Inzwischen habe ich mich hier auf
Bonaire ein wenig eingelebt und bin von Tag zu Tag mehr begeistert.
Die Gioia liegt direkt vor der Uferpromenade von Kralendijk an einer
Mooring, aus dem Cockpit fällt der Blick auf die kleine, unter
Naturschutz stehende Insel Klein Bonaire.
Das Wasser unter dem Rumpf ist von
faszinierender Klarheit, bunte Fischschwärme stürzen sich auf jeden
über Bord geworfenen Brotkrümel.
Am Mittwoch Abend stand in der Beachbar
plötzlich Achim aus Bremen vor mir.
Vor fast einem halben Jahr haben wir
uns auf La Graciosa kennen gelernt, ich stand ganz am Anfang meiner
Reise und Achim war ein paar Tage zum Entspannen auf die Insel
gekommen, wir tranken einige Biere zusammen und Achim half Freund
Krischan noch beim Verlegen der Taina.
Nach guten fünf Monaten Alltag in
einer Bremer Klinik für Achim und ein paar Seemeilen im Kielwasser
für mich stehen wir uns nun hier gegenüber – was für ein Zufall!
Wie klein die Welt doch sein kann.
Gemeinsam mit Frank, Achims
Zimmernachbarn aus dem Hotel gehen wir nicht nur ein paarmal essen
sondern unternehmen auch einen kleinen Mietwagenausflug um die Insel.
Und Bonaire kann wirklich rundherum
überzeugen, denn die gesamte Uferlinie ist mit Tauchspots und
Badestränden gesäumt. Schon Hans Hass hat hier Anfang der
dreissiger Jahre die Unterwasserwelt erkundet und begeistert davon
berichtet.
Die seit dem vergangenen achtzig Jahre
haben natürlich auch hier für Veränderung gesorgt.
Die Salzgewinnung ist neben dem
Tourismus noch immer der wichtigste Wirtschaftszweig, nur das die
Salz schaufelnden Sklaven inzwischen von Baumaschinen abgelöst
wurden. Die erschreckend winzigen Sklavenhütten stehen aber noch
immer am Strand und lassen erahnen wie menschenverachtend die
damaligen Zeiten waren.
Im Norden der Insel wurde eine
Ölraffinerie gebaut und das war es dann auch schon so ziemlich mit
der Inselindustrie.
Dank KLM sind die ABC Inseln gut und
günstig (ca. 500,-) von Europa aus zu erreichen und so verwundert es
doch ein wenig, dass die Deutschen dieses Urlaubsparadies noch nicht
wirklich für sich entdeckt haben.
Inzwischen ist Achim wieder in
Deutschland und ich habe ein bisserl was an der Gioia getan.
Es war mal wieder an der Zeit das
Unterwasserschiff samt Opferanoden und Kühlwassereingang zu
reinigen. Bei diesen Bedingungen ist das aber eher eine Freude als
Arbeit, schnell war ich umzingelt von hunderten Fischen, die sich den
abgeschabten Bewuchs schmecken liessen (ich hoffe es ist ihnen
bekommen). Von Zeit zu Zeit schaut auch immer mal wieder eine
Schildkröte am Boot vorbei und mit etwas Glück entdeckt man auch
mal eine Art kleiner Mantarochen.
Gestern Abend gab es dann mit Frank ein
kleines BBQ an Bord und wir haben verabredet, dass ich ihn am Montag
mit nach Curacao nehme.
Heute habe ich dann auch endlich die
Ankerkette mit Längenmarkierungen versehen, so dass ich nun deutlich
besser abschätzen kann wieviel Kette ich am Ankerplatz stecke.
Ein weiterer Punkt auf der to-do-Liste
war die Schaltung, die langsam begann etwas schwergängig zu werden.
Ansich eine schnelle Aktion, Gehäuse an der Steuersäule öffnen,
ein wenig WD40 gesprüht und gut – denkste! Die Gehäuseschrauben
waren etwas korrodiert und liessen sich nur schwer lösen und der
Kopf der letzten Schraube ist dann, wie sollte es auch anders kommen,
abgerissen. So musste ich mit Akkubohrer, Metallsäge und Zangen
sehen wie ich den Schraubenrest aus dem gehäuse bekomme. Ganz ist es
mir noch nicht gelungen, einen Stummel habe ich mir für Curacao
aufgehoben, aber zumindest habe ich das Schaltgehäuse aufbekommen
und konnte es wieder leichtgängig machen.
Heute Abend werde ich dann noch
ausklarieren, die Gioia soweit segelklar machen und morgen dann die
knapp vierzig Meilen nach Curacao segeln.