Mittwoch, 25. April 2012

Einklarieren auf Curacao – ein nicht ganz unkomplizierter Job


willemstad auf einer größeren Karte anzeigen

Man könnte ja meinen, wenn das Boot erstmal sicher vor Anker liegt, alle Schoten und Fallen sauber aufgeschossen, die Segel zusammen gelegt und gut vor dem Sonnenlicht geschützt sind und das Ankunftsbier getrunken ist, läge der anstrengenste Teil des Törns hinter einem. Hier auf Curacao liegt man mit dieser Ansicht voll daneben.
Denn wie überall, ist es auch hier obligatorisch den Behörden die Ankunft des Schiffes mitzuteilen.
Auf der schönen Insel Curacao ist es aber deutlich aufwendiger als auf allen bisherigen Stationen meiner Reise und daher einen eigenen kleinen Bericht wert.
Für meinen Landfall auf Curacao habe ich die, auch in vielen Törnführern empfohlene Ankerbucht „Spaanse Water“ ausgewählt. Durch einen kleinen Kanal, gesäumt von Klippen und Untiefen, gelangt man in die weitläufige und verzweigte Bucht.
Mein Versuch einen Liegeplatz in einer der Marinas zu bekommen scheitert und deshalb geht es wieder einmal vor Anker. Das verkompliziert zwar die Abreise von Kurzzeitmitsegler Frank, schont dafür aber die Bordkasse.
Zum Einklarieren muß man in die etwa 10km entfernt gelegene Hauptstadt Willemstadt und dort neben dem Zoll auch die Immigration- und Hafenbehörden aufsuchen.
Da Frank schon am Tag nach unserer Ankunft wieder mit dem Flugzeug ausreisen will, beschliessen wir trotz fortgeschrittener Uhrzeit einen Versuch zu unternehmen.
Also pumpen wir das Dinghi auf und packen alle notwendigen Papiere (Reisepässe, Bootspapiere, Zarpe (Ausklarierungsbestätigung des letzten Hafens) in einen wasserdichten Sack und machen uns auf den Weg zum nächstgelegenen Dinghianleger im Fischerhafen.
Von dort sind es nur wenige Minuten Fußmarsch bis zur Bushalte (klingt nach Jugendslang, heisst hier aber tatsächlich so). Nach fast einer Stunde Wartezeit kommt dann auch endlich ein Minibus der uns schnell und preiswert in die Hauptstadt bringt.
Von der dortigen Bushalte ist es nicht weit bis zum Gebäude des Zolls, doch hängt in der Tür nur eine kurze Notiz, dass man bei Bedarf bitte die genannte Nummer anrufen soll.
Normalerweise ja kein Problem aber leider fehlen den deutschen Telefonanbietern hier die Roamingpartner und so funktioniert keines unserer drei Handies.
Dann also erstmal zur Immigration. Irgendwie war aber unsere Wegbeschreibung nicht so ganz eindeutig, zumindest verging uns schnell die Lust ohne definitives Ziel bei Nacht durch den Hafen zu laufen und unsere Mägen waren auch am Knurren. Schnell fand sich ein kleines Restaurant mit freiem Internetzugang und so konnten wir nicht nur etwas essen sondern auch per Skype den Zoll ins Büro bestellen.
Inzwischen war es 22.30 Uhr und somit klar, dass wir den Einklarierungsjob an diesem Tag nicht mehr erledigt bekommen. Der letzte Bus war eh schon weg und so konnten wir ganz in Ruhe noch ein Bier trinken gehen.
Per Taxi ging es dann zurück zur Ankerbucht.
Am nächsten Morgen dann der zweite Versuch, nochmals mit dem Bus in die Stadt, diesmal mit exakter Ortsbeschreibung. Um überhaupt zum Imigrationoffice zu gelangen, müssen wir erstmal durch eine Kontrolle auf den Kreuzfahrerpier. Dafür werden unsere Daten notiert und ein Beleg ausgestellt, der, vom Immigrationofficer gegengezeichnet, beim Verlassen des Piers wieder abgegeben werden muss. Das Büro war dann auch schnell gefunden und die Dokumente ausgefüllt und abgestempelt. Allerdings war der Hafenmeister bei unserer Ankunft gerade in die Mittagspause gegangen und erst zwei Stunden später für uns erreichbar.
Immerhin hatte Frank seinen Einreisestempel im Pass und seiner Ausreise stand nichts mehr im Wege. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee in der Stadt verabschiedeten wir uns voneinander und ein Taxi brachte Frank zum Flughafen.
Ich bin noch ein wenig durch die Stadt gebummelt um dann erneut beim Hafenmeister vorstellig zu werden. Schnell war dann die Ankererlaubnis für drei Monate erteilt (Kosten 10$) und ich konnte mich auf den Rückweg zur Gioia machen.
Es war natürlich schon ein bisschen anstrengend bei dreissig Grad durch die Stadt zu rennen, im Nachhinnein ging aber alles trotz aller Komplikation ausgesprochen freundlich und problemlos über die Bühne. Jetzt könnte ich ohne weiter Kosten und Formalitäten volle drei Monate auf dem Ankerplatz liegen bleiben – auch nicht so schlecht. Trotzdem ist es gut, dass anderenorts sich das ganze Procedere normalerweise etwas unkomplizierter gestaltet.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Frank Steinbach