Dienstag, 18. Dezember 2012

Bonaire - Boca Chica

Überfahrt von Bonaire zur Dominikanischen Republik Freitag, 15.12. bis Sonntag, 17.12.2012 Nachdem ich bereits am Donnerstag Nachmittag gemeinsam mit der Wanderer2 ausklariert und die Gioia seeklar (Dinghi eingepackt, Persenninge ab- und Schoten angeschlagen, Sonnenschutz abgebaut etc) gemacht hatte, wachte ich am Freitag Morgen lange vor der Dämmerung und dem Weckerläuten auf, so geht’s mir ansich immer – ob´s die Nerosität ist? Auf alle Fälle hatte ich so noch genug Zeit um in aller Ruhe meine Morgenroutine zu durchlaufen, Wetterberichte einzuholen und auch noch ein bisschen im Internet zu surfen. Kurz nach sieben Uhr ließ ich dann die Mooringleine fallen und setzte schon kurz darauf die Segel. Die Wanderer folgte etwa zehn Minuten später und holte mich unter Motor schnell ein. Da der Wind nur schwach wehte, startete ich dann auch die Maschine und so tuckerten wir gemeinsam dem westlichen Ende von Bonaire entgegen. Auch hinter dem Kap wollte der Wind nicht wirklich zulegen, während die Wanderer weiter unter Maschine lief, reichte mir die Windkraft um mit etwa vier Knoten hinterher zu kommen. Den ruhigen Tag verbrachte ich mit meinem aktuellen Buch, „die Festung“ von Buchheim, eindrucksvoll werden dain die letzten Wochen im von deutschland besetzten Brest geschildert. Gerade liege ich im Schatten auf dem Vorschiff und lese den Bericht über Tieffliegerangriffe auf den Hafen von Brest, als mich plötzlicher Motorenlärm aufschreckt und ein Flugzeug dicht über die Gioia hinweg prescht. Eindrucksvoller kann das gerade Gelesene kaum veranschaulicht werden, nur gut, dass ich keine Bomben zu fürchten habe und nur die Küstenwache guckt wer sich vor ihrer Küste so herumtreibt. Erst nachdem mit der Dämmerung ein erster Squall mit kräftigen Böen durchzog, stabilisierte sich der Wind auf gute 15 Knoten und ließ die Gioia nur so fliegen. Mit 7,5 bis 9 Knoten entfernte ich mich schnell von der Wanderer und schon nach kurzer Zeit waren ihre positionslichter nicht mehr auszumachen. Eine erste Überraschung gab es, als ich am späten Abend mit der Maschine die Batterien komplett für die Nacht aufladen wollte – die Lichtmaschine gab keine Ladung ab. Der nicht funktionierende Drehzahlmesser brachte mich schließlich auf die Richtige Spur: Der neue, abriebfeste Keilriemen! Also frisch ans Werk, die Kühlwasserschläuche abnehmen und den alte, klassichen Gummikeilriemen wieder aufziehen- und siehe da, plötzlich funktionierte alles wie gewünscht, zumindest fast, denn offensichtlich nehmen die Batterien nicht mehr so die Ladung an wie noch vor einem Jahr. Die Halbwindrauschefahrt dauert die Nacht über an und schon am Morgen bringe ich keine UKW Verbindung zur Wanderer mehr zustande. Am Samstag bleibt der Wind in moderaten Vollzeugstärken, dreht allerdings etwas weiter vorlich und ich entscheide auf Grund der berechneten Ankunftszeit nicht mehr wie gehabt etwas vorzuhalten, sondern nunmehr direkt auf Zielkurs zu gehen um möglichst noch bei Tageslicht mein Ziel zu erreichen. Gegen Mittag bekomme ich ein erstes, meinen Kurs kreuzendes Dickschiff zu sehen, das dann aber gute zwei Meilen hinter mir durchgeht. Den ganzen Tag über reduziert eine leichte Bewölkung die Leistung meiner Solarpanele und so muß schon am frühen Abend wieder die Lichtmaschine ran. Der Keilriemen quietscht anfänglich etwas und ich beschieße ihn am Sonntag nocheinmal nachzuspannnen. Meine Windssteueranlage arbeitet leider immer noch nicht zufriedenstellend, zum einen scheint der Pendelruderschaft noch nicht 100% gerade montiert zu sein, damit das pendelruder in Mittelstellung bleibt, muß ich die Windfahne deutlich vorlicher als normal einstellen und zum anderen bleibt das Hauptproblem wohl die Schwergängigkeit meiner Ruderanlage. Die Lösung dieses Problems dürfte aufwendiger werden. Zunächst werde ich versuchen eine Talje in die Ruderleinen der Aries einzuscheren, damit verdopple ich die Kraft, halbiere allerdings auch den möglichen Ruderausschlag. Ob das funktioniert? Ansonsten bleibt mir nur direkt an der Achse des Steuerrades ein kleineres Ritzel zu montieren und dann die Ruderkette entsprechend zu kürzen. Wobei ich fast schon am überlegen bin die Aries bei Gelegenheit zu verkaufen und mir stattdessen einen kompletten zweiten elektronischen Piloten anzuschaffen. Die Nacht zum Sonntag bringt nicht nur etwas frischeren Wind, sondern auch einen unglaublichen Sternenhimmel und ich sitze lange mit dem neuen Pad und dem Sternenatlas im Cockpit und bestaune den Himmel. Am Morgen liegen nur noch 80 Meilen vor mir und es wird immer deutlicher, dass ich mein Ziel nicht vor Sonnenuntergang erreichen werde. So beschäftige ich mich ausführlich mit allen mir zur Verfügung stehenden Kartenmaterialien und beschließe die Ansteuerung auch bei Dunkelheit zu wagen. Zwanzig Meilen vor dem Ziel frischt der Wind abermals auf und dreht weiter vorlich, nun kommt er fast genau von vorne. Ich habe keine Lust jetzt noch die Fock anzuschlagen und beschließe die Genua einzurollen und mit Motorunterstützung weiterzufahren. Das das Quitschen des Keilriemens will nicht weniger werden und nachdem ich ihn abermals gespannt habe, macht er ganz eigenartige Geräusche. Trotz mehrfacher Veränderung der Riemenspannung werde ich die Geräusche nicht los – so mag ich unter Motor nicht die Engstellen vor der Marina passieren also bleibt mir nichts anderes übrig als abermals den Riemen zu wechseln. Diesmal nehme ich einen brandneuen Riemen und die Montage wird eine echte kleine Herausforderung, immerhin bläst es inzwischen mit 25Knoten und die entsprechende See läßt die Gioia ordentlich Achterbahn fahren. Mit einiger Mühe gelingt der Wechsel dann aber problemlos und der Motor macht nur noch die gewohnten Geräusche – sehr schön! Gegen 23 Uhr Ortszeit erreiche ich dann die Bucht von Boca Chica, schon einige Zeit vorher kann ich das nahende Land riechen, es riecht nach Feuer, Gegrilltem, Gewürzen und Vegetation. Die Ansteuerung ist spannend (viele Flachs sind zu passieren) aber letztlich unproblematisch. Anders verhält es sich mit den Mooringtonnen, irgendwie will es mir nicht gelingen eine mit dem Bootshaken zu erwischen und nach einigen vergeblichen Versuchen steuer ich dann doch einen Steg der Marina an. Dort warten schon helfende Hände auf meine Festmacher und kurze Zeit später bedanke ich mich mit einer Runde eiskaltem Dosenbier aus Bordbeständen. Gegen ein Uhr fälle ich dann ziemlich erschöpft in die Koje und genieße die erste kühle Nacht (19°) seit Wochen. Aber bereits um 8 Uhr werde ich vom Marinapersonal geweckt und auf den bevorstehenden Besuch von Zoll, Imigration und Drogenbehörde vorbereitet. Dann wuseln auch schon drei Behördenvertreter durchs Boot, einer in Tarnkleidung, ein anderer im Jogginganzug, begutachten meine Papiere, gucken in jedes Schapp, lüpfen jedes Bodenbrett und erledigen proforma ihre Aufgabe. Ihnen ist wohl auch bewußt, dass sie wohl keine Chance hätten versteckte Schmuggelware ohne vierbeinige Hilfe zu finden. Natürlich ist die Gioia aber absolut clean. Gegen elf Uhr erscheint dann auch die Wanderer am Horizont und gemeinsam bringen wir sie schnell an den Steg, worauf auch sie von den Behördenvertretern geentert wird – aber nicht gefilzt, offenbar sehe ich eher wie ein Schmuggler aus... Ansonsten ist die Marina ein durchaus nettes Plätzchen, auch wenn die Nachbarortschaft wohl so etwas wie die Reeperbahn der Karibik ist und davon abgeraten wird nachts zufuß unterwegs zu sein. Inzwischen liegen beide Boote außerhalb der Marina an Mooringbojen (auch die kosten immerhin noch 18$ pro Nacht, allerdings ist WiFi, Wasser und Benutzung der Duschen inklusive).