Montag, 31. Dezember 2012

so wird hier gefeiert

und hier nochmal etwas augenfreundlicher ;-) Guten Rutsch und viel Spaß heute Abend!

Sonntag, 30. Dezember 2012

Zwischen den Jahren

Die Gioia liegt noch immer an einer Mooringboje vor der ZarPar Marina in der Bucht von Boca Chica. Die weitläufige und größtenteils sehr seichte Bucht ist durch einen Riffsaum und einige kleine Inseln vom offenen Meer getrennt und daher bei allen Winden gut geschützt.
Die Einfahrt zur Bucht führt an einem Dickschiffterminal vorbei, an dem Tag für Tag drei Containerschiffe be- und entladen werden, hinter dem Terminal liegt einer der Inselflughäfen. Von diesem Industriebereich bekommt man aber in der Bucht nichts mit, weder Lärm noch Gestank oder dreckiges Wasser. Das Wasser ist in der seichten, sandigen Bucht natürlich nicht ganz so klar wie z.B. vor Bonaire, trotzdem sieht man auch in drei Meter Tiefe deutlich den Meeresgrund. In der relativ leeren Marina liegen vorwiegend Segelboote, im benachbarten Club Nautico hingegen sind die Motoryachten der wohlhabenden Dominicain vertäut. In all den Tagen, die nun schon hier liege, habe ich noch kein mal beobachten können, dass eine dieser z.T. wirklich großen Motorbratzen auf die offene See gefahren wäre. Statt dessen verlassen sie nur ihren Liegeplatz um in etwa 300m Entfernung in der Bucht den Anker zu schmeißen und mit ihren unglaublich lauten Musikanlagen die gesamte Bucht zu beschallen, bei 3-6 Motoryachten kann das schnell zu einer recht störenden Geräuschkulisse führen. Hinzu kommen die leidigen Jetskies, die sich eine Freude daraus machen mit Vollpower durch die Bucht zu braten und auch zwischen den Ankerliegern nicht vom Gas zu gehen. Ja, hier kann ich meine Vorurteile gegenüber Motorbootfahrern hervorragend pflegen - ich verstehe sie einfach nicht.
Direkt landeinwärts von der Marina liegt die Stadt Andrés, neben einer Menge kleiner, einfacher Restaurants findet sich dort auch der schon beschriebene Markt sowie die Busstation für den Bus in die Hauptstadt. Im Scheitel der Bucht, also im Norden, liegt die Ortschaft die der Bucht ihren Namen gab (oder war es anders herum?), Boca Chica. Boca Chica ist sehr tourismusorientiert, dort finden sich diverse Hotels, italienische aber auch deutsche und chinesische Restaurants, Bars und Discotheken. Entgegen meinem ersten Eindruck dreht sich aber nicht alles um Prostitution, auch wenn man immer wieder ältere Mitteleuropäer mit blutjungen karibischen Schönheiten im Arm sieht. Insgesamt macht die Insel einen deutlich authentischeren Eindruck als die europäischen Karibikinseln Martinique, Curacao und Bonaire. Unter den Seglern hat sich eine kleine, multinationale Clique gebildet und so findet sich für Unternehmungen immer Gesellschaft.
Nach all den Wochen die ich nun in den erschiedensten Ländern unterwegs war, hat es mich nun auch mal erwischt. Vermutlich habe ich einige Tomaten nicht ausreichend abgewaschen und so hatte mich gestern Montezumas Rache fest im Griff, ich verbrachte fast den gesamten Tag in der Koje oder der benachbarten Räumlichkeit und ließ die Jungs am Abend schweren Herzens ohne mich zum Feiern fahren. Heute geht´s aber schon wieder deutlich besser und mit Reis und warmer Cola bringe ich mich wieder gänzlich auf den Damm. Das ist auch notwendig, denn natürlich steht morgen zum Jahreswechsel eine ordentliche Feier an, die ich keinesfalls verpassen möchte. Ob ich dann in der kommenden Woche tatsächlich wie geplant gen Osten starten kann, ist momentan eher fraglich, denn die Windvorhersage versprichten reinen Ostwind von 20-25 Knoten - ob ich auf so eine Knüppelkreuz Lust hab? na mal sehen! Allen Lesern wünsche ich einen guten Rutsch ins neue Jahr und freue mich wie gehabt auch mal über eine Rückmeldung. (die Kommentar- und Kontaktfunktion habe ich allerdings deaktiviert, daher Nachrichten am besten per Email christophsohnrey(ättt)gmx.de)

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Weihnachten international

Nachdem es am Heiligabend tatsächlich Rinderroulade mit Rotkohl und Klössen in der deutschen Kneipe gab (für umgerechnet 3,50€ !) sind gestern dann die meißten Segler in der Marina zusammen gekommen. Jeder brachte etwas zu essen und zu trinken mit und so entstand ein durchaus veritables Weihnachtsbuffet. Von mir gab es mal wieder Tom Ka Gai (thailändische Kokos-Hühnersuppe). Am Tisch saßen dann Segler aus den Niederlanden, Kanada, Australien, Polen, der Ukraine, Deutschland, der dominikanischen Republik, Russland und Frankreich. Ein wirklich netter Abend.

Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Es weihnachtet, die Kellnerinnen tragen rote Mützen, der Getränkehändler stapelt die Leergutkisten in Tannenbaumform und das deutsche Restaurant an der Strandmeile bietet zur Feier des Tages Rinderrouladen mit Rotkohl und Knödeln an (für umgerechnet knapp sieben Euro)– es weihnachtet auch in der Karibik. Genau wie vermutlich in allen Städten war auch hier heute vormittag in der Stadt die Hölle los, irrsinniges Geknatter von hunderten kleinen Motorrädern (die hier als Taxis fungieren) vermischte sich mit den lauten Hupen der Busse, die in den verstopften Straßen nicht weiterkamen, dazu füllten die Mopeds die Luft mit stechenden, blauen Zweitakter Abgasen, die sich mit den nicht immer wohlriechenden Düften des Marktes zu einem nicht wirklich appetitanregenden Aroma vermischten. Dazu schreiende Marktfrauen, brüllende Polizisten, plärrende Kleinkinder – irgendwann war ich dann doch froh alle Einkäufe erledigt zu haben und wieder die klare Luft und Stille meines Ankerplatzes genießen zu dürfen. Den heutigen Abend verbringe ich mit Nachbarn, vielleicht geht’s anschließend noch in die Stadt zum Feiern. Morgen ist dann großes Cometogether in der Marina, jeder bringt dazu etwas leckeres zu essen mit und gemeinsam wird dann das eine oder andere Bier getrunken. Euch allen wünsche ich frohe Weihnachten und schon jetzt einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Dienstag, 18. Dezember 2012

Bonaire - Boca Chica

Überfahrt von Bonaire zur Dominikanischen Republik Freitag, 15.12. bis Sonntag, 17.12.2012 Nachdem ich bereits am Donnerstag Nachmittag gemeinsam mit der Wanderer2 ausklariert und die Gioia seeklar (Dinghi eingepackt, Persenninge ab- und Schoten angeschlagen, Sonnenschutz abgebaut etc) gemacht hatte, wachte ich am Freitag Morgen lange vor der Dämmerung und dem Weckerläuten auf, so geht’s mir ansich immer – ob´s die Nerosität ist? Auf alle Fälle hatte ich so noch genug Zeit um in aller Ruhe meine Morgenroutine zu durchlaufen, Wetterberichte einzuholen und auch noch ein bisschen im Internet zu surfen. Kurz nach sieben Uhr ließ ich dann die Mooringleine fallen und setzte schon kurz darauf die Segel. Die Wanderer folgte etwa zehn Minuten später und holte mich unter Motor schnell ein. Da der Wind nur schwach wehte, startete ich dann auch die Maschine und so tuckerten wir gemeinsam dem westlichen Ende von Bonaire entgegen. Auch hinter dem Kap wollte der Wind nicht wirklich zulegen, während die Wanderer weiter unter Maschine lief, reichte mir die Windkraft um mit etwa vier Knoten hinterher zu kommen. Den ruhigen Tag verbrachte ich mit meinem aktuellen Buch, „die Festung“ von Buchheim, eindrucksvoll werden dain die letzten Wochen im von deutschland besetzten Brest geschildert. Gerade liege ich im Schatten auf dem Vorschiff und lese den Bericht über Tieffliegerangriffe auf den Hafen von Brest, als mich plötzlicher Motorenlärm aufschreckt und ein Flugzeug dicht über die Gioia hinweg prescht. Eindrucksvoller kann das gerade Gelesene kaum veranschaulicht werden, nur gut, dass ich keine Bomben zu fürchten habe und nur die Küstenwache guckt wer sich vor ihrer Küste so herumtreibt. Erst nachdem mit der Dämmerung ein erster Squall mit kräftigen Böen durchzog, stabilisierte sich der Wind auf gute 15 Knoten und ließ die Gioia nur so fliegen. Mit 7,5 bis 9 Knoten entfernte ich mich schnell von der Wanderer und schon nach kurzer Zeit waren ihre positionslichter nicht mehr auszumachen. Eine erste Überraschung gab es, als ich am späten Abend mit der Maschine die Batterien komplett für die Nacht aufladen wollte – die Lichtmaschine gab keine Ladung ab. Der nicht funktionierende Drehzahlmesser brachte mich schließlich auf die Richtige Spur: Der neue, abriebfeste Keilriemen! Also frisch ans Werk, die Kühlwasserschläuche abnehmen und den alte, klassichen Gummikeilriemen wieder aufziehen- und siehe da, plötzlich funktionierte alles wie gewünscht, zumindest fast, denn offensichtlich nehmen die Batterien nicht mehr so die Ladung an wie noch vor einem Jahr. Die Halbwindrauschefahrt dauert die Nacht über an und schon am Morgen bringe ich keine UKW Verbindung zur Wanderer mehr zustande. Am Samstag bleibt der Wind in moderaten Vollzeugstärken, dreht allerdings etwas weiter vorlich und ich entscheide auf Grund der berechneten Ankunftszeit nicht mehr wie gehabt etwas vorzuhalten, sondern nunmehr direkt auf Zielkurs zu gehen um möglichst noch bei Tageslicht mein Ziel zu erreichen. Gegen Mittag bekomme ich ein erstes, meinen Kurs kreuzendes Dickschiff zu sehen, das dann aber gute zwei Meilen hinter mir durchgeht. Den ganzen Tag über reduziert eine leichte Bewölkung die Leistung meiner Solarpanele und so muß schon am frühen Abend wieder die Lichtmaschine ran. Der Keilriemen quietscht anfänglich etwas und ich beschieße ihn am Sonntag nocheinmal nachzuspannnen. Meine Windssteueranlage arbeitet leider immer noch nicht zufriedenstellend, zum einen scheint der Pendelruderschaft noch nicht 100% gerade montiert zu sein, damit das pendelruder in Mittelstellung bleibt, muß ich die Windfahne deutlich vorlicher als normal einstellen und zum anderen bleibt das Hauptproblem wohl die Schwergängigkeit meiner Ruderanlage. Die Lösung dieses Problems dürfte aufwendiger werden. Zunächst werde ich versuchen eine Talje in die Ruderleinen der Aries einzuscheren, damit verdopple ich die Kraft, halbiere allerdings auch den möglichen Ruderausschlag. Ob das funktioniert? Ansonsten bleibt mir nur direkt an der Achse des Steuerrades ein kleineres Ritzel zu montieren und dann die Ruderkette entsprechend zu kürzen. Wobei ich fast schon am überlegen bin die Aries bei Gelegenheit zu verkaufen und mir stattdessen einen kompletten zweiten elektronischen Piloten anzuschaffen. Die Nacht zum Sonntag bringt nicht nur etwas frischeren Wind, sondern auch einen unglaublichen Sternenhimmel und ich sitze lange mit dem neuen Pad und dem Sternenatlas im Cockpit und bestaune den Himmel. Am Morgen liegen nur noch 80 Meilen vor mir und es wird immer deutlicher, dass ich mein Ziel nicht vor Sonnenuntergang erreichen werde. So beschäftige ich mich ausführlich mit allen mir zur Verfügung stehenden Kartenmaterialien und beschließe die Ansteuerung auch bei Dunkelheit zu wagen. Zwanzig Meilen vor dem Ziel frischt der Wind abermals auf und dreht weiter vorlich, nun kommt er fast genau von vorne. Ich habe keine Lust jetzt noch die Fock anzuschlagen und beschließe die Genua einzurollen und mit Motorunterstützung weiterzufahren. Das das Quitschen des Keilriemens will nicht weniger werden und nachdem ich ihn abermals gespannt habe, macht er ganz eigenartige Geräusche. Trotz mehrfacher Veränderung der Riemenspannung werde ich die Geräusche nicht los – so mag ich unter Motor nicht die Engstellen vor der Marina passieren also bleibt mir nichts anderes übrig als abermals den Riemen zu wechseln. Diesmal nehme ich einen brandneuen Riemen und die Montage wird eine echte kleine Herausforderung, immerhin bläst es inzwischen mit 25Knoten und die entsprechende See läßt die Gioia ordentlich Achterbahn fahren. Mit einiger Mühe gelingt der Wechsel dann aber problemlos und der Motor macht nur noch die gewohnten Geräusche – sehr schön! Gegen 23 Uhr Ortszeit erreiche ich dann die Bucht von Boca Chica, schon einige Zeit vorher kann ich das nahende Land riechen, es riecht nach Feuer, Gegrilltem, Gewürzen und Vegetation. Die Ansteuerung ist spannend (viele Flachs sind zu passieren) aber letztlich unproblematisch. Anders verhält es sich mit den Mooringtonnen, irgendwie will es mir nicht gelingen eine mit dem Bootshaken zu erwischen und nach einigen vergeblichen Versuchen steuer ich dann doch einen Steg der Marina an. Dort warten schon helfende Hände auf meine Festmacher und kurze Zeit später bedanke ich mich mit einer Runde eiskaltem Dosenbier aus Bordbeständen. Gegen ein Uhr fälle ich dann ziemlich erschöpft in die Koje und genieße die erste kühle Nacht (19°) seit Wochen. Aber bereits um 8 Uhr werde ich vom Marinapersonal geweckt und auf den bevorstehenden Besuch von Zoll, Imigration und Drogenbehörde vorbereitet. Dann wuseln auch schon drei Behördenvertreter durchs Boot, einer in Tarnkleidung, ein anderer im Jogginganzug, begutachten meine Papiere, gucken in jedes Schapp, lüpfen jedes Bodenbrett und erledigen proforma ihre Aufgabe. Ihnen ist wohl auch bewußt, dass sie wohl keine Chance hätten versteckte Schmuggelware ohne vierbeinige Hilfe zu finden. Natürlich ist die Gioia aber absolut clean. Gegen elf Uhr erscheint dann auch die Wanderer am Horizont und gemeinsam bringen wir sie schnell an den Steg, worauf auch sie von den Behördenvertretern geentert wird – aber nicht gefilzt, offenbar sehe ich eher wie ein Schmuggler aus... Ansonsten ist die Marina ein durchaus nettes Plätzchen, auch wenn die Nachbarortschaft wohl so etwas wie die Reeperbahn der Karibik ist und davon abgeraten wird nachts zufuß unterwegs zu sein. Inzwischen liegen beide Boote außerhalb der Marina an Mooringbojen (auch die kosten immerhin noch 18$ pro Nacht, allerdings ist WiFi, Wasser und Benutzung der Duschen inklusive).

Sonntag, 16. Dezember 2012

Angekommen

Boca Chica, Dominikanische Republik Bin gut angekommen, später mehr. Gute Nacht!

Samstag, 15. Dezember 2012

Via Inmarsat:

15.12.12 15.00utc 14*55n 68*36w
der 1.tag war flautig,durch die nacht gings dafuer mit 8kn.216sm to
go.schoenen 3.advent.

Please note your reply is limited to 160 Latin characters or approximately 135 for non-Latin characters.

Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Donnerstag, 13. Dezember 2012

In kühlere Gefilde

Proviantlast, Wasser- und Dieseltanks sind gefüllt, die letzten technischen Probleme behoben (offensichtlich lag die Ursache für die Aussetzer des Batteriemanagers in einem gebrochenem Kabel, das wahrscheinlich ebenso wie das Heizungskabel beim Einziehen der Solarpanelkabel beschädigt wurde), beim Zoll und der Imigration hab ich ausklariert - es kann also wieder losgehen. Gemeinsam mit der Wanderer 2 mache ich mich morgen in aller Frühe auf den Weg nach Boca Chica in der Dominikanischen Republik. Die Vorhersagen versprechen eher leichte Winde, ich hoffe trotzdem die 380 Meilen in 2,5 Tagen hinter mich zu bringen. Besonders freue ich mich auf das etwas mildere Klima dort oben im Norden, Wetteronline verspricht Nachttemperaturen von teilweise unter 20°C - nach der dauernden Hitze hier unten ein Traum, womöglich muß ich sogar wieder eine leichte Bettdecke auspacken! Yeah! Vielleicht melde ich mich zwischendurch über Satellit.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Kleine Fische und große Pötte

Bonaire, 12.12.12 Noch immer liegt die Gioia direkt über der Riffkante von Bonaire an der Mooringleine und die Tage plätschern vor sich hin. In den letzten Tagen herrschten eher raue Bedingungen im karibischen Meer, so dass ich meine Nordpassage noch etwas verschoben habe. Das passte aber auch ganz gut, da mich erneut eine Ohrenentzündung, diesmal auf der linken Seite etwas lahm legte. Damit verbunden gabs das ansich einzig schlechte Erlebnis auf dieser schönen Insel. Nachdem ich in der Nacht auf Samstag bemerkte, dass sich nun im linken Ohr etwas zusammen braute, führte mich mein erster Weg am Samstag zur Apotheke. Von meinem Arztbesuch auf Curacao wusste ich ja genau welche Medikamente ich brauche, leider gab es das Antibiotika natürlich nicht ohne Rezept. Also ging ich zur 24h Notfallpraxis um mir dieses zu besorgen. Der freundliche niederländische Doc bestätigte mir meine Diagnose (Entzündung des linken Aussenohrs), beschied mir aber, dass ich mit den noch vorhandenen Ohrentropfen bestens bedient wäre und nichts weiter benötigte. Die Überraschung gabs an der Rezeption, für diese nicht einmal fünf minütige Visitation wurden mir sage und schreibe 84$ (!!!) in Rechnung gestellt. Das ergibt einen Stundensatz von knapp tausend Dollar. Arzt auf Bonaire hätte man werden sollen... Ansonsten herrscht hier ein stetiges Kommen und Gehen von riesigen Kreuzfahrtschiffen, teilweise liegen sogar zwei dieser fetten Pötte an der Pier und entlassen ihre häufig fettleibige und rothäutige Ladung auf die Insel. Innerhalb von wenigen Stunden werden dann Unmengen von kitschigen Souvenirs (made in China) gekauft, Segeltrips (unter Motor) auf überfüllten Katamaranen oder Dschunken absolviert oder Inselrundfahrten im klimatisierten Bus gemacht, abschließend geht´s dann meist zum Sundowner in die original karibische Hafenbar. Gegen 18Uhr ist der Spuk dann meist vorbei und unter lauten Hornsignalen verlassen die schwimmenden Ferienanlagen die Bucht. An der Nachbarmooring liegt die Wanderer 2, die ältere Holzketch von Babara und Reinhard, gemeinsam wollen wir am Freitag in Richtung Boca Chica (DomRep) starten. Bis auf Kleinigkeiten (mein leidiger batteriecontroller) sind die Boote vorbereitet und ich gehe von einer Reisedauer von gut zwei Tagen aus, im Laufe des Sonntags sollte ich also die große insel im Norden erreichen. In der DomRep werde ich versuchen ein US Visum zu bekommen um anschließend noch Puerto Rico besuchen zu können. Da mein Ohrenzipperlein in den letzten Tagen das Schnorcheln verhinderte, beschränkte ich mich darauf mit Brotresten hunderte von Fischen an die Oberfläche zu locken und dort zu bestaunen, dieser Fischreichtum ist für einen Ostseesegler immer wieder faszinierend, binnen Sekunden finden sich hunderte von schillernden Fischen am Rumpf der Gioia ein und springen den Brotkrumen förmlich entgegen. Morgen werd ich dann doch nochmal mit Brille und Schnorchel in ihr Metier abtauchen und probieren sie direkt zu füttern. Hier noch ein Foto von meiner Abfahrt aus der Curacao Marina:

Montag, 3. Dezember 2012

Bonaire, Montag, 03.12.2012

Ich bin endlich raus aus der Marina und weg von Curacao! Trotz der netten Bekanntschaften in der Marina hatte ich das Hafenleben und das Geschäftsgebahren der ansässigen Firmen in den letzten Tagen reichlich satt. Das dreckige, trübe Wasser des Industriehafens von Willemstad bot nicht die auf Grund der geschützten und damit heißen Lage der Marina so dringend nötige Erfrischungsmöglichkeit und so floss der Schweiß in Strömen. Hinzu kam das Gefühl, dass die sich selbst verlängernde todo-Liste niemals enden wollte. Vor allem die leidige Lichtmaschinenproblematik machte mir zu schaffen und ist bis heute nicht erledigt. Der teure Mechaniker wollte partout das Kabel für den Erregerstrom vom Motorpanel zur Lichtmaschine tauschen, allerdings glaube ich einfach nicht, dass dort die Schwierigkeiten zu finden sind. Nichteinmal ausschließen will ich, dass ich die ganze Zeit vom Batteriemanager in die Irre geführt wurde. Diese „Tankanzeige“ der Batterien hat mir ja schon auf dem ersten Teil der Reise Kopfzerbrechen bereitet. Mit diesem Gerät sollte ich ja nicht nur den Ladezustand der Batterien überwachen können, sondern per Kippschalter auch den Rumpf auf Masser testen können. Halte ich den Schalter gedrückt, wird im Batterriemanagerdisplay in der Regel ein Wert von einem Milliampere angezeigt. Nun passiert es immer wieder, dass dieser Wert angezeigt wird, ohne dass ich den Kippschalter drücke. Blöd dabei ist nur, dass dieser Milliamperebetrag und nicht der / die tatsächliche Verbrauch / Ladung mit dem Gesamtverbrauch verrechnet wird. Hat nun aber der Manager die Ladephase(tagsüber) verschlafen und in der Verbrauchsphase (nachts) mal wieder richtig gemessen, zeigt er mir im Ergebniss einen nicht vorhandenen Ladebedarf an. Hinzu kommt, dass ich in der Marina die Batterien das erste mal nach langer Zeit mal wieder per Landstrom vollgeladen habe und anschließend den Batteriemanager genullt (auf volle Batteriekapazität justiert) habe, möglicherweise bekomme ich mit Landstrom ja doch irgendwie mehr Saft in die Bleikisten(??). Wie auch immer, irgendwann muß man dann einfach die Leinen losschmeisssen und das habe ich am vergangenen Samstag gemacht! Ein wenig mulmig ist mir ja vor fast jedem Törn, vor dem ersten der Saison bin ich doch ziemlich aufgeregt. Funktioniert alles? Komm ich gut vom Steg? Wie komme ich durch die Emmabridge? Im nachhinein waren all diese Sorgen mal wieder unnötig, alles klappte wie am Schnürchen und ich bin problemlos nach Klein Curacao gesegelt. Wobei „gesegelt“ nur für die ersten fünf Meilen zutraf, anschließend verließ uns der Wind gänzlich und ich konnte den Motor ausgiebig testen und mich mit der falschrum aufgedrehten Rollreffleine der Genua beschäftigen. Gegen 16.30Uhr ließ ich dann meinen Anker in den weißen Sandgrund vor Curacaos kleiner Nachbarinsel fallen. Direkt neben mir die Momo aus Essen und die Manatee aus Düsseldorf, beide Boote kenne ich schon aus der Marina und so gabs auch eine Einladung zum Sundowner. Die folgende Nacht brachte aber einen in diesem Ausmaß bisher noch unbekannten Moskitoterror. Gegen 04.30Uhr habe ich entnervt aufgegeben und bin Ankerauf gegangen um noch vor der Mittagshitze die 25 Meilen nach Bonaire hinter mich zu bringen, an segeln war wiederum nicht zu denken, kaum einmal Wind über 5Knoten – und das auch noch von vorn. Am Sonntag Vormittag gegen 10 Uhr lag die Gioia dann wieder im Mooringfeld vor Kralendjik, der Hauptstadt von Bonaire. Glasklares, türkises Wasser, die Gioia direkt über der Riffkante, tausende Fische, immer mal wieder Schildkröten und regelmäßig auch Taucher die unterm Rumpf durchtauchen.... leider auch heute Früh direkt nach dem Pumpen...war mir ja schon ein bisschen unangenehm ))) Dieses kleine Paradies werd ich nun erstmal ein paar Tage genießen und überlegen ob ich mich der allgemeinen Meinung anschließe und solange der Passat pausiert per Motor Meilen nach Westen mache. Ansich will ich ja segeln... Andererseits könnten mich die flauen Winde der kommenden Tage bis nach Grenada bringen. Mal gucken... Was gab´s noch? Eine kurze aber unangenehme Ohrenentzündung, einen alten GPS Plotter der nach anfänglich bestandenem Funktionstest nun doch den Dienst verweigert und ein größeres, geschenktes Dinghi (nochmals vielen Dank an Uli)

Curacao Marine

Willemstad, Curacao Inzwischen haben wir den 25.Oktober und ich bin nun schon wieder fast einen Monat auf Curacao. Nachdem es rund zehn Tage brauchte um die Gioia ins Wasser zu bekommen und ich anschließend noch einige Tage Haus und Hunde hütete, hab ich mich nunmehr schon ziemlich gut an Bord eingelebt. Die Gioia liegt noch immer in der kleinen Marina und ich bin dabei die todo-Liste abzuarbeiten. Hier ein paar der bereits erledigten Jobs: -Ankerwinde, zerlegt und gangbar gemacht (leider hatte eine Schraube gefressen und musste ausgebohrt und das Gewinde anschließend nachgeschnitten werden) -Ankerkette, korrodierten Teil rausgeschnitten und den Rest mit einem Notglied wieder verbunden (und verschweisst) -Segel angeschlagen -einige Meter Teakfugen ausgefräßt und neu vergossen -2 Winchen gewartet -Seeventile geprüft -Dichtsatz des Motorwärmetauschers erneuert -Verkabelung des Kartenplotters erneuert -zusätzlichen Kartenplotter installiert (i.d. Naviecke als AIS Display) -Edelstahl geputzt -Kajüte durchgewischt -Spibaum zusammengebaut -Spibaubeschlag am Mast montiert -Polsterbezüge aufgezogen -Stagen und Wanten geprüft -Solarpanele installiert -Gasflaschen füllen lassen -Deckstrahler neu eingeklebt -Propeller gesäubert, poliert und mit Antifouling gestrichen -Wellenanode gewechselt -Unterwasserschiff schleifen, spachteln und mit Antifouling streichen lassen -Toilettenpumpe instand gesetzt -Windsteueranlage, demontiert, teilweise zerlegt und wieder montiert -Kompassbeleuchtung neu verlötet -Steuergerät der Heizung (!!!!) getauscht – funktioniert aber dennoch nicht Momentan verzweifel ich an der Montage einer neuen, stärkeren Lichtmaschine, sie will einfach nicht wie sie soll und inzwischen zickt auch noch die alte. Wahrscheinlich muß ich einfach eingestehen mit meinem Latein am Ende zu sein und mir professionelle Hilfe an Bord holen. Mein Alltag hier in der Marina besteht aber nicht nur aus Hausmeistertätigkeiten auf der Gioia. Am Steg ergeben sich immer wieder neue Bekanntschaften, nicht nur mit den zahlreichen deutschen Seglern. So habe ich die vergangenen Abende mit Daniel aus Spanien verbracht, leider hat er sich mit seiner großen X-Yacht Freitag in die Nachbarbucht verholt und wird in den nächsten Tagen via Aruba nach Kolumbien segeln. Kurzzeitig war ich sogar am Überlegen ihm zu folgen, zu reizvoll wäre es mit zwei einhand gesegelten Booten unterwegs zu sein. Aber mich zieht es ja eher in östliche bzw nördliche Richtungen.