Irgendwann war es dann soweit und ich habe endlich die Bucht von Le Marin hinter mir gelassen und mich wieder auf den Weg in Richtung Westen gemacht.
Auf Dauer war Martinique dann doch etwas langweilig, nur die hervorragende Infrastruktur hielt mich solange vor Ort. Vor allem der Elektroniker von Diginav (und meine leidigen Elektronikprobleme) haben mich solange festgehalten. Nicht nur in Deutschland scheinen die Dienstleister der Yachtbranche Großmeister im Vertrösten und Hinhalten zu sein, immer wieder bekam ich zu hören „come back tomorrow...“.
Nachdem dann alles wieder so lief wie gewünscht, bestand kein Grund länger dort zu bleiben.
Martinique scheint irgendwie eine Sonderrolle hier in der Karibik zu spielen, von der vielgerühmten karibischen Lebensfreude und Freundlichkeit ist nicht viel zu spüren und so war ich doch froh los zu kommen.
Schon am Donnerstag Abend hatte ich die Gioia seeklar gemacht, alle Persenninge runter genommen, das Sonnenzelt abgebaut, die Wassertanks gespült und wieder befüllt. So stand meinem Start am Freitag Morgen nichts im Wege und um neun Uhr ging ich Anker auf und verließ unter Motor ein letztes Mal die Bucht von Le Marin.
Draussen erwarteten mich schwache, achterliche Winde und so ging es zunächst nur unter Genua in Richtung Südwest.
Auch in den folgenden Stunden sollte der Wind nicht zulegen, im Gegenteil. Zeitweilig war es doch eine arge Dümpelei und selten zeigte die Logge mehr als vier Knoten.
Der erste Tag brachte nur ein Etmal von knappen hundert, der zweite gar nur achtzig Meilen.
Erst am dritten Tag lief es besser, unter Schmetterlingbesegelung, d.h. Mit ausgebaumter Genua auf der einen Seite und dem Großsegel auf der anderen Seite erreichte die Gioia endlich mal wieder die sieben Knoten Marke.
Tagsüber war es, gerade zur Mittagszeit, doch sehr heiß und auf dem Teakdeck verbrannte man sich die Füße. Also verkroch ich mich in den Schatten unter Deck und wartete auf den Nachmittag.
Besonders die Morgenstunden und die Zeit der Abenddämmerung habe ich immer sehr genossen, beobachtete das Meer, sah viele Wale, eine Schildkröte und eine Unzahl von verschiedenen Seevögeln. Ein Piepmatz blieb sogar eine ganze Nacht auf der Reling sitzen – ich hoffe zumindest, dass er am Morgen wieder neue Kräfte gefunden hatte und nicht einfach irgendwann ins Wasser gefallen ist.
Leider hat sich mein neuer, für viel Geld in Le Marin geschweißter Spibeschlag am Mast nicht bewährt, nacheinander hat er mir beide Enden des Spibaums zerbrochen und so werde ich dbzgl vor dem Pazifik noch nachbessern müssen.
Das gilt auch für das Autopilotendisplay, gleich in der ersten Nacht gab es wieder einen Blackout der Elektronik, so dass ich erstmal beidrehen musste um die Aries klar zu machen und anschliessend in Ruhe das Elektronikproblem zu lösen.
Offensichtlich ist wieder Wasser auf die Platine des Displays gekommen und hat für einen Kurzschluss gesorgt, immerhin hatte ich mir in Le Marin ein Ersatzdisplay besorgt und so konnte ich nach einiger Bastelei wieder von der Aries auf den elektronischen Piloten wechseln.
Die letzten Nächte brachten wieder eine Menge Squalls und immer mal wieder auch ein bisschen Großschiffverkehr, dadurch war an längere Schlafpausen nicht wirklich zu denken, immer wieder holten mich die elektronischen Warner aus der Koje und das geht auf Dauer doch auf die Kondition.
So war ich letztlich doch sehr froh als ich am Dienstag Mittag allen die es nicht hören konnte, ein lautes „Land in Sicht!“ entgegen brüllen konnte.
Als Belohnung für die letzten Tage entschloss ich mich nach langer Zeit mal wieder in einer Marina fest zu machen, leider muss ich heute sagen, denn für teures Geld gabs weder ein funktionierendes Wlan noch den so dringend benötigten Schlaf. Zum einen lärmte die halbe Nacht eine Baustelle direkt vor der Marina, viel schlimmer waren aber die Trillionen von Moskitos die erstmalig auf meinem Törn über mich herfielen. Sicherlich fünfzig Stiche habe ich davon getragen bevor ich endlich mein Moskitonetz aus dem hintersten Winkel des Bootes hervorgekramt habe und dann irgendwie in den Schlaf gefunden habe.
Inzwischen habe ich die Gioia vor die Uferpromenade an eine Mooring gelegt und hoffe, dass sich die Moskitos nicht so weit aufs Wasser hinnaus trauen.
Bonaire ist wieder ganz anders als die bisherige Karibik, nicht nur, dass niederländisch gesprochen wird, ich habe auch den Eindruck, dass es nocheinmal deutlich wärmer ist. Die Menschen sind alle ausgesprochen freundlich und hilfsbereit und man merkt, dass der Tourismus hier sehr amerikanisch geprägt ist (auch ist der Dollar die offizielle Währung).
Die Preise sind günstiger und der Service besser als auf Martinique, für ein ausgesprochen gutes und großes Filetsteak mit Salatteller und leckerer Nachspeise habe ich inkl. Getränken 40$ gezahlt, also rund 32€.
Jeden Tag kann ich ir das nicht leisten aber nach einem antrengenden Törn musste das einfach mal sein...
Jetzt bleibe ich noch ein paar Tage hier und dann geht’s weiter nach Curacao.