Donnerstag, 8. März 2012

Martinique-St.Lucia-Bequia-Mustique-St.Vincent-St.Lucia-Martinique


01.03.2012 – 06.03.2012

Meine Zahnschmerzen, die den ersten Ausflug zu den Grenadines verhinderten sind inzwischen Vergangenheit und so konnten wir, seit dem 29.02.2012 zu dritt an Bord der Gioia am Donnerstag einen weiteren Versuch starten die Inselgruppe ein wenig zu erkunden.
Um neun Uhr in der Früh setzen wir die Segel und gingen wiederum auf Südkurs, der Wind kam achterlicher als querab und schob uns zügig in Richtung Marigot Bay. Dort verweilten wir einige Stunden um nicht mitten in der Nacht unser eigentliches Ziel, die kleine Insel Bequia zu erreichen.
Die Segelei hier in der Karibik ist ziemlich abwechslungsreich, in lee der Inseln ist es meist, von einzelnen Fallböen abgesehen eher ruhig, auf den Passagen zwischen den Inseln, dem Ozean und dem Passat frei ausgesetzt, wird man heftig durchgeschüttelt und kämpft durchaus mit Böen im Starkwindbereich. Auf dem Weg nach Süden sind auch diese kräftigen Winde kein Problem, kommen sie doch von achtern und können leicht in Geschwindigkeit umgesetzt werden.
Segelt man aber nach Norden, sind kleine Segelflächen und salzresistente Gesichtshaut gefragt.
Das Besondere dabei: Man segelt gegen 30kn Winde an, ständig fliegt einem die Gischt ins Gesicht und Wasser überspült die Laufdecks und trotzdem steht man in Shorts und Tshirt am Ruder und genießt den Segeltag. Auf der Ostsee sind solche Bedingungen ansich immer ein schierer, kalter Kampf mit den Naturgewalten.
Am Freitag, dem 02.03.2012 erreichten wir am späten Vormittag die große Admiralty Bay von Bequia, schlängelten uns durchs Ankerfeld bis kurz vor die Promenade und machten schließlich an einer Mooringboje fest.

Zwar durften wir später für die Mooring mehr berappen als in manchem Hafen für einen kompletten Liegeplatz mit Strom und Wasser aber die kurze Distanz zum Ufer hat uns dafür allemal entschädigt.
Bequia ist eine absolut reizvolle Insel mit ausgesprochen freundlichen Bewohnern, am Hafen reihen sich Gemüsestände, Bars und kleine Restaurants in schicken Holzhäusern aneinander und die Versorgungslage läßt keine Wünsche offen.
Durchaus ein Platz zu längeren Verweilen, allerdings nicht dieses Mal, denn in der begrenzten Zeit die uns zur Verfügung stand wollten wir noch mehr entdecken und es zog uns zur Privatinsel Mustique. Nur wenige Segelmeilen von Bequia entfernt, hat die Mustique Company ein kleines Paradies für die obersten zehntausend (und einige wenige glückliche Segler) geschaffen, das seines gleichen sucht. Nach einem Besuch versteht man warum Show- und Bigbusiness hier Vermögen für ihre Häuser investieren.





Glasklares, türkises Wasser umspült die, dem Strand vorgelagerten Korallenriffe, die Hügel der Insel sind dicht bewachsen, die Strassen sauber und die Grünflächen stehts wie mit der Nagelschere geschnitten.
Im Scheitel der Bucht findet sich eine Bar wie aus dem Bilderbuch und der verkehr wird hauptsächlich in Golfbuggies erledigt.
Das alles hat natürlich seinen Preis und so mussten wir doch erstmal schlucken, als fürs Festmachen an einer der Mooringtonnen glatte 60,-€ verlangt wurden. Allerdings hätte man für diesen Preis auch einige Tage länger im Paradies verweilen können.
Leider war aber der Rückflug von Freund Olli fest gebucht und bis dahin lag noch ein ansehnlicher Amwindtörn vor uns. So verbrachten wir nur einen Tag vor dieser Insel, schnorchelten in den neben dem Liegeplatz befindlichen Riffen, tauchten mit großen Schwärmen von leuchtend blauen Doktorfischen, entdeckten Zitterrochen direkt unter dem Kiel der Gioia oder genossen die Aussicht vom Masttopp über die Bucht.
Kurz vor Sonnenuntergang ging es dann auf den Rückweg. Der Kurs führte uns zunächst in luv von Bequia nach Norden bis wir St.Vincent erreichten, in lee der großen Insel konnten wir dann ein bisserl verschnaufen und in der Ortschaft Barrouallie kurz ausklarieren.
Am Montag Mittag erreichten wir dann die Rodneybay auf St.Lucia. Hier endet alljährlich die ARC, die Atlantic Ralley for Cruisers – für mich ja eher eine Veranstaltung für betreutes Segeln nach Zahlen. Kurz vor Pidgeonisland fand sich ein ruhiger Liegeplatz, an dem wir für den letzten Schlag über den Martinique-St.Lucia Kanal ein wenig Erholung sammeln konnten.
Die Passage brachte wiederum die uns schon bekanten etwas raueren Bedingungen, allerdings überschritt der Wind diesmal nicht die 30kn Marke und so konnten wir vom zunächst eingebundenen dritten Reff bald aufs zweite Reff im Großsegel wechseln.
Die starke Westströmung versetzte uns leider so stark, das wir um unser Ziel Le Marin zu erreichen doch noch einen dänischen Kreuzschlag machen mussten. Am späten nachmittag erreichetn wir die Bucht von Le Marin und gingen zunächst vor St. Anne vor Anker. Erst am Mittwoch Morgen verholten wir uns nach Le Marin, bekamen aber wiederum keinen Liegeplatz in der Marina.
Macht auch nix – ankern sind wir inzwischen ja gewohnt.
Am Abend brachte ich Olli dann mit dem Dinghi zum Taxi – inzwischen trägt er wohl wieder Socken, feste Schuhe und Pullover – der Ärmste.
Die Gioia soll heute endlich den neuen Autopilotenantrieb bekommen, wir komplettieren die Proviantlast und machen ein wenig Klarschiff um dann Morgen oder Übermorgen neue Ziele im Norden zu entdecken.