Samstag, 7. April 2012

Frohe Ostern! Alltag in der Ankerbucht

In den letzten Wochen gab es nur wenig von mir zu lesen, zum einen ist es noch immer nicht ganz einfach mit dem Internetzugang, zum anderen fällt es mir momentan schwer hier im Blog zu berichten weil ich gerade dabei bin einen ausführlichen Bericht über die bisherigen Reiseabschnitte zu schreiben.
Je nach Stimmung wechsle ich momentan die Ankerbucht, stehen Bessorgungen oder irgendwelche Termine an, fahre ich in die tief eingeschnittene Bucht von Le Marin und schmeisse den Anker direkt vor der Marina. Die nahezu perfekte Infrastruktur (jegliches Zubehör, Handwerker, große Supermärkte mit eigenem Dinghidock) bezahlt man mit nicht ganz so klarem Wasser und einer Menge Verkehr, zeitweise komme ich mir auf meinem Ankerplatz vor wie an einer Haupteinfallstrasse, Alle Arten von Wasserfahrzeugen fahren an mir vorbei, vom Opti bis zur Maxiyacht, vom Mini-Hobie bis zum 70 Fuß Luxuskat, vom Jetski bis zur Mega-Motoryacht und natürlich alle Arte von Beibooten, besegelte, geruderte und zT rasend schnelle mit Außenborder.
Wird mir der Trouble zu bunt verhole ich die Gioia vor den Strand von St. Anne in die Nachbarbucht. Dort liegt man in kristallklaren türkisen Wasser und hat freien Blick auf den Horizont.
Anfang der Woche habe ich mit meinem Ankernachbarn Peter auf der Gioia einen zwei Tages Ausflug in die Rodneybay auf St. Lucia gemacht. Bei der Gelegenheit hab ich alle Veränderungen der letzten Wochen überprüfen können, das Großsegel steht jetzt richtig gut, die längeren Segellatten erfüllen ihren Zweck, der Autopilot läuft tadellos und selbst die Aries hat einige Stunden die Gioia verlässlich auf Kurs gehalten.
In der Rodneybay haben wir diesmal direkt vor der Marinaeinfahrt im südlichen Ankerfeld gelegen.
Der Ort ist ziemlich touristisch aber trotzdem ganz nett. Das Preisniveau ist etwas erträglicher als hier auf Martinique.
Extra für die Reise hatte ich mir ja einen E-Bookreader gekauft, der Amazon Kindle ist ein faszinierendes Stück Technik und bietet die Möglichkeit fast weltweit Lesestoffnachschub zu bekommen. Leider hatte mein Gerät Probleme eine Verbindung zum Internet aufzubauen.
Kaum hatte ich eine Email an den Hersteller geschickt kam schon der Rückruf und als alle Tricks das Problem nicht lösen konnten, wurde mir kurzerhand kostenlos ein neues Gerät zugeschickt.
Weil sich die Lieferung verzögerte und der Kindle auf dem Weg zu mir gleich zweimal den Teich überqueren musste, gab´s von Amazon.com sogar noch eine 20$ Gutschrift.
Das alte, bis auf ein Feature ja voll nutzbare Gerät durfte ich behalten.
Vorbildlicher Service muss ja auch mal erwähnt werden.
Meinen Nachbarn und Mitsegler Peter habe ich schon in Mindelo / Kap Verden am Steg gesehen, erst hier sind wir aber in Kontakt gekommen. Wie sich heraus gestsellt hat sind wir am gleichen Tag in Mindelo gestartet.
Peter hat gerade eine ziemlich heftige Pechstähne hinter sich, beim ersten Start über den Atlantik hat ihn 400 Meilen westlich der Kap Verden nachts ein großer, chinesischer Fischer vierkannt gerammt. Seine stabile 9m Stahlketch wurde heftig ramponiert, er konnte sie aber retten.
Das brutale an dem Vorfall ist allerdings, dass der Chinese sich über Funk kurz entschuldigt aber dann knallhart seinen Weg fortgesetzt hat. Die Fischer standen am Heck und guckten auf die stark beschädigte Yacht im Kielwasser.
Während der folgenden Reparaturarbeiten entwickelten Peter und seine Frau immer stärkere Heimatgefühle für die Kap Verden und hatten sich fast schon endgültig entschieden dort zu bleiben, da ging die Beziehung in die Brüche und Peter ist unfreiwillig zum Einhandsegler geworden.
Nun lag er hier in der Bucht, arbeitete an seinem Boot und konnte sich nicht recht entscheiden wie es weiter gehen soll. Vielleicht war der kurze Törn nach St. Lucia ganz gut, jetzt plant er zumindest in den nächsten Wochen ein bisschen gen Süden zu segeln.



Ein anderer Bekannter aus der Ankerbucht ist Johann aus Österreich.
Er ist schon seit fünfzehn Jahren auf seinem 50Fuss Trimaran unterwegs und hat eine Menge zu erzählen. Sein Tri zählt sicherlich zu den ungewöhnlichsten Langfahrtbooten die man unterwegs so treffen kann. Mit seinem Spezialrigg ist der Tri mit nur einer Schot sehr einfach und vorallem schnell zu segeln. Durchschnittsgeschwindigkeiten jenseits der 15Knoten sind wohl normal.
Unter Deck bietet diese Rennmaschine erstaunlich viel Komfort, zwei Doppelkabinen, Dusche, Sitzecke und Naviecke, Pantry – alles da was man braucht.

Die Ostertage werde ich nun doch noch hier auf Martinique verbringen, am Dienstag hoffe ich meine Heizung wieder in Gang zu bekommen, nicht dass ich sie momentan vermissen würde aber wer weiß schon wo es mich in den nächste Monaten hin verschlagen kann.
Bis auf einige Kleinigkeiten ist die Gioia verproviantiert, vermutlich würde ich auch nicht verhungern wenn ich ohne Stopp den Panamakanal passieren würde.
Mitte der Woche hoffe ich endlich wieder zu segeln. Wohin wird dann aber wohl spontan entschieden. Entweder geht’s nochmal auf die Grenadienen und vielleicht nach Tobago oder doch direkt zu den ABC Inseln. Wenig wahrscheinlich ist momentan dass ich direkt nach Panama fahre.

Vor der Abfahrt lasse ich nochmal von mir hören.
Bis dahin wüsche ich allen ein frohes Osterfest..