Donnerstag, 26. April 2012

Telefon!

Seit gestern habe ich nun auch eine örtliche Telefonnummer und dauerhaft Internet an Bord - bin also wieder erreichbar. Meine neue Mobilnummer: 01069 005999 5167385 (7,4ct/min) Email wie gehabt. Skypename TurTur650

Mittwoch, 25. April 2012

Einklarieren auf Curacao – ein nicht ganz unkomplizierter Job


willemstad auf einer größeren Karte anzeigen

Man könnte ja meinen, wenn das Boot erstmal sicher vor Anker liegt, alle Schoten und Fallen sauber aufgeschossen, die Segel zusammen gelegt und gut vor dem Sonnenlicht geschützt sind und das Ankunftsbier getrunken ist, läge der anstrengenste Teil des Törns hinter einem. Hier auf Curacao liegt man mit dieser Ansicht voll daneben.
Denn wie überall, ist es auch hier obligatorisch den Behörden die Ankunft des Schiffes mitzuteilen.
Auf der schönen Insel Curacao ist es aber deutlich aufwendiger als auf allen bisherigen Stationen meiner Reise und daher einen eigenen kleinen Bericht wert.
Für meinen Landfall auf Curacao habe ich die, auch in vielen Törnführern empfohlene Ankerbucht „Spaanse Water“ ausgewählt. Durch einen kleinen Kanal, gesäumt von Klippen und Untiefen, gelangt man in die weitläufige und verzweigte Bucht.
Mein Versuch einen Liegeplatz in einer der Marinas zu bekommen scheitert und deshalb geht es wieder einmal vor Anker. Das verkompliziert zwar die Abreise von Kurzzeitmitsegler Frank, schont dafür aber die Bordkasse.
Zum Einklarieren muß man in die etwa 10km entfernt gelegene Hauptstadt Willemstadt und dort neben dem Zoll auch die Immigration- und Hafenbehörden aufsuchen.
Da Frank schon am Tag nach unserer Ankunft wieder mit dem Flugzeug ausreisen will, beschliessen wir trotz fortgeschrittener Uhrzeit einen Versuch zu unternehmen.
Also pumpen wir das Dinghi auf und packen alle notwendigen Papiere (Reisepässe, Bootspapiere, Zarpe (Ausklarierungsbestätigung des letzten Hafens) in einen wasserdichten Sack und machen uns auf den Weg zum nächstgelegenen Dinghianleger im Fischerhafen.
Von dort sind es nur wenige Minuten Fußmarsch bis zur Bushalte (klingt nach Jugendslang, heisst hier aber tatsächlich so). Nach fast einer Stunde Wartezeit kommt dann auch endlich ein Minibus der uns schnell und preiswert in die Hauptstadt bringt.
Von der dortigen Bushalte ist es nicht weit bis zum Gebäude des Zolls, doch hängt in der Tür nur eine kurze Notiz, dass man bei Bedarf bitte die genannte Nummer anrufen soll.
Normalerweise ja kein Problem aber leider fehlen den deutschen Telefonanbietern hier die Roamingpartner und so funktioniert keines unserer drei Handies.
Dann also erstmal zur Immigration. Irgendwie war aber unsere Wegbeschreibung nicht so ganz eindeutig, zumindest verging uns schnell die Lust ohne definitives Ziel bei Nacht durch den Hafen zu laufen und unsere Mägen waren auch am Knurren. Schnell fand sich ein kleines Restaurant mit freiem Internetzugang und so konnten wir nicht nur etwas essen sondern auch per Skype den Zoll ins Büro bestellen.
Inzwischen war es 22.30 Uhr und somit klar, dass wir den Einklarierungsjob an diesem Tag nicht mehr erledigt bekommen. Der letzte Bus war eh schon weg und so konnten wir ganz in Ruhe noch ein Bier trinken gehen.
Per Taxi ging es dann zurück zur Ankerbucht.
Am nächsten Morgen dann der zweite Versuch, nochmals mit dem Bus in die Stadt, diesmal mit exakter Ortsbeschreibung. Um überhaupt zum Imigrationoffice zu gelangen, müssen wir erstmal durch eine Kontrolle auf den Kreuzfahrerpier. Dafür werden unsere Daten notiert und ein Beleg ausgestellt, der, vom Immigrationofficer gegengezeichnet, beim Verlassen des Piers wieder abgegeben werden muss. Das Büro war dann auch schnell gefunden und die Dokumente ausgefüllt und abgestempelt. Allerdings war der Hafenmeister bei unserer Ankunft gerade in die Mittagspause gegangen und erst zwei Stunden später für uns erreichbar.
Immerhin hatte Frank seinen Einreisestempel im Pass und seiner Ausreise stand nichts mehr im Wege. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee in der Stadt verabschiedeten wir uns voneinander und ein Taxi brachte Frank zum Flughafen.
Ich bin noch ein wenig durch die Stadt gebummelt um dann erneut beim Hafenmeister vorstellig zu werden. Schnell war dann die Ankererlaubnis für drei Monate erteilt (Kosten 10$) und ich konnte mich auf den Rückweg zur Gioia machen.
Es war natürlich schon ein bisschen anstrengend bei dreissig Grad durch die Stadt zu rennen, im Nachhinnein ging aber alles trotz aller Komplikation ausgesprochen freundlich und problemlos über die Bühne. Jetzt könnte ich ohne weiter Kosten und Formalitäten volle drei Monate auf dem Ankerplatz liegen bleiben – auch nicht so schlecht. Trotzdem ist es gut, dass anderenorts sich das ganze Procedere normalerweise etwas unkomplizierter gestaltet.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Frank Steinbach

Montag, 23. April 2012

Inzwischen sind wir gut auf Curacao angekommen und befinden uns gerade auf der Suche nach Zoll, Immigration und Hafenmeister. Daher später mehr....

Wie einst Hans Hass...













Inzwischen habe ich mich hier auf Bonaire ein wenig eingelebt und bin von Tag zu Tag mehr begeistert. Die Gioia liegt direkt vor der Uferpromenade von Kralendijk an einer Mooring, aus dem Cockpit fällt der Blick auf die kleine, unter Naturschutz stehende Insel Klein Bonaire.
Das Wasser unter dem Rumpf ist von faszinierender Klarheit, bunte Fischschwärme stürzen sich auf jeden über Bord geworfenen Brotkrümel.
Am Mittwoch Abend stand in der Beachbar plötzlich Achim aus Bremen vor mir.
Vor fast einem halben Jahr haben wir uns auf La Graciosa kennen gelernt, ich stand ganz am Anfang meiner Reise und Achim war ein paar Tage zum Entspannen auf die Insel gekommen, wir tranken einige Biere zusammen und Achim half Freund Krischan noch beim Verlegen der Taina.
Nach guten fünf Monaten Alltag in einer Bremer Klinik für Achim und ein paar Seemeilen im Kielwasser für mich stehen wir uns nun hier gegenüber – was für ein Zufall! Wie klein die Welt doch sein kann.
Gemeinsam mit Frank, Achims Zimmernachbarn aus dem Hotel gehen wir nicht nur ein paarmal essen sondern unternehmen auch einen kleinen Mietwagenausflug um die Insel.
Und Bonaire kann wirklich rundherum überzeugen, denn die gesamte Uferlinie ist mit Tauchspots und Badestränden gesäumt. Schon Hans Hass hat hier Anfang der dreissiger Jahre die Unterwasserwelt erkundet und begeistert davon berichtet.
Die seit dem vergangenen achtzig Jahre haben natürlich auch hier für Veränderung gesorgt.
Die Salzgewinnung ist neben dem Tourismus noch immer der wichtigste Wirtschaftszweig, nur das die Salz schaufelnden Sklaven inzwischen von Baumaschinen abgelöst wurden. Die erschreckend winzigen Sklavenhütten stehen aber noch immer am Strand und lassen erahnen wie menschenverachtend die damaligen Zeiten waren.
Im Norden der Insel wurde eine Ölraffinerie gebaut und das war es dann auch schon so ziemlich mit der Inselindustrie.
Dank KLM sind die ABC Inseln gut und günstig (ca. 500,-) von Europa aus zu erreichen und so verwundert es doch ein wenig, dass die Deutschen dieses Urlaubsparadies noch nicht wirklich für sich entdeckt haben.
Inzwischen ist Achim wieder in Deutschland und ich habe ein bisserl was an der Gioia getan.
Es war mal wieder an der Zeit das Unterwasserschiff samt Opferanoden und Kühlwassereingang zu reinigen. Bei diesen Bedingungen ist das aber eher eine Freude als Arbeit, schnell war ich umzingelt von hunderten Fischen, die sich den abgeschabten Bewuchs schmecken liessen (ich hoffe es ist ihnen bekommen). Von Zeit zu Zeit schaut auch immer mal wieder eine Schildkröte am Boot vorbei und mit etwas Glück entdeckt man auch mal eine Art kleiner Mantarochen.
Gestern Abend gab es dann mit Frank ein kleines BBQ an Bord und wir haben verabredet, dass ich ihn am Montag mit nach Curacao nehme.
Heute habe ich dann auch endlich die Ankerkette mit Längenmarkierungen versehen, so dass ich nun deutlich besser abschätzen kann wieviel Kette ich am Ankerplatz stecke.
Ein weiterer Punkt auf der to-do-Liste war die Schaltung, die langsam begann etwas schwergängig zu werden. Ansich eine schnelle Aktion, Gehäuse an der Steuersäule öffnen, ein wenig WD40 gesprüht und gut – denkste! Die Gehäuseschrauben waren etwas korrodiert und liessen sich nur schwer lösen und der Kopf der letzten Schraube ist dann, wie sollte es auch anders kommen, abgerissen. So musste ich mit Akkubohrer, Metallsäge und Zangen sehen wie ich den Schraubenrest aus dem gehäuse bekomme. Ganz ist es mir noch nicht gelungen, einen Stummel habe ich mir für Curacao aufgehoben, aber zumindest habe ich das Schaltgehäuse aufbekommen und konnte es wieder leichtgängig machen.
Heute Abend werde ich dann noch ausklarieren, die Gioia soweit segelklar machen und morgen dann die knapp vierzig Meilen nach Curacao segeln.

Donnerstag, 19. April 2012

Von Martinique zu den ABC Inseln

Irgendwann war es dann soweit und ich habe endlich die Bucht von Le Marin hinter mir gelassen und mich wieder auf den Weg in Richtung Westen gemacht.
Auf Dauer war Martinique dann doch etwas langweilig, nur die hervorragende Infrastruktur hielt mich solange vor Ort. Vor allem der Elektroniker von Diginav (und meine leidigen Elektronikprobleme) haben mich solange festgehalten. Nicht nur in Deutschland scheinen die Dienstleister der Yachtbranche Großmeister im Vertrösten und Hinhalten zu sein, immer wieder bekam ich zu hören „come back tomorrow...“.
Nachdem dann alles wieder so lief wie gewünscht, bestand kein Grund länger dort zu bleiben.
Martinique scheint irgendwie eine Sonderrolle hier in der Karibik zu spielen, von der vielgerühmten karibischen Lebensfreude und Freundlichkeit ist nicht viel zu spüren und so war ich doch froh los zu kommen.
Schon am Donnerstag Abend hatte ich die Gioia seeklar gemacht, alle Persenninge runter genommen, das Sonnenzelt abgebaut, die Wassertanks gespült und wieder befüllt. So stand meinem Start am Freitag Morgen nichts im Wege und um neun Uhr ging ich Anker auf und verließ unter Motor ein letztes Mal die Bucht von Le Marin.
Draussen erwarteten mich schwache, achterliche Winde und so ging es zunächst nur unter Genua in Richtung Südwest.
Auch in den folgenden Stunden sollte der Wind nicht zulegen, im Gegenteil. Zeitweilig war es doch eine arge Dümpelei und selten zeigte die Logge mehr als vier Knoten.
Der erste Tag brachte nur ein Etmal von knappen hundert, der zweite gar nur achtzig Meilen.
Erst am dritten Tag lief es besser, unter Schmetterlingbesegelung, d.h. Mit ausgebaumter Genua auf der einen Seite und dem Großsegel auf der anderen Seite erreichte die Gioia endlich mal wieder die sieben Knoten Marke.
Tagsüber war es, gerade zur Mittagszeit, doch sehr heiß und auf dem Teakdeck verbrannte man sich die Füße. Also verkroch ich mich in den Schatten unter Deck und wartete auf den Nachmittag.
Besonders die Morgenstunden und die Zeit der Abenddämmerung habe ich immer sehr genossen, beobachtete das Meer, sah viele Wale, eine Schildkröte und eine Unzahl von verschiedenen Seevögeln. Ein Piepmatz blieb sogar eine ganze Nacht auf der Reling sitzen – ich hoffe zumindest, dass er am Morgen wieder neue Kräfte gefunden hatte und nicht einfach irgendwann ins Wasser gefallen ist.
Leider hat sich mein neuer, für viel Geld in Le Marin geschweißter Spibeschlag am Mast nicht bewährt, nacheinander hat er mir beide Enden des Spibaums zerbrochen und so werde ich dbzgl vor dem Pazifik noch nachbessern müssen.
Das gilt auch für das Autopilotendisplay, gleich in der ersten Nacht gab es wieder einen Blackout der Elektronik, so dass ich erstmal beidrehen musste um die Aries klar zu machen und anschliessend in Ruhe das Elektronikproblem zu lösen.
Offensichtlich ist wieder Wasser auf die Platine des Displays gekommen und hat für einen Kurzschluss gesorgt, immerhin hatte ich mir in Le Marin ein Ersatzdisplay besorgt und so konnte ich nach einiger Bastelei wieder von der Aries auf den elektronischen Piloten wechseln.
Die letzten Nächte brachten wieder eine Menge Squalls und immer mal wieder auch ein bisschen Großschiffverkehr, dadurch war an längere Schlafpausen nicht wirklich zu denken, immer wieder holten mich die elektronischen Warner aus der Koje und das geht auf Dauer doch auf die Kondition.
So war ich letztlich doch sehr froh als ich am Dienstag Mittag allen die es nicht hören konnte, ein lautes „Land in Sicht!“ entgegen brüllen konnte.
Als Belohnung für die letzten Tage entschloss ich mich nach langer Zeit mal wieder in einer Marina fest zu machen, leider muss ich heute sagen, denn für teures Geld gabs weder ein funktionierendes Wlan noch den so dringend benötigten Schlaf. Zum einen lärmte die halbe Nacht eine Baustelle direkt vor der Marina, viel schlimmer waren aber die Trillionen von Moskitos die erstmalig auf meinem Törn über mich herfielen. Sicherlich fünfzig Stiche habe ich davon getragen bevor ich endlich mein Moskitonetz aus dem hintersten Winkel des Bootes hervorgekramt habe und dann irgendwie in den Schlaf gefunden habe.
Inzwischen habe ich die Gioia vor die Uferpromenade an eine Mooring gelegt und hoffe, dass sich die Moskitos nicht so weit aufs Wasser hinnaus trauen.

Bonaire ist wieder ganz anders als die bisherige Karibik, nicht nur, dass niederländisch gesprochen wird, ich habe auch den Eindruck, dass es nocheinmal deutlich wärmer ist. Die Menschen sind alle ausgesprochen freundlich und hilfsbereit und man merkt, dass der Tourismus hier sehr amerikanisch geprägt ist (auch ist der Dollar die offizielle Währung).
Die Preise sind günstiger und der Service besser als auf Martinique, für ein ausgesprochen gutes und großes Filetsteak mit Salatteller und leckerer Nachspeise habe ich inkl. Getränken 40$ gezahlt, also rund 32€.
Jeden Tag kann ich ir das nicht leisten aber nach einem antrengenden Törn musste das einfach mal sein...
Jetzt bleibe ich noch ein paar Tage hier und dann geht’s weiter nach Curacao.

Dienstag, 17. April 2012

Gut auf Bonaire angekommen!

Nach etwas mehr als vier Tagen auf See bin ich heute auf der ehemals zu den niederländischen Antillen gehörenden Insel Bonaire angekommen. Die Fahrt war recht anstrengend und entsprechend groggy bin ich gerade, da reicht es nur für ein paar kurze Zeilen.
Um mal wieder unter Menschen zu kommen, habe ich mich entschlossen mir einen Liegeplatz in der Marina zu gönnen - wie man es auch macht, man macht es verkehrt. Die Marina ist fast leer, nur wenige Boote liegen mehr oder minder verlassen an den Stegen, auch kein Wunder bei den Preisen. Pro Nacht kostet mich das einsame Vergnügen über 40 US und noch nicht einmal das Wifi funktioniert. Daher geht´s morgen wohl an eine Mooring, freies ankern ist verboten und die Mooring gibts schon für schlappe 10 Bucks am Tag... wird Zeit das ich weiter komme... ;-)

Montag, 16. April 2012

Via Inmarsat:

Nach 3tagen schwachwind jetzt endlich eine frische brise. Noch 170sm bis
bonaire. An bord alles ok.

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Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Samstag, 14. April 2012

Via Inmarsat:

Gestern das kleinste etmal der bisherigen reise, <100sm&heute wirds wohl
noch weniger.Flaute von hinten.sonst alles ok

Please note your reply is limited to 160 characters.

Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Donnerstag, 12. April 2012

Durchs karibische Meer

Le Marin, Martinique 12.04.2012

Gerade habe ich einen Blick auf den Kalender geworfen und war regelrecht schockiert.
Am Sonntag bin ich nun schon zwei Monate in der Karibik, meine Güte, wie die Zeit vergeht!
Nur gut, dass ich inzwischen alle Vorbereitungen erledigt habe und morgen in aller Frühe den Anker lichten kann. Mein nächstes Ziel werden die niederländischen Antillen sein, ermutlich gehe ich zunächst nach Bonaire und anschließend dann nach Curacao.
Bis dahin liegen rund 500 Seemeilen karibisches Meer vor mir, die Windvorhersagen versprechen gute Segelbedingungen und so sollte ich mein Ziel in drei Tagen erreichen können.
Ich befürchte ein wenig, diese drei Tage werden es insich haben und eher an die Törns entlang der europäischen Küste erinnern als an die Atlantikpassage. Denn fast alle Großschiffe die vom Atlantik kommen und zum Panamakanal wollen, queren meinen Kurs und verhindern so ausgedehnte Schlafpausen. Mal gucken wie es kommt.
Wie fast immer verlasse ich den Hafen (bzw. den Ankerplatz) sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge. Natürlich habe ich mich in den vergangenen Wochen hier in Le Marin / St. Anne eingelebt, habe die richtigen Märkte gefunden, habe schlechte von weniger schlechten Lokalen zu unterscheiden gelernt und habe natürlich auch nette Leute hier kennen gelernt.
All das bleibt jetzt im Kielwasser zurück und wird schon bald nur noch Erinnerung sein.
Andererseits ist Le Marin nun nicht so schön, dass ich hier noch viel länger verweilen möchte und ich freue mich darauf wieder auf See zu sein und neue Ziele anzusteuern.

Samstag, 7. April 2012

Frohe Ostern! Alltag in der Ankerbucht

In den letzten Wochen gab es nur wenig von mir zu lesen, zum einen ist es noch immer nicht ganz einfach mit dem Internetzugang, zum anderen fällt es mir momentan schwer hier im Blog zu berichten weil ich gerade dabei bin einen ausführlichen Bericht über die bisherigen Reiseabschnitte zu schreiben.
Je nach Stimmung wechsle ich momentan die Ankerbucht, stehen Bessorgungen oder irgendwelche Termine an, fahre ich in die tief eingeschnittene Bucht von Le Marin und schmeisse den Anker direkt vor der Marina. Die nahezu perfekte Infrastruktur (jegliches Zubehör, Handwerker, große Supermärkte mit eigenem Dinghidock) bezahlt man mit nicht ganz so klarem Wasser und einer Menge Verkehr, zeitweise komme ich mir auf meinem Ankerplatz vor wie an einer Haupteinfallstrasse, Alle Arten von Wasserfahrzeugen fahren an mir vorbei, vom Opti bis zur Maxiyacht, vom Mini-Hobie bis zum 70 Fuß Luxuskat, vom Jetski bis zur Mega-Motoryacht und natürlich alle Arte von Beibooten, besegelte, geruderte und zT rasend schnelle mit Außenborder.
Wird mir der Trouble zu bunt verhole ich die Gioia vor den Strand von St. Anne in die Nachbarbucht. Dort liegt man in kristallklaren türkisen Wasser und hat freien Blick auf den Horizont.
Anfang der Woche habe ich mit meinem Ankernachbarn Peter auf der Gioia einen zwei Tages Ausflug in die Rodneybay auf St. Lucia gemacht. Bei der Gelegenheit hab ich alle Veränderungen der letzten Wochen überprüfen können, das Großsegel steht jetzt richtig gut, die längeren Segellatten erfüllen ihren Zweck, der Autopilot läuft tadellos und selbst die Aries hat einige Stunden die Gioia verlässlich auf Kurs gehalten.
In der Rodneybay haben wir diesmal direkt vor der Marinaeinfahrt im südlichen Ankerfeld gelegen.
Der Ort ist ziemlich touristisch aber trotzdem ganz nett. Das Preisniveau ist etwas erträglicher als hier auf Martinique.
Extra für die Reise hatte ich mir ja einen E-Bookreader gekauft, der Amazon Kindle ist ein faszinierendes Stück Technik und bietet die Möglichkeit fast weltweit Lesestoffnachschub zu bekommen. Leider hatte mein Gerät Probleme eine Verbindung zum Internet aufzubauen.
Kaum hatte ich eine Email an den Hersteller geschickt kam schon der Rückruf und als alle Tricks das Problem nicht lösen konnten, wurde mir kurzerhand kostenlos ein neues Gerät zugeschickt.
Weil sich die Lieferung verzögerte und der Kindle auf dem Weg zu mir gleich zweimal den Teich überqueren musste, gab´s von Amazon.com sogar noch eine 20$ Gutschrift.
Das alte, bis auf ein Feature ja voll nutzbare Gerät durfte ich behalten.
Vorbildlicher Service muss ja auch mal erwähnt werden.
Meinen Nachbarn und Mitsegler Peter habe ich schon in Mindelo / Kap Verden am Steg gesehen, erst hier sind wir aber in Kontakt gekommen. Wie sich heraus gestsellt hat sind wir am gleichen Tag in Mindelo gestartet.
Peter hat gerade eine ziemlich heftige Pechstähne hinter sich, beim ersten Start über den Atlantik hat ihn 400 Meilen westlich der Kap Verden nachts ein großer, chinesischer Fischer vierkannt gerammt. Seine stabile 9m Stahlketch wurde heftig ramponiert, er konnte sie aber retten.
Das brutale an dem Vorfall ist allerdings, dass der Chinese sich über Funk kurz entschuldigt aber dann knallhart seinen Weg fortgesetzt hat. Die Fischer standen am Heck und guckten auf die stark beschädigte Yacht im Kielwasser.
Während der folgenden Reparaturarbeiten entwickelten Peter und seine Frau immer stärkere Heimatgefühle für die Kap Verden und hatten sich fast schon endgültig entschieden dort zu bleiben, da ging die Beziehung in die Brüche und Peter ist unfreiwillig zum Einhandsegler geworden.
Nun lag er hier in der Bucht, arbeitete an seinem Boot und konnte sich nicht recht entscheiden wie es weiter gehen soll. Vielleicht war der kurze Törn nach St. Lucia ganz gut, jetzt plant er zumindest in den nächsten Wochen ein bisschen gen Süden zu segeln.



Ein anderer Bekannter aus der Ankerbucht ist Johann aus Österreich.
Er ist schon seit fünfzehn Jahren auf seinem 50Fuss Trimaran unterwegs und hat eine Menge zu erzählen. Sein Tri zählt sicherlich zu den ungewöhnlichsten Langfahrtbooten die man unterwegs so treffen kann. Mit seinem Spezialrigg ist der Tri mit nur einer Schot sehr einfach und vorallem schnell zu segeln. Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der 15Knoten sind wohl normal.
Unter Deck bietet diese Rennmaschine erstaunlich viel Komfort, zwei Doppelkabinen, Dusche, Sitzecke und Naviecke, Pantry – alles da was man braucht.

Die Ostertage werde ich nun doch noch hier auf Martinique verbringen, am Dienstag hoffe ich meine Heizung wieder in Gang zu bekommen, nicht dass ich sie momentan vermissen würde aber wer weiß schon wo es mich in den nächste Monaten hin verschlagen kann.
Bis auf einige Kleinigkeiten ist die Gioia verproviantiert, vermutlich würde ich auch nicht verhungern wenn ich ohne Stopp den Panamakanal passieren würde.
Mitte der Woche hoffe ich endlich wieder zu segeln. Wohin wird dann aber wohl spontan entschieden. Entweder geht’s nochmal auf die Grenadienen und vielleicht nach Tobago oder doch direkt zu den ABC Inseln. Wenig wahrscheinlich ist momentan dass ich direkt nach Panama fahre.

Vor der Abfahrt lasse ich nochmal von mir hören.
Bis dahin wüsche ich allen ein frohes Osterfest..