Sonntag, 6. Januar 2013

Ramming

Manchmal zahlt sich Bequemlichkeit eben auch aus. Nun liege ich inzwischen zwei Wochen an der Mooringboje direkt vor der Marinaeinfahrt und hab die Fender aus reiner Faulheit noch an der Reling hängen - bevor ich weiter segel muß ich ja eh nochmal an den Steg... Gestern Nachmittag sitze ich gerade mit einem Bekannten bei einer Partie Backgammon im Cockpit als eine Segelyacht mühsam die schmale Rinne zur Marina hochkreuzt. Wie ich schnell sehe, handelt es sich bei dem Boot um eine einheimische Regattakiste, in den schicken Foliensegeln prangt das nationale DOM und der Rumpf ist mit Sponsorenaufklebern gepflastert. Während andere Skipper sich ja schnell aufregen wenn im engen Fahrwasser gekreuzt wird, finde ich solche manöver ja zunächstmal klasse, schließlich sollte man ja auch in der Lage sein das Boot ohne Motorkraft in den Hafen zu bringen. Ja sicher, der Skipper der Rennziege zirkelte sein Boot haarscharf zwischen den Ankerliegern hindurch aber dabei hatte er immer genug Druck im Segel und stets Ruder im Schiff. Allerdings fiel mich schon früh auf, dass offensichtlich nicht die Regattacrew an den Schoten war, denn nach jeder Wende brauchte es eine Ewigkeit bis die Genua wieder dichtgeholt war. Auch Änfänger sollten das Kreuzen in engen Gewässern mal ausprobieren... Und dann kam es wie es kommen musste, das Boot erreichte die etwa zwei Bootslängen breite Engstelle zwischen der Gioia und dem Steg der Marina, machte landseitig die Wende und bekam die Genua nicht dicht. Statt Fahrt voraus zu machen traversierte die Yacht nun direkt auf uns zu. Jetzt zahlte sich meine Faulheit aus, in buchstäblich allerletzter Sekunde konnte ich die zwei angebändselte Fender über die Reling schmeissen und schon hatte ich einen unfreiwilligen Längsseitslieger an der Backe. Für einige Sekunden hatte ich Sorgen um die Riggs, denn die fremde Genua flatterte munter über mein Vorschiff und die Salinge waren kurz davor sich zu verhaken. Bevor man sich versah, war das andere Boot aber wieder frei, driftete achteraus und kreuzte schliesslich mit gereffter Genua erfogreich in die Boxengasse. Und die Moral von der Geschicht? Bequemlichkeit zahlt sich aus? Ich bin natürlich ebenso erstaunt wie erfreut, dass dieser kleine, spannende Zwischenfall ohne jegliche Folgen geblieben ist. Über eine kleine Entschuldigung oder ein winziges Dankeschön des anderen Skippers hätte ich mich aber doch noch mehr gefreut - schließlich waren es die von mir ausgebrachten Fender die einen sicherlich erheblichen Schaden an beiden Booten verhindert haben. Ansonsten warte ich weiterhin auf passendere Winde, für das Ende der kommenden Woche besteht Hoffnung auf etwas schwächere und auch nördlichere Winde. We´ll see.