Sonntag, 30. Dezember 2012

Zwischen den Jahren

Die Gioia liegt noch immer an einer Mooringboje vor der ZarPar Marina in der Bucht von Boca Chica. Die weitläufige und größtenteils sehr seichte Bucht ist durch einen Riffsaum und einige kleine Inseln vom offenen Meer getrennt und daher bei allen Winden gut geschützt.
Die Einfahrt zur Bucht führt an einem Dickschiffterminal vorbei, an dem Tag für Tag drei Containerschiffe be- und entladen werden, hinter dem Terminal liegt einer der Inselflughäfen. Von diesem Industriebereich bekommt man aber in der Bucht nichts mit, weder Lärm noch Gestank oder dreckiges Wasser. Das Wasser ist in der seichten, sandigen Bucht natürlich nicht ganz so klar wie z.B. vor Bonaire, trotzdem sieht man auch in drei Meter Tiefe deutlich den Meeresgrund. In der relativ leeren Marina liegen vorwiegend Segelboote, im benachbarten Club Nautico hingegen sind die Motoryachten der wohlhabenden Dominicain vertäut. In all den Tagen, die nun schon hier liege, habe ich noch kein mal beobachten können, dass eine dieser z.T. wirklich großen Motorbratzen auf die offene See gefahren wäre. Statt dessen verlassen sie nur ihren Liegeplatz um in etwa 300m Entfernung in der Bucht den Anker zu schmeißen und mit ihren unglaublich lauten Musikanlagen die gesamte Bucht zu beschallen, bei 3-6 Motoryachten kann das schnell zu einer recht störenden Geräuschkulisse führen. Hinzu kommen die leidigen Jetskies, die sich eine Freude daraus machen mit Vollpower durch die Bucht zu braten und auch zwischen den Ankerliegern nicht vom Gas zu gehen. Ja, hier kann ich meine Vorurteile gegenüber Motorbootfahrern hervorragend pflegen - ich verstehe sie einfach nicht.
Direkt landeinwärts von der Marina liegt die Stadt Andrés, neben einer Menge kleiner, einfacher Restaurants findet sich dort auch der schon beschriebene Markt sowie die Busstation für den Bus in die Hauptstadt. Im Scheitel der Bucht, also im Norden, liegt die Ortschaft die der Bucht ihren Namen gab (oder war es anders herum?), Boca Chica. Boca Chica ist sehr tourismusorientiert, dort finden sich diverse Hotels, italienische aber auch deutsche und chinesische Restaurants, Bars und Discotheken. Entgegen meinem ersten Eindruck dreht sich aber nicht alles um Prostitution, auch wenn man immer wieder ältere Mitteleuropäer mit blutjungen karibischen Schönheiten im Arm sieht. Insgesamt macht die Insel einen deutlich authentischeren Eindruck als die europäischen Karibikinseln Martinique, Curacao und Bonaire. Unter den Seglern hat sich eine kleine, multinationale Clique gebildet und so findet sich für Unternehmungen immer Gesellschaft.
Nach all den Wochen die ich nun in den erschiedensten Ländern unterwegs war, hat es mich nun auch mal erwischt. Vermutlich habe ich einige Tomaten nicht ausreichend abgewaschen und so hatte mich gestern Montezumas Rache fest im Griff, ich verbrachte fast den gesamten Tag in der Koje oder der benachbarten Räumlichkeit und ließ die Jungs am Abend schweren Herzens ohne mich zum Feiern fahren. Heute geht´s aber schon wieder deutlich besser und mit Reis und warmer Cola bringe ich mich wieder gänzlich auf den Damm. Das ist auch notwendig, denn natürlich steht morgen zum Jahreswechsel eine ordentliche Feier an, die ich keinesfalls verpassen möchte. Ob ich dann in der kommenden Woche tatsächlich wie geplant gen Osten starten kann, ist momentan eher fraglich, denn die Windvorhersage versprichten reinen Ostwind von 20-25 Knoten - ob ich auf so eine Knüppelkreuz Lust hab? na mal sehen! Allen Lesern wünsche ich einen guten Rutsch ins neue Jahr und freue mich wie gehabt auch mal über eine Rückmeldung. (die Kommentar- und Kontaktfunktion habe ich allerdings deaktiviert, daher Nachrichten am besten per Email christophsohnrey(ättt)gmx.de)