualität und keine billige Chinaware handelt.
Nun werde ich kaum um eine neue Kette herum kommen. Mittlerweile steht die Gioia sicher auf dem Trockenen, aufgepallt und festgezurrt. Das Slippen ging problemlos und recht zügig, nach dem Dampfstrahlen ist der Rumpf auch wieder schön sauber. Den letzten Tag verbringe ich mit Wäschewaschen im Haus von Freund Matthes, der mich dann am Abend auch zum Flghafen bringen wird.

Lebendes Gummi

In der Meerwasseraquaristik verwendet man sogenannte lebende Steine, das sind Brocken aus Korallengestein die von Mikroorganismen, Algen und Larven besiedelt sind und im frisch eingerichtetem Aquarium für erstes Leben sorgen. Heute habe ich kurz überlegt ob ich nicht ein Alternativprodukt auf den Markt bringe. Lebendes Gummi. Nach nur vier Wochen war mein Dinghi derartig bewachsen, dass ich eine Menge Aquarien damit hätte besiedeln können. Der Unterboden war nicht nur flächendeckend von z.T. über einen cm dicken Seepocken und etwa fünf cm langen Algenfäden bewachsen, dazwischen saßen auch viele Weichkorallen und sogar Schwämme. Ich alte Umweltsau hab dieses komplette Biotop kurzerhand mit Spachtel und Bürste vernichtet und zurück ins Meer gespült. Dennoch, so fürchte ich zumindest, wird das eingepackte Dinghi unter Deck in den nächsten Monaten einen kräftigen Duft nach Bouillabaisse verbreiten. Immerhin hat mir dieses Erlebnis meinen Glauben an die Wirksamkeit von Antifouling zurück gegeben, denn ganz so schlimm sieht der Rumpf des Mutterschiffes dann doch nicht aus.

Freitag, 25. Mai 2012

Das Ende der Sehnsucht

Traurige Nachrichten. Im letzten Beitrag hatte ich noch von meiner Sorge um Segelfreund Victor geschrieben, wusste ich doch, dass er sich mit seiner SY-Sehnsucht in diesen Tagen von Florida aus auf den Weg in Richtung Heimat machen wollte. Dabei hatte ich natürlich den Sturm Alberto im Sinn, nun muß ich leider berichten, dass Stürme nicht das einzige Risiko sind. Wie ich auf Facebook lesen muß, hat Victor seine Sehnsucht etwa 700 Meilen vor der amerikanischen Küste durch ein Feuer an Bord verloren. Skipper und Crew sind abgeborgen und wohlauf, wenn wohl auch ziemlich geknickt. Über die näheren Umstände ist mir aber nichts bekannt. Tschüss Sehnsucht, warst ein schönes, elegantes Boot... An Bord der Gioia ist alles okay, morgen segeln wir nach Willemstad und am Montag kommt sie dann aufs Trockene.

Montag, 21. Mai 2012

Rasmus gibt mir Recht

Wie zur Bestätigung meiner Entscheidung eine Pause einzulegen, vermelden die Wetterdienste heute den ersten benannten tropischen Sturm dieser Saison. Benannte Stürme (named storms)sind eine Vorstufe zum Hurricane und sind sogar ein Bestandteil meiner Versicherungspolice. Darin findet sich die "named storm" Klausel, die die Haftung bei Schäden durch eben diese Stürme einschränkt. Sturm Alberto ist ziemlich früh dran, zuletzt betrat Arthur im Jahr 2008 die atlantische Bühne bereits im Mai und damit vierzehn Tage vor dem offiziellen Beginn der Hurricanesaison. Alberto ist aber zum Glück weit weg von Curacao, momentan treibt er östlich von Florida sein Unwesen. Hoffentlich ist Freund Victor rechtzeitig losgekommen und inzwischen in sicheren Gewässern. Allerdings weht es hier in der Ankerbucht auch ganz schön kräftig, Dinghifahren wird zu einer äußerst nassen Angelegenheit und des Skippers Ohren sehnen sich nach einem Moment der Ruhe - es pfeift und plätschert, das Sonnensegel flattert und bald bin ich soweit die Oropax rauszuholen... Ansonsten ist alles im Lot, ich mache klarschiff und bereite Gioia für den Landaufenthalt vor.

Samstag, 19. Mai 2012

Der Pazifik kann warten

Nach langem hin und her habe ich mich endlich zu einer Entscheidung durchgerungen. Ende des Monats kommt die Gioia für einige Monate aufs Trockene und der Skipper geht auf Heimaturlaub. Gestern habe ich den Krantermin und den Stellplatz klar gemacht und einen Flug gebucht. Diese Entscheidung hat verschiedene Gründe. Hauptsache ist aber erstmal, dass ich mich sehr wohl damit fühle und überzeugt bin, hier und jetzt das Richtige zu tun. Zunächstmal hatte ich ja schon geschrieben, dass das Segelfeuer nach nunmehr acht Monaten an Bord und 6.000 Seemeilen im Kielwasser nicht mehr ganz so heiß in mir brennt, ich möchte es einfach ein bisschen ruhiger angehen lassen. Entspanntes Inselhopping ist aufgrund der Jahreszeit jetzt aber nur noch eingeschränkt möglich, hier unten wird’s langsam immer heißer und feuchter, im Norden drohen Hurricane und im Westen beginnt die Regenzeit. Mich jetzt in Richtung Panamakanal zu begeben hätte mir Bachschmerzen bereitet, die lange Anmeldeprozedur bei tropischen Regenfällen zu erledigen, eventell aufgrund des späten Termins keine anderen Boote zur gegenseitigen Unterstützung mehr zu treffen und dann den riesigen Pazifik mit Zeitdrck im Nacken angehen zu müssen, nein, das hätte womöglich Stress bedeutet und dem gehe ich lieber aus dem Weg. Alternativ wären noch die SanBlas Inseln vor Panama in Frage gekommen, aber auch dort hält langsam die Regenzeit Einzug und eine Möglichkeit die Gioia sicher an Land zu stellen wäre westlich von hier nicht absehbar gewesen. Wie ich es schon geschrieben habe, point of no return. Die südamerikanische Festlandsküste ist mit Sicherheit sehr sehenswert, allerdings in weiten Teilen nicht wirklich sicher (zumindest was Venezuela angeht) und auch kein Ort um Gioia ggfs alleine zu lassen. Hier auf Curacao zu übersommern habe ich einfach keine Lust, die Bucht ist zwar sicher und gut geschützt, die Infrastruktur ausgesprochen komfortabel aber es wird verdammt heiß, bei nächtlichen Regenfällen und deshalb geschlossenen Decksluken herrscht unter Deck ein saunaartiges Klima das nicht wirklich schlaffördernd ist. Zudem wird es nach einigen Wochen am gleichen Ort allein an Bord auch mal langweilig. Jetzt habe ich die Möglichkeit mir in Ruhe zu überlegen wie es weitergeht (das es weiter geht steht ausser Frage), im Herbst zu den San Blas oder doch noch eine Runde durch die östliche Karibik. Vielleicht finden sich auch andere Boote mit denen ich gemeinsam einen Teil des weiteren Weges angehen kann. Jetzt kommt die Gioia also erstmal an Land, die moderne Werft ist absolut sicher und gut ausgestattet, im Herbst habe ich dann noch Gelegenheit das Unterwasserschiff neu zu streichen und einige Lackstellen auszubessern. In der Zwischenzeit werde ich in Deutschland versuchen ein bisschen Geld zu verdienen, einige Weichen für die Zukunft stellen, meine Familie und Freunde wiedersehen und es genießen mal wieder nachts zu frösteln, lange Hosen und mehr als ein T-Shirt zu tragen. Nur vor der Vorstellung von Socken und festem Schuhwerk graut es mir, immerhin haben meine Füße jetzt sechs Monate ununterbrochen Luft und Freiheit genossen.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Internet, Wetter, Weingummi und ein Dentist

Hyperaktivität war ja noch nie so wirklich mein Ding. Auch wenn mein bisheriger Reiseverlauf etwas anderes vermuten ließ, habe ich schon immer alles etwas geruhsamer angehen lassen und mich wohl dabei gefühlt. So ist es jetzt auch im Spaanse Water, meiner Ankerbucht auf Curacao. Der Tag beginnt im Cockpit mit einem Becher Kakao und einer guten Stunde im Internet. Da lese ich dann die neusten Nachrichten aus Politik, Wirtschaft und Sport, informiere mich über die Wind- und Wettersituation der kommenden Tage und schmökere in den Internetreiseberichten anderer Segler. Mein momentaner Favorit dabei ist www.sawadi.info , Skipper Steffo läßt es deutlich ruhiger angehen als ich und liegt nach fünf Jahren Reisezeit nur noch rund 500 Meilen vorraus auf den San Blas Inseln vor Panama. Wenn dann die Lesestunde beendet ist, geht’s erstmal zum richtig wach werden ins Wasser und ich schwimme einige Runden um die Gioia. Im Unterschied zu Le Marin, wo ich jeden Liter Wasser per Dinghi mühsam im Kanister ranschaffen musste, kommt hier einmal in der Woche das Waterboat vorbei und liefert frisches Süßwasser, wie auf der ganzen Insel ist H2O nicht wirklich billig (ca. 0,06€ / Liter) aber bei einem Verbrauch von knapp 100 Litern in der Woche bringt mich die kurze, tägliche Heckdusche nicht an den Bettelstab. Wenn Einkäufe anstehen, geht’s um 10 Uhr mit dem Shuttlebus zum Supermarkt, dort hat man dann eine Stunde Zeit um alles zu besorgen und wird anschließend wieder direkt am Dinghianleger abgesetzt. Die hiesigen Supermärkte bieten europäischen Standard, man kann shoppen was das Herz begehrt. Da gibt es Gesundes wie Obst und Gemüse aber eben auch weniger Gesundes wie z.B. Weingummi und Lakritz. Da konnte ich natürlich nicht widerstehen und hab auch gleich den Preis bezahlen müssen. Ein herzhafter Biss ins Weingummi und es hat Knack gemacht. Das war es dann mit der Füllung meines Backenzahns. Aber auch die Zahnärzte bieten durchaus europäischen Standard und so hab ich mir gleich eine neue Kunststofffüllung verpassen lassen. Eine gute Stunde lag ich auf dem Stuhl und hab anschließend 199,- US $ bezahlen dürfen. Nun bin ich gespannt, wie ich diesen ersten Schadensfall mit meiner Auslandskrankenversicherung abgerechnet bekomme. Ich werde berichten. An den Nachmittagen bin ich entweder ein bisschen auf der Insel unterwegs, wobei das bisher gesehene nicht allzu spektakulär war oder verbringe die heißen Stunden mit einem Buch im beschatteten Cockpit. Ausgesprochen unterhaltsam und informativ war in den letzten Tagen „Der Sturz der Titanen“ von Ken Follett, eine Geschichte über die Ursachen und den Verlauf des ersten Weltkrieges. Tausend Seiten in vier Tagen – ich sag ja, ich laß es geruhsam angehen... Am Abend geht’s dann manchmal zum Seglerschnack auf ein Bier in die Hafenbar am Dinghianleger, wobei sich hier im Spaanse Water mal wieder deutlich zeigt, dass ich fürs Langfahrtsegeln ansich noch zu jung bin, der Altersdurchschnitt liegt doch deutlich jenseits der sechzig. An anderen Abenden guck ich nach dem Essen einen Spielfilm oder surfe ein wenig im Netz und gehe zeitig in die Koje. Seglers Midnight ist eben doch bereits um 21 Uhr. Statt des gewohnten, recht kräftigen Passatwindes war es in den vergangenen Tagen eher schwachwindig aus wechselnden Richtungen. Hinzu kamen recht kräftige nächtliche Niederschläge (an einem Morgen standen im Dinghi über 20cm Regenwasser!). Inzwischen normalisiert sich die Passatlage wieder und das ist auch gut so, denn der fehlende Wind ermöglichte es den nervigen Mücken an Bord zu kommen (keine Sorge, das ist nur lästig aber nicht gefährlich – Malaria gibt’s hier nicht) und die Niederschläge zwangen mich die Decksluken zu schließen, da wurde es dann richtig schön warm und stickig unter Deck, immerhin hat das umgebende Wasser hier 27° C. Diese Wetterlage ist ansich untypisch so früh im Jahr, ist sie doch normalerweise das, was Curacao von den weiter nördlich durchziehenden Hurricanes abbekommt. Auch wenn es kein Sturm war, so gab es auf Martinique sintflutartige Niederschläge und westliche Winde. Wie ich gehört habe, ist der schöne Strand von St. Anne kaum noch vorhanden und die Bucht von Le Marin voll von eingespültem Müll, Laub und treibenden Ästen. Man gut dass ich dort weg bin. Ansonsten gibt es nicht viel Neues zu berichten, ich ringe immer noch mit der Entscheidung wie es nun weiter geht, weiter nach Westen, noch schnell zurück in Richtung Azoren oder mit dem Flieger für einige Wochen in die Heimat? Jeden Morgen geht das Pendel in eine andere Richtung. Sobald sich dbzgl etwas tut, lass ich es euch hier wissen. Ach ja, moderne Zeiten. Neulich Abend war mein Internetzugang tatsächlich schnell genug um ein kostenloses Bildtelefonat via Skype in die Heimat zu führen, das ist doch wirklich Science Fiction oder? Da sitze ich in einer karibischen Ankerbucht und kann einem Freund in Hamburg den herrlichen Sonnenuntergang live mitverfolgen lassen. Soweit für heute, demnächst kommen auch mal wieder ein paar Fotos.

Freitag, 4. Mai 2012

Törnplanung light – Tipps vom Greenhorn

Auf besonderen Wunsch aus Kiel, hier noch ein paar Anmerkungen zur jahreszeitlichen Törnplanung. Seitdem ich die Leinen in Cuxhaven losgeworfen habe, hetze ich ja ein wenig der klassischen Törnplanung hinterher, denn normalerweise wird überall empfohlen deutlich früher im Jahr, also nicht erst Ende September, die nordeuropäischen Gewässer zu verlassen und sich in den Sommermonaten entlang der europäischen Küste gen Süden zu hangeln. Das macht auch sicherlich Sinn, denn ich habe es doch bedauert z.B. die wunderschöne Bretagne mehr oder minder links liegen gelassen zu haben. Wenn man dann nicht zu sehr bummelt, verläßt man im September den Heimatkontinent und steuert nach einem Stopp auf der Blumeninsel Madeira die Kanaren an. Dort angekommen hat man dann genug Zeit sich die sechs Inseln anzuschauen, besonders möchte ich dabei die westlichen Inseln empfehlen. Im Laufe des Dezembers geht es dann weiter, je früher man startet umso ratsamer ist es einen Abstecher zu den kapverdischen Inseln einzuplanen und man sollte sich nicht vom frühen Start der Veranstaltung für betreutes Segeln ARC Anfang Dezember täuschen lassen, denn die beste Zeit für eine Atlantikpassage beginnt mit dem Jahreswechsel. Die Gründe des frühen ARC Starts liegen eher darin begründet, dass die meisten Teilnehmer es begrüßen zum Weihnachtsfest wieder zu Hause zu sein. Will man halbwegs genug Zeit zum erkunden der Karibik haben sollte man die Atlantikpassage gleich zu Beginn des Jahres angehen, denn man tut gut daran, zumindest die nördlichen Teile der Karibik im Mai zu verlassen. Denn ab Anfang Juni drohen schwere Stürme, deren Ursprung im intensiven Sonnenschein auf dem Atlantik vor Westafrika begründet liegt. Auf vielen Inseln der Windwards gibt es halbwegs sichere Buchten, sogenannte Hurricaneholes, in denen man die Boote mit einem Spinnennetz aus Leinen an den am Ufer wachsenden Mangrovenbäumen vertäut. Allerdings sind diese sicheren Plätze begehrt und man sollte sich rechtzeitig um einen Platz kümmern, sonst kann es passieren, dass sich ein Sturm ankündigt und einem nur die Flucht nach Süden bleibt, weil die sicheren Plätze bereits belegt sind. Ein Teil der Segler begiebt sich daher im April oder Mai auf den Rückweg und steuert über die Azoren wieder Europa an. Andere verdrücken sich nach Süden, z.B. nach Tobago, die Südamerikanische Nordküste (wobei man sehr viel schlechtes über Venezuela hört, Piraterie, Korruption, viel Dreck und Müll – wahrscheinlich ist man zumindest momentan gut beraten dieses ansich wohl wunderschöne Land auszulassen) oder die ABC Inseln. Steht der Pazifik auf dem Plan kommt schon das nächste tropische Sturmsystem, die pazifischen Cyclone ins Spiel. Denn auf dem Weg nach Polynesien überquert man den Äquator und auf der Südhalbkugel gehen die Uhren bekanntlich anders (ob das Wasser tatsächlich andersherum in den Abfluss des Waschbeckens strudelt und vor allem was genau auf dem Äquator passiert werde ich dann berichten). Die tropischen Stürme der Südhalbkugel drohen im dortigen Sommer, also ungefähr in der Zeit von November bis März. Will man also die südpazifische Inselwelt ausgiebig besegeln tut man gut daran im März oder April den Panamakanal zu durchqueren und sich wiederum auf den Weg nach Westen zu machen. Nach einigen Monaten im Paradies muß man sich dann rechtzeitig vor der Cyclonsaison entscheiden. Wird die Zeit oder das Budget in Polynesien knapp, kann man auch dem logischen Weg von Bernard Moitessier folgen, im letzten Blogbeitrag habe ich ja schon davon berichtet. Entscheidet man sich also für eine schnelle Heimkehr nach Europa (bei Moitessier war es die Sehnsucht nach den Kindern daheim), biegt man quasi in der Südsee links ab und steuert den Bereich der stetigen Westwinde ganz im Süden unseres Planeten an. Um dann das Kap Horn bei halbwegs passablen Bedingungen passieren zu können tut man gut daran, den Start so zu legen, dass man die Südspitze Feuerlands im südlichen Hochsommer (Dezember/Januar) umsegelt. Anschliessend braucht man nur noch im weiten Bogen bis kurz vor Afrika und dann nach Norden zu steuern. Wahlweise bieten sich dann Brasilien, die Karibik, die Kapverden oder auch die Kanaren als Zwischenstopps auf dem Weg nach Europa an. Plant man die Circumnavigation zu vollenden steuert man z.B. Neuseeland oder Australien an. Viele legen dort eine Weihnachtspause ein, fliegen nach Hause oder bereisen diese tollen Länder für einige Monate mit einem Wohnmobil. Anschliessend geht’s dann um Nordaustralien herum in den Indischen Ozean. Dort wählen dann viele Segler die südliche Route über Mauritius nach Südafrika. Die nördliche und sicherlich interessantere Route über Thailand und Indien zur Arabischen Halbinsel ist leider seit einigen Jahren aufgrund der misslichen Situation in Somalia und der daraus resultierenden Piratengefahr ansich nicht mehr praktikabel. Ein gutes, wenn auch etwas unübersichtliches Nachschlagewerk zu diesem Thema ist „Segelrouten der Welt“ von Jimmy Cornell.

Donnerstag, 3. Mai 2012

Point of no Return – jetzt muss ich mich wohl entscheiden

Die Tage vergehen mal wieder wie im Flug. Selbst Kleinigkeiten halten mich einen halben Tag auf Trab. Busverbindungen sind zwar vorhanden aber nicht immer zuverlässig, ist der Busfahrer mal in Eile, läßt er auch mal einen Teil der Route aus und nimmt eine Abkürzung. Als ahnungsloser Tourist wartet man dann vergeblich an der Bushaltestelle bzw. sitzt bis zur Endstation im stickigen Bus, nur um anschließend die gleiche Strecke wieder retour zu fahren. Besonders ärgerlich ist soetwas, wenn man nach einem Supermarktbesuch mit einem Rucksack voller Obst, Yogurt und Aufschnitt dann in der prallen Sonne warten muss und den Lebensmitteln beim Vergammeln fast schon zuhören kann. Aber immerhin gibt es Busverbindungen und manchmal sogar kostenlose Shuttlebusse zum Supermarkt. Gestern konnte ich nun endlich mit dem Chef des Seaquariums sprechen, ich hatte ja ein wenig die Hoffnung dort einen kleinen Job zu bekommen, insbesondere weil die einzelnen Aquarien dringend etwas Zuwendung gebraucht hätten. Allerdings zeigte sich im Gespräch, dass der Zustand der Aquarien die Interessenlage des Inhaber recht gut wiederspiegeln. Sein Augenmerk liegt inzwischen auf seinem Uboot und seinem Forschungsschiff, die Aquarien laufen nur noch so nebenbei und werden ohne große Sachkenntniss betreut und leider besteht wohl auch kein Interesse daran etwas zu ändern. Am vergangenen Wochenende konnte ich Matthias (dem hier auf Curacao als Delphintherapeut arbeitenden Bruder meines Freundes Martin) ein bisschen beim Anbau eines Vordaches an sein Haus helfen, zwei Tage haben wir zusammen mit drei weiteren Freunden gesägt, gebohrt und geschraubt und konnten am Sonntagabend auf einer richtig schicken Veranda unseren Sundowner trinken. Richtig viel Spaß hat es gemacht mal wieder an etwas anderem als der Gioia zu basteln. Aber auch mein schwimmender Untersatz kommt nicht zu kurz. Inzwischen habe ich abermals ein neues Display für den Autopiloten eingebaut, allerdings nicht ohne vorher die zu langen Schrauben zu kürzen. Denn die hatten mir in den vergangenen Wochen all die Probleme bereitet (durch ihre Überlänge haben sie von hinten das Displaygehäuse geknackt und so der salzigen Feuchtigkeit Zugang zur Elektronik verschafft – diese hat das natürlich umgehend mit Korrosion und letztendlich einem Kurzschluss quittiert). Auch habe ich endlich mal das Schaltgestänge an der Steuersäule ordentlich geschmiert, allerdings ist mir dabei eine der Schrauben des Schaltgehäuses abgerissen und wieder wurde aus einer Kleinigkeit eine fast tagesfüllende Beschäftigung. Jetzt warte ich noch auf eine Rückmeldung des örtlichen Riggers, ich hoffe, dass er mir mit einigen Teilen für meinen Spibaum weiterhelfen kann. Für heute habe ich mir vorgenommen die Bremse meiner Ankerwinsch wieder gangbar zu bekommen und dann fehlt eigentlich nur noch ein Päckchen aus Fehmarn mit dem neuen Steuergerät für meine Heizung um die Gioia wieder 100% für die nächsten Etappen vorbereitet zu haben. Damit wären wir dann auch beim Titel dieses Berichtes. Hier auf Curacao, nur noch gute 500 Meilen vom Panamakanal entfernt, wird mir nun besonders bewußt, dass ich nun eine Entscheidung treffen muß. Bisher habe ich ja versucht nicht allzu viele Pläne zu schmieden und bin einfach drauf los gesegelt. Nehme ich jetzt aber den Kanal in Angriff und wechsel damit vom Atlantik zum Pazifik ist mir der schnelle Rückweg nach Europa erstmal verbaut. Von Curacao aus könnte ich noch recht bequem Kurs Nord einschlagen und dann irgendwann in Richtung Osten die Azoren ansteuern. Bin ich aber erstmal auf dem Pazifik lägen viele tausend Meilen westwärts vor mir und als Alternative bliebe nur der große Bogen ums Kap Horn zurück in den Atlantik. Eine Route die schon der große Bernard Moitessier als den logischen Weg beschrieben hat. Ich gebe aber gerne und offen zu, dass ich sowohl vor der langen Route gen Westen als auch vor dem Weg ums Kap Horn gehörigen Respekt habe. So sitze ich nun häufig im Cockpit, blättere in meinen Büchern, messe die Distanzen auf den Seekarten und rechne mit spitzer Feder im Kassenbuch der Gioia. Denn leider ist mein Budget in den letzten Monaten schneller geschrumpft als gedacht und somit werden nicht nur Jahreszeiten und Entfernungen sondern auch ganz profane finanzielle Fragen limitierende Faktoren zur weiteren Törnplanung. Die Lebenshaltungskosten halten sich zwar sehr in Grenzen, große Restaurant- und Barbesuche habe ich mir ja schon lange abgewöhnt und die paar Nudeln und Karotten die ich zum Leben brauche, sind kaum der Rede wert, aber die anfallenden Kleinigkeiten zur Bootsinstandhaltung summieren sich inzwischen doch schon ganz ordentlich. Verzichte ich aber auf den Pazifik, muss ich mich richtig sputen, denn mit jedem Tag drohen nun vermehrt Hurricanstürme in der östlichen Karibik Letztlich denke ich, dass ich mich der Herausvorderung des Pazifiks stelle und nach der Passage des Panamakanals direkt die Marquesas ansteuere, dort kann ich dann immernoch entscheiden ob es weiter gen Westen oder rund ums Horn zurück geht.

Donnerstag, 26. April 2012

Telefon!

Seit gestern habe ich nun auch eine örtliche Telefonnummer und dauerhaft Internet an Bord - bin also wieder erreichbar. Meine neue Mobilnummer: 01069 005999 5167385 (7,4ct/min) Email wie gehabt. Skypename TurTur650

Mittwoch, 25. April 2012

Einklarieren auf Curacao – ein nicht ganz unkomplizierter Job


willemstad auf einer größeren Karte anzeigen

Man könnte ja meinen, wenn das Boot erstmal sicher vor Anker liegt, alle Schoten und Fallen sauber aufgeschossen, die Segel zusammen gelegt und gut vor dem Sonnenlicht geschützt sind und das Ankunftsbier getrunken ist, läge der anstrengenste Teil des Törns hinter einem. Hier auf Curacao liegt man mit dieser Ansicht voll daneben.
Denn wie überall, ist es auch hier obligatorisch den Behörden die Ankunft des Schiffes mitzuteilen.
Auf der schönen Insel Curacao ist es aber deutlich aufwendiger als auf allen bisherigen Stationen meiner Reise und daher einen eigenen kleinen Bericht wert.
Für meinen Landfall auf Curacao habe ich die, auch in vielen Törnführern empfohlene Ankerbucht „Spaanse Water“ ausgewählt. Durch einen kleinen Kanal, gesäumt von Klippen und Untiefen, gelangt man in die weitläufige und verzweigte Bucht.
Mein Versuch einen Liegeplatz in einer der Marinas zu bekommen scheitert und deshalb geht es wieder einmal vor Anker. Das verkompliziert zwar die Abreise von Kurzzeitmitsegler Frank, schont dafür aber die Bordkasse.
Zum Einklarieren muß man in die etwa 10km entfernt gelegene Hauptstadt Willemstadt und dort neben dem Zoll auch die Immigration- und Hafenbehörden aufsuchen.
Da Frank schon am Tag nach unserer Ankunft wieder mit dem Flugzeug ausreisen will, beschliessen wir trotz fortgeschrittener Uhrzeit einen Versuch zu unternehmen.
Also pumpen wir das Dinghi auf und packen alle notwendigen Papiere (Reisepässe, Bootspapiere, Zarpe (Ausklarierungsbestätigung des letzten Hafens) in einen wasserdichten Sack und machen uns auf den Weg zum nächstgelegenen Dinghianleger im Fischerhafen.
Von dort sind es nur wenige Minuten Fußmarsch bis zur Bushalte (klingt nach Jugendslang, heisst hier aber tatsächlich so). Nach fast einer Stunde Wartezeit kommt dann auch endlich ein Minibus der uns schnell und preiswert in die Hauptstadt bringt.
Von der dortigen Bushalte ist es nicht weit bis zum Gebäude des Zolls, doch hängt in der Tür nur eine kurze Notiz, dass man bei Bedarf bitte die genannte Nummer anrufen soll.
Normalerweise ja kein Problem aber leider fehlen den deutschen Telefonanbietern hier die Roamingpartner und so funktioniert keines unserer drei Handies.
Dann also erstmal zur Immigration. Irgendwie war aber unsere Wegbeschreibung nicht so ganz eindeutig, zumindest verging uns schnell die Lust ohne definitives Ziel bei Nacht durch den Hafen zu laufen und unsere Mägen waren auch am Knurren. Schnell fand sich ein kleines Restaurant mit freiem Internetzugang und so konnten wir nicht nur etwas essen sondern auch per Skype den Zoll ins Büro bestellen.
Inzwischen war es 22.30 Uhr und somit klar, dass wir den Einklarierungsjob an diesem Tag nicht mehr erledigt bekommen. Der letzte Bus war eh schon weg und so konnten wir ganz in Ruhe noch ein Bier trinken gehen.
Per Taxi ging es dann zurück zur Ankerbucht.
Am nächsten Morgen dann der zweite Versuch, nochmals mit dem Bus in die Stadt, diesmal mit exakter Ortsbeschreibung. Um überhaupt zum Imigrationoffice zu gelangen, müssen wir erstmal durch eine Kontrolle auf den Kreuzfahrerpier. Dafür werden unsere Daten notiert und ein Beleg ausgestellt, der, vom Immigrationofficer gegengezeichnet, beim Verlassen des Piers wieder abgegeben werden muss. Das Büro war dann auch schnell gefunden und die Dokumente ausgefüllt und abgestempelt. Allerdings war der Hafenmeister bei unserer Ankunft gerade in die Mittagspause gegangen und erst zwei Stunden später für uns erreichbar.
Immerhin hatte Frank seinen Einreisestempel im Pass und seiner Ausreise stand nichts mehr im Wege. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee in der Stadt verabschiedeten wir uns voneinander und ein Taxi brachte Frank zum Flughafen.
Ich bin noch ein wenig durch die Stadt gebummelt um dann erneut beim Hafenmeister vorstellig zu werden. Schnell war dann die Ankererlaubnis für drei Monate erteilt (Kosten 10$) und ich konnte mich auf den Rückweg zur Gioia machen.
Es war natürlich schon ein bisschen anstrengend bei dreissig Grad durch die Stadt zu rennen, im Nachhinnein ging aber alles trotz aller Komplikation ausgesprochen freundlich und problemlos über die Bühne. Jetzt könnte ich ohne weiter Kosten und Formalitäten volle drei Monate auf dem Ankerplatz liegen bleiben – auch nicht so schlecht. Trotzdem ist es gut, dass anderenorts sich das ganze Procedere normalerweise etwas unkomplizierter gestaltet.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Frank Steinbach

Montag, 23. April 2012

Inzwischen sind wir gut auf Curacao angekommen und befinden uns gerade auf der Suche nach Zoll, Immigration und Hafenmeister. Daher später mehr....

Wie einst Hans Hass...













Inzwischen habe ich mich hier auf Bonaire ein wenig eingelebt und bin von Tag zu Tag mehr begeistert. Die Gioia liegt direkt vor der Uferpromenade von Kralendijk an einer Mooring, aus dem Cockpit fällt der Blick auf die kleine, unter Naturschutz stehende Insel Klein Bonaire.
Das Wasser unter dem Rumpf ist von faszinierender Klarheit, bunte Fischschwärme stürzen sich auf jeden über Bord geworfenen Brotkrümel.
Am Mittwoch Abend stand in der Beachbar plötzlich Achim aus Bremen vor mir.
Vor fast einem halben Jahr haben wir uns auf La Graciosa kennen gelernt, ich stand ganz am Anfang meiner Reise und Achim war ein paar Tage zum Entspannen auf die Insel gekommen, wir tranken einige Biere zusammen und Achim half Freund Krischan noch beim Verlegen der Taina.
Nach guten fünf Monaten Alltag in einer Bremer Klinik für Achim und ein paar Seemeilen im Kielwasser für mich stehen wir uns nun hier gegenüber – was für ein Zufall! Wie klein die Welt doch sein kann.
Gemeinsam mit Frank, Achims Zimmernachbarn aus dem Hotel gehen wir nicht nur ein paarmal essen sondern unternehmen auch einen kleinen Mietwagenausflug um die Insel.
Und Bonaire kann wirklich rundherum überzeugen, denn die gesamte Uferlinie ist mit Tauchspots und Badestränden gesäumt. Schon Hans Hass hat hier Anfang der dreissiger Jahre die Unterwasserwelt erkundet und begeistert davon berichtet.
Die seit dem vergangenen achtzig Jahre haben natürlich auch hier für Veränderung gesorgt.
Die Salzgewinnung ist neben dem Tourismus noch immer der wichtigste Wirtschaftszweig, nur das die Salz schaufelnden Sklaven inzwischen von Baumaschinen abgelöst wurden. Die erschreckend winzigen Sklavenhütten stehen aber noch immer am Strand und lassen erahnen wie menschenverachtend die damaligen Zeiten waren.
Im Norden der Insel wurde eine Ölraffinerie gebaut und das war es dann auch schon so ziemlich mit der Inselindustrie.
Dank KLM sind die ABC Inseln gut und günstig (ca. 500,-) von Europa aus zu erreichen und so verwundert es doch ein wenig, dass die Deutschen dieses Urlaubsparadies noch nicht wirklich für sich entdeckt haben.
Inzwischen ist Achim wieder in Deutschland und ich habe ein bisserl was an der Gioia getan.
Es war mal wieder an der Zeit das Unterwasserschiff samt Opferanoden und Kühlwassereingang zu reinigen. Bei diesen Bedingungen ist das aber eher eine Freude als Arbeit, schnell war ich umzingelt von hunderten Fischen, die sich den abgeschabten Bewuchs schmecken liessen (ich hoffe es ist ihnen bekommen). Von Zeit zu Zeit schaut auch immer mal wieder eine Schildkröte am Boot vorbei und mit etwas Glück entdeckt man auch mal eine Art kleiner Mantarochen.
Gestern Abend gab es dann mit Frank ein kleines BBQ an Bord und wir haben verabredet, dass ich ihn am Montag mit nach Curacao nehme.
Heute habe ich dann auch endlich die Ankerkette mit Längenmarkierungen versehen, so dass ich nun deutlich besser abschätzen kann wieviel Kette ich am Ankerplatz stecke.
Ein weiterer Punkt auf der to-do-Liste war die Schaltung, die langsam begann etwas schwergängig zu werden. Ansich eine schnelle Aktion, Gehäuse an der Steuersäule öffnen, ein wenig WD40 gesprüht und gut – denkste! Die Gehäuseschrauben waren etwas korrodiert und liessen sich nur schwer lösen und der Kopf der letzten Schraube ist dann, wie sollte es auch anders kommen, abgerissen. So musste ich mit Akkubohrer, Metallsäge und Zangen sehen wie ich den Schraubenrest aus dem gehäuse bekomme. Ganz ist es mir noch nicht gelungen, einen Stummel habe ich mir für Curacao aufgehoben, aber zumindest habe ich das Schaltgehäuse aufbekommen und konnte es wieder leichtgängig machen.
Heute Abend werde ich dann noch ausklarieren, die Gioia soweit segelklar machen und morgen dann die knapp vierzig Meilen nach Curacao segeln.

Donnerstag, 19. April 2012

Von Martinique zu den ABC Inseln

Irgendwann war es dann soweit und ich habe endlich die Bucht von Le Marin hinter mir gelassen und mich wieder auf den Weg in Richtung Westen gemacht.
Auf Dauer war Martinique dann doch etwas langweilig, nur die hervorragende Infrastruktur hielt mich solange vor Ort. Vor allem der Elektroniker von Diginav (und meine leidigen Elektronikprobleme) haben mich solange festgehalten. Nicht nur in Deutschland scheinen die Dienstleister der Yachtbranche Großmeister im Vertrösten und Hinhalten zu sein, immer wieder bekam ich zu hören „come back tomorrow...“.
Nachdem dann alles wieder so lief wie gewünscht, bestand kein Grund länger dort zu bleiben.
Martinique scheint irgendwie eine Sonderrolle hier in der Karibik zu spielen, von der vielgerühmten karibischen Lebensfreude und Freundlichkeit ist nicht viel zu spüren und so war ich doch froh los zu kommen.
Schon am Donnerstag Abend hatte ich die Gioia seeklar gemacht, alle Persenninge runter genommen, das Sonnenzelt abgebaut, die Wassertanks gespült und wieder befüllt. So stand meinem Start am Freitag Morgen nichts im Wege und um neun Uhr ging ich Anker auf und verließ unter Motor ein letztes Mal die Bucht von Le Marin.
Draussen erwarteten mich schwache, achterliche Winde und so ging es zunächst nur unter Genua in Richtung Südwest.
Auch in den folgenden Stunden sollte der Wind nicht zulegen, im Gegenteil. Zeitweilig war es doch eine arge Dümpelei und selten zeigte die Logge mehr als vier Knoten.
Der erste Tag brachte nur ein Etmal von knappen hundert, der zweite gar nur achtzig Meilen.
Erst am dritten Tag lief es besser, unter Schmetterlingbesegelung, d.h. Mit ausgebaumter Genua auf der einen Seite und dem Großsegel auf der anderen Seite erreichte die Gioia endlich mal wieder die sieben Knoten Marke.
Tagsüber war es, gerade zur Mittagszeit, doch sehr heiß und auf dem Teakdeck verbrannte man sich die Füße. Also verkroch ich mich in den Schatten unter Deck und wartete auf den Nachmittag.
Besonders die Morgenstunden und die Zeit der Abenddämmerung habe ich immer sehr genossen, beobachtete das Meer, sah viele Wale, eine Schildkröte und eine Unzahl von verschiedenen Seevögeln. Ein Piepmatz blieb sogar eine ganze Nacht auf der Reling sitzen – ich hoffe zumindest, dass er am Morgen wieder neue Kräfte gefunden hatte und nicht einfach irgendwann ins Wasser gefallen ist.
Leider hat sich mein neuer, für viel Geld in Le Marin geschweißter Spibeschlag am Mast nicht bewährt, nacheinander hat er mir beide Enden des Spibaums zerbrochen und so werde ich dbzgl vor dem Pazifik noch nachbessern müssen.
Das gilt auch für das Autopilotendisplay, gleich in der ersten Nacht gab es wieder einen Blackout der Elektronik, so dass ich erstmal beidrehen musste um die Aries klar zu machen und anschliessend in Ruhe das Elektronikproblem zu lösen.
Offensichtlich ist wieder Wasser auf die Platine des Displays gekommen und hat für einen Kurzschluss gesorgt, immerhin hatte ich mir in Le Marin ein Ersatzdisplay besorgt und so konnte ich nach einiger Bastelei wieder von der Aries auf den elektronischen Piloten wechseln.
Die letzten Nächte brachten wieder eine Menge Squalls und immer mal wieder auch ein bisschen Großschiffverkehr, dadurch war an längere Schlafpausen nicht wirklich zu denken, immer wieder holten mich die elektronischen Warner aus der Koje und das geht auf Dauer doch auf die Kondition.
So war ich letztlich doch sehr froh als ich am Dienstag Mittag allen die es nicht hören konnte, ein lautes „Land in Sicht!“ entgegen brüllen konnte.
Als Belohnung für die letzten Tage entschloss ich mich nach langer Zeit mal wieder in einer Marina fest zu machen, leider muss ich heute sagen, denn für teures Geld gabs weder ein funktionierendes Wlan noch den so dringend benötigten Schlaf. Zum einen lärmte die halbe Nacht eine Baustelle direkt vor der Marina, viel schlimmer waren aber die Trillionen von Moskitos die erstmalig auf meinem Törn über mich herfielen. Sicherlich fünfzig Stiche habe ich davon getragen bevor ich endlich mein Moskitonetz aus dem hintersten Winkel des Bootes hervorgekramt habe und dann irgendwie in den Schlaf gefunden habe.
Inzwischen habe ich die Gioia vor die Uferpromenade an eine Mooring gelegt und hoffe, dass sich die Moskitos nicht so weit aufs Wasser hinnaus trauen.

Bonaire ist wieder ganz anders als die bisherige Karibik, nicht nur, dass niederländisch gesprochen wird, ich habe auch den Eindruck, dass es nocheinmal deutlich wärmer ist. Die Menschen sind alle ausgesprochen freundlich und hilfsbereit und man merkt, dass der Tourismus hier sehr amerikanisch geprägt ist (auch ist der Dollar die offizielle Währung).
Die Preise sind günstiger und der Service besser als auf Martinique, für ein ausgesprochen gutes und großes Filetsteak mit Salatteller und leckerer Nachspeise habe ich inkl. Getränken 40$ gezahlt, also rund 32€.
Jeden Tag kann ich ir das nicht leisten aber nach einem antrengenden Törn musste das einfach mal sein...
Jetzt bleibe ich noch ein paar Tage hier und dann geht’s weiter nach Curacao.

Dienstag, 17. April 2012

Gut auf Bonaire angekommen!

Nach etwas mehr als vier Tagen auf See bin ich heute auf der ehemals zu den niederländischen Antillen gehörenden Insel Bonaire angekommen. Die Fahrt war recht anstrengend und entsprechend groggy bin ich gerade, da reicht es nur für ein paar kurze Zeilen.
Um mal wieder unter Menschen zu kommen, habe ich mich entschlossen mir einen Liegeplatz in der Marina zu gönnen - wie man es auch macht, man macht es verkehrt. Die Marina ist fast leer, nur wenige Boote liegen mehr oder minder verlassen an den Stegen, auch kein Wunder bei den Preisen. Pro Nacht kostet mich das einsame Vergnügen über 40 US und noch nicht einmal das Wifi funktioniert. Daher geht´s morgen wohl an eine Mooring, freies ankern ist verboten und die Mooring gibts schon für schlappe 10 Bucks am Tag... wird Zeit das ich weiter komme... ;-)

Montag, 16. April 2012

Via Inmarsat:

Nach 3tagen schwachwind jetzt endlich eine frische brise. Noch 170sm bis
bonaire. An bord alles ok.

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Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Samstag, 14. April 2012

Via Inmarsat:

Gestern das kleinste etmal der bisherigen reise, <100sm&heute wirds wohl
noch weniger.Flaute von hinten.sonst alles ok

Please note your reply is limited to 160 characters.

Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Donnerstag, 12. April 2012

Durchs karibische Meer

Le Marin, Martinique 12.04.2012

Gerade habe ich einen Blick auf den Kalender geworfen und war regelrecht schockiert.
Am Sonntag bin ich nun schon zwei Monate in der Karibik, meine Güte, wie die Zeit vergeht!
Nur gut, dass ich inzwischen alle Vorbereitungen erledigt habe und morgen in aller Frühe den Anker lichten kann. Mein nächstes Ziel werden die niederländischen Antillen sein, ermutlich gehe ich zunächst nach Bonaire und anschließend dann nach Curacao.
Bis dahin liegen rund 500 Seemeilen karibisches Meer vor mir, die Windvorhersagen versprechen gute Segelbedingungen und so sollte ich mein Ziel in drei Tagen erreichen können.
Ich befürchte ein wenig, diese drei Tage werden es insich haben und eher an die Törns entlang der europäischen Küste erinnern als an die Atlantikpassage. Denn fast alle Großschiffe die vom Atlantik kommen und zum Panamakanal wollen, queren meinen Kurs und verhindern so ausgedehnte Schlafpausen. Mal gucken wie es kommt.
Wie fast immer verlasse ich den Hafen (bzw. den Ankerplatz) sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge. Natürlich habe ich mich in den vergangenen Wochen hier in Le Marin / St. Anne eingelebt, habe die richtigen Märkte gefunden, habe schlechte von weniger schlechten Lokalen zu unterscheiden gelernt und habe natürlich auch nette Leute hier kennen gelernt.
All das bleibt jetzt im Kielwasser zurück und wird schon bald nur noch Erinnerung sein.
Andererseits ist Le Marin nun nicht so schön, dass ich hier noch viel länger verweilen möchte und ich freue mich darauf wieder auf See zu sein und neue Ziele anzusteuern.

Samstag, 7. April 2012

Frohe Ostern! Alltag in der Ankerbucht

In den letzten Wochen gab es nur wenig von mir zu lesen, zum einen ist es noch immer nicht ganz einfach mit dem Internetzugang, zum anderen fällt es mir momentan schwer hier im Blog zu berichten weil ich gerade dabei bin einen ausführlichen Bericht über die bisherigen Reiseabschnitte zu schreiben.
Je nach Stimmung wechsle ich momentan die Ankerbucht, stehen Bessorgungen oder irgendwelche Termine an, fahre ich in die tief eingeschnittene Bucht von Le Marin und schmeisse den Anker direkt vor der Marina. Die nahezu perfekte Infrastruktur (jegliches Zubehör, Handwerker, große Supermärkte mit eigenem Dinghidock) bezahlt man mit nicht ganz so klarem Wasser und einer Menge Verkehr, zeitweise komme ich mir auf meinem Ankerplatz vor wie an einer Haupteinfallstrasse, Alle Arten von Wasserfahrzeugen fahren an mir vorbei, vom Opti bis zur Maxiyacht, vom Mini-Hobie bis zum 70 Fuß Luxuskat, vom Jetski bis zur Mega-Motoryacht und natürlich alle Arte von Beibooten, besegelte, geruderte und zT rasend schnelle mit Außenborder.
Wird mir der Trouble zu bunt verhole ich die Gioia vor den Strand von St. Anne in die Nachbarbucht. Dort liegt man in kristallklaren türkisen Wasser und hat freien Blick auf den Horizont.
Anfang der Woche habe ich mit meinem Ankernachbarn Peter auf der Gioia einen zwei Tages Ausflug in die Rodneybay auf St. Lucia gemacht. Bei der Gelegenheit hab ich alle Veränderungen der letzten Wochen überprüfen können, das Großsegel steht jetzt richtig gut, die längeren Segellatten erfüllen ihren Zweck, der Autopilot läuft tadellos und selbst die Aries hat einige Stunden die Gioia verlässlich auf Kurs gehalten.
In der Rodneybay haben wir diesmal direkt vor der Marinaeinfahrt im südlichen Ankerfeld gelegen.
Der Ort ist ziemlich touristisch aber trotzdem ganz nett. Das Preisniveau ist etwas erträglicher als hier auf Martinique.
Extra für die Reise hatte ich mir ja einen E-Bookreader gekauft, der Amazon Kindle ist ein faszinierendes Stück Technik und bietet die Möglichkeit fast weltweit Lesestoffnachschub zu bekommen. Leider hatte mein Gerät Probleme eine Verbindung zum Internet aufzubauen.
Kaum hatte ich eine Email an den Hersteller geschickt kam schon der Rückruf und als alle Tricks das Problem nicht lösen konnten, wurde mir kurzerhand kostenlos ein neues Gerät zugeschickt.
Weil sich die Lieferung verzögerte und der Kindle auf dem Weg zu mir gleich zweimal den Teich überqueren musste, gab´s von Amazon.com sogar noch eine 20$ Gutschrift.
Das alte, bis auf ein Feature ja voll nutzbare Gerät durfte ich behalten.
Vorbildlicher Service muss ja auch mal erwähnt werden.
Meinen Nachbarn und Mitsegler Peter habe ich schon in Mindelo / Kap Verden am Steg gesehen, erst hier sind wir aber in Kontakt gekommen. Wie sich heraus gestsellt hat sind wir am gleichen Tag in Mindelo gestartet.
Peter hat gerade eine ziemlich heftige Pechstähne hinter sich, beim ersten Start über den Atlantik hat ihn 400 Meilen westlich der Kap Verden nachts ein großer, chinesischer Fischer vierkannt gerammt. Seine stabile 9m Stahlketch wurde heftig ramponiert, er konnte sie aber retten.
Das brutale an dem Vorfall ist allerdings, dass der Chinese sich über Funk kurz entschuldigt aber dann knallhart seinen Weg fortgesetzt hat. Die Fischer standen am Heck und guckten auf die stark beschädigte Yacht im Kielwasser.
Während der folgenden Reparaturarbeiten entwickelten Peter und seine Frau immer stärkere Heimatgefühle für die Kap Verden und hatten sich fast schon endgültig entschieden dort zu bleiben, da ging die Beziehung in die Brüche und Peter ist unfreiwillig zum Einhandsegler geworden.
Nun lag er hier in der Bucht, arbeitete an seinem Boot und konnte sich nicht recht entscheiden wie es weiter gehen soll. Vielleicht war der kurze Törn nach St. Lucia ganz gut, jetzt plant er zumindest in den nächsten Wochen ein bisschen gen Süden zu segeln.



Ein anderer Bekannter aus der Ankerbucht ist Johann aus Österreich.
Er ist schon seit fünfzehn Jahren auf seinem 50Fuss Trimaran unterwegs und hat eine Menge zu erzählen. Sein Tri zählt sicherlich zu den ungewöhnlichsten Langfahrtbooten die man unterwegs so treffen kann. Mit seinem Spezialrigg ist der Tri mit nur einer Schot sehr einfach und vorallem schnell zu segeln. Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der 15Knoten sind wohl normal.
Unter Deck bietet diese Rennmaschine erstaunlich viel Komfort, zwei Doppelkabinen, Dusche, Sitzecke und Naviecke, Pantry – alles da was man braucht.

Die Ostertage werde ich nun doch noch hier auf Martinique verbringen, am Dienstag hoffe ich meine Heizung wieder in Gang zu bekommen, nicht dass ich sie momentan vermissen würde aber wer weiß schon wo es mich in den nächste Monaten hin verschlagen kann.
Bis auf einige Kleinigkeiten ist die Gioia verproviantiert, vermutlich würde ich auch nicht verhungern wenn ich ohne Stopp den Panamakanal passieren würde.
Mitte der Woche hoffe ich endlich wieder zu segeln. Wohin wird dann aber wohl spontan entschieden. Entweder geht’s nochmal auf die Grenadienen und vielleicht nach Tobago oder doch direkt zu den ABC Inseln. Wenig wahrscheinlich ist momentan dass ich direkt nach Panama fahre.

Vor der Abfahrt lasse ich nochmal von mir hören.
Bis dahin wüsche ich allen ein frohes Osterfest..

Dienstag, 27. März 2012

Altbekannte Nachbarn

Seit gestern liegt neben mir im Ankerfeld eine britische Hallberg Rassy 42 Ketch aus den Achtzigern, mit ihrem Flushdeck immer noch ein schönes, wenn auch etwas hochbordiges Schiff.
Auf diesem Schiffstyp bin ich in meiner Kindheit so einige Meilen (mit-)gesegelt, ob es sich bei meinem Nachbarn womöglich um die ehemalige "Scharhörn" meiner Eltern handelt, habe ich noch nicht in Erfahrung bringen können. - Wäre ja ein Witz.
Bei der Gelegenheit viele Grüße nach Cuxhaven!
Ansonsten ist hier an Bord der Gioia alles in bester Ordnung, die überarbeiteten Segel sind wieder angeschlagen,
die Arbeiten am Motor sind erledigt und selbst den Ablasshahn des Wasserabscheiders habe ich wieder gangbar bekommen.
Nun warte ich mal wieder auf die Elektroniker aber das kenne ich ja schon und da ich icht in Eile bin, kommt es mir auf den einen Tag mehr oder weniger nicht mehr an.
Zumal ich jetzt noch auf ein Paket von Amazon.com warten muss, mein E-Reader Kindle mag sich nicht mehr mit dem Internet verbinden und die Akkus machen ziemlich schnell schlapp, kaum hatte ich eine Email an Amazon geschickt, bekam ich einen Rückruf vom Servicecenter und nach wenigen Versuchen wurde mir ein Austausch angeboten. Nun bin ich mal gespannt wie lange das Paket nach Martinique braucht.