Montag, 23. April 2012

Wie einst Hans Hass...













Inzwischen habe ich mich hier auf Bonaire ein wenig eingelebt und bin von Tag zu Tag mehr begeistert. Die Gioia liegt direkt vor der Uferpromenade von Kralendijk an einer Mooring, aus dem Cockpit fällt der Blick auf die kleine, unter Naturschutz stehende Insel Klein Bonaire.
Das Wasser unter dem Rumpf ist von faszinierender Klarheit, bunte Fischschwärme stürzen sich auf jeden über Bord geworfenen Brotkrümel.
Am Mittwoch Abend stand in der Beachbar plötzlich Achim aus Bremen vor mir.
Vor fast einem halben Jahr haben wir uns auf La Graciosa kennen gelernt, ich stand ganz am Anfang meiner Reise und Achim war ein paar Tage zum Entspannen auf die Insel gekommen, wir tranken einige Biere zusammen und Achim half Freund Krischan noch beim Verlegen der Taina.
Nach guten fünf Monaten Alltag in einer Bremer Klinik für Achim und ein paar Seemeilen im Kielwasser für mich stehen wir uns nun hier gegenüber – was für ein Zufall! Wie klein die Welt doch sein kann.
Gemeinsam mit Frank, Achims Zimmernachbarn aus dem Hotel gehen wir nicht nur ein paarmal essen sondern unternehmen auch einen kleinen Mietwagenausflug um die Insel.
Und Bonaire kann wirklich rundherum überzeugen, denn die gesamte Uferlinie ist mit Tauchspots und Badestränden gesäumt. Schon Hans Hass hat hier Anfang der dreissiger Jahre die Unterwasserwelt erkundet und begeistert davon berichtet.
Die seit dem vergangenen achtzig Jahre haben natürlich auch hier für Veränderung gesorgt.
Die Salzgewinnung ist neben dem Tourismus noch immer der wichtigste Wirtschaftszweig, nur das die Salz schaufelnden Sklaven inzwischen von Baumaschinen abgelöst wurden. Die erschreckend winzigen Sklavenhütten stehen aber noch immer am Strand und lassen erahnen wie menschenverachtend die damaligen Zeiten waren.
Im Norden der Insel wurde eine Ölraffinerie gebaut und das war es dann auch schon so ziemlich mit der Inselindustrie.
Dank KLM sind die ABC Inseln gut und günstig (ca. 500,-) von Europa aus zu erreichen und so verwundert es doch ein wenig, dass die Deutschen dieses Urlaubsparadies noch nicht wirklich für sich entdeckt haben.
Inzwischen ist Achim wieder in Deutschland und ich habe ein bisserl was an der Gioia getan.
Es war mal wieder an der Zeit das Unterwasserschiff samt Opferanoden und Kühlwassereingang zu reinigen. Bei diesen Bedingungen ist das aber eher eine Freude als Arbeit, schnell war ich umzingelt von hunderten Fischen, die sich den abgeschabten Bewuchs schmecken liessen (ich hoffe es ist ihnen bekommen). Von Zeit zu Zeit schaut auch immer mal wieder eine Schildkröte am Boot vorbei und mit etwas Glück entdeckt man auch mal eine Art kleiner Mantarochen.
Gestern Abend gab es dann mit Frank ein kleines BBQ an Bord und wir haben verabredet, dass ich ihn am Montag mit nach Curacao nehme.
Heute habe ich dann auch endlich die Ankerkette mit Längenmarkierungen versehen, so dass ich nun deutlich besser abschätzen kann wieviel Kette ich am Ankerplatz stecke.
Ein weiterer Punkt auf der to-do-Liste war die Schaltung, die langsam begann etwas schwergängig zu werden. Ansich eine schnelle Aktion, Gehäuse an der Steuersäule öffnen, ein wenig WD40 gesprüht und gut – denkste! Die Gehäuseschrauben waren etwas korrodiert und liessen sich nur schwer lösen und der Kopf der letzten Schraube ist dann, wie sollte es auch anders kommen, abgerissen. So musste ich mit Akkubohrer, Metallsäge und Zangen sehen wie ich den Schraubenrest aus dem gehäuse bekomme. Ganz ist es mir noch nicht gelungen, einen Stummel habe ich mir für Curacao aufgehoben, aber zumindest habe ich das Schaltgehäuse aufbekommen und konnte es wieder leichtgängig machen.
Heute Abend werde ich dann noch ausklarieren, die Gioia soweit segelklar machen und morgen dann die knapp vierzig Meilen nach Curacao segeln.