Dienstag, 31. Januar 2012

Auf geht´s! Tschüss Kap Verden! Schön war´s!

Nach vierzehn Tagen auf den kapverdischen Inseln wird es jetzt Zeit "auf Wiedersehen" zu sagen und das meine ich durchaus wörtlich, denn dieses Archipel und die Bewohner haben mir ausgesprochen gut gefallen. Leider sitzt mir ja noch immer die Zeit im Nacken - die sommerliche Hurricanesaison begrenzt die Aufenthaltsdauer in der Karibik - und so konnte ich nur die nördlichen vier Inseln besuchen. Die südlichen müssen auf mich warten bis mein Kurs mich wieder durch den Atlantik führt.
Vor mir liegen nun rund zweitausend Seemeilen mit tiefen, blauen Wasser unter dem Kiel und weit hinter dem Horizont warten Inseln mit so klangvollen Namen wie Barbados, Martinique, Saint Lucia oder Tobago auf mich.
Der reichliche Proviant ist verstaut, die Tanks gefüllt, Boot und Skipper sind vorbereitet und der Wetterbericht verspricht klassisches Passatsegeln: Stetige östliche Wind in Stärken zwischen 15 und 20 Knoten.
Wo es genau hingeht werde ich erst nach einigen Tagen auf See entscheiden, Barbados ist das nächstliegende Ziel, stategisch günstiger wären nördlichere Inseln wie z.B. die British Virgin Island.
Schaun mer mal.
Tschüss Kap Verden, viele Grüße in die Heimat, morgen vormittag geht´s los, ich bin gespannt und freu mich riesig!

Sonntag, 29. Januar 2012

Satphone

Gerade ist mir der Zettel mit meiner Satellitentelefonnummer in die
Hände gefallen und weil ich mir vorstellen könnte, dass ich mich in den
kommenden drei Wochen ganz besonders über Nachrichten aus der Heimat und
ggfs auch Wetterinformationen freuen werde, poste ich sie mal:
+870776428675
Jetzt macht aber bitte nicht den Fehler und ruft mich an oder schickt
sms direkt vom Handy - das würde sehr teuer werden (ca. 5,- / min), es
gibt aber die Möglichkeit über diese Internetseite Inmarsat
kostenlos eine sms mit bis zu 160 Zeichen an mein Satphone zu schicken.

Samstag, 28. Januar 2012

Landurlaub – drei Tage auf Sao Antao



Nachdem Tom und ich in den vergangenen Wochen mit einiger Ernüchterung feststellen mussten, dass es nahezu unmöglich ist die Boote längerfristig am Ankerplatz alleine zu lassen, sei es wegen der heftigen Fallböen aus den Bergen, dem immer mal wieder in die Buchten stehenden Schwell oder auch wegen etwaiger Langfinger (das Dinghi müsste ja ebenso lange alleine an der Hafenmole bleiben), und man so von den Inseln kaum mehr als die Ortschaften direkt am Ankerplatz zu sehen bekam, haben wir uns kurzfristig entschlossen unsere Liegezeit in der Mindelo Marina für einen Ausflug auf die Nachbarinsel Sao Antao zu nutzen.
Wir buchten uns in einer Pension, die Tom von einem Besuch im vergangenen Jahr kannte, eine kleine Hütte und bestiegen am Mittwoch Morgen die Fähre nach Porto Novo.
Dort angekommen stiegen wir nahtlos in einen schicken Landrover und ließen uns auf der Panoramastrecke über die Insel fahren.
Während auf der Ostseite trockene Ebenen das Bild bestimmen, erhebt sich im Zentrum eine kleine, vulkanische, überaus grüne Bergkette bis zur Wolkengrenze hinauf, die auf der Nordseite in einigen von Bächen durchzogenen Tälern ausläuft.


Die Täler werden intensivst landwirtschaftlich genutzt, bis in die steilsten Hänge findet man Terrassengärten mit nahezu allen Arten von Gemüse und Obst.
Das schönste dieser Täler ist wohl das Tal Paul und genau dort befand sich auch unsere Pension.
Abseits des Weges, nur über einige hundert Meter Kletterpfade zu erreichen, hat der junge Deutsche Daniel ein kleines Paradies geschaffen. Wenige kleine Hütten liegen unter Mangobäumen direkt am Hang des Tales, bieten einen berauschenden Ausblick über die Terrassenfelder bis hinunter zum Meer. Die Mahlzeiten nimmt man auf der Terrasse am Badeteich ein und die Tage laden zum Faulenzen in der Hängematte oder Wandern im Tal ein.




Da ich mir auf dem Törn nach Mindelo recht heftig den kleinen Zeh angehauen habe (ja, ich weiß, man segelt nicht barfuß) hatte ich eine gute Begründung die beiden Tage fast komplett entspannt in der Hängematte zu verbringen.
Am Freitag Nachmittag ging es dann mit dem Aluger (einem Gruppentaxi – in Ostafrika heissen sie Mutatas) entlang der Küstenstraße zurück zur Fähre.
Während mein mehrfach angeschlagener Zeh langsam auf dem Weg der Besserung ist, habe ich mir anscheinend als Erinnerung an das doch frische Klima in Paul eine kleine Erkältung eingefangen.
Mal gucken wie schnell ich die wieder loswerde, den Atlantik mit triefender Nase in Angriff zu nehmen wäre ja lästig.

Dienstag, 24. Januar 2012

Frisches Sauerteigbrot an Bord - so geht´s!

Nachdem ich nun schon mehrfach nach meinen Brotrezepten gefragt wurde, möchte ich hier nun das Geheimnis lüften. - Nein, ich bin kein gelernter Bäcker und hatte vor dem Törn auch noch nie ein Brot gebacken.
Mein erstes Brot ist tatsächlich auf dem Atlantik in den Ofen gekommen.
Ganz unvorbereitet war ich allerdings nicht, schon vorab hatte ich bei Bäcker- und Müllermeister Helmut, dem Webmaster der TO Homepage, das große Brotbackset bestellt.
Neben Rührschüsseln und Backformen bekam ich eine Schamottsteinplatte für den Gasofen, einen Holzschieber, zwei Thermometer und einen großen Beutel Sauerteigstarter geliefert.
Zusätzlich habe ich mir einen ordentlichen Bestand an Roggenmehl und Trockenhefe an Bord geholt.
Die Zubereitung ist nicht kompliziert aber doch etwas zeitaufwändig, gute zwei Stunden ist man schon damit zugange.
Der anschliessende Genuss entschädigt aber für alle Mühen.
Gebacken wird dann im ganz normalen Yachtbackofen, der durch die Schamottsteinplatte fast zum Steinofen wird.
Natürlich verbraucht man bei fast zwei Stunden Backzeit schon ein bisserl Gas, das allerdings hier unten für ganz kleines Geld zu bekommen ist.
Zum Vergleich: Während ich in La Coruna noch 24,-€ für eine 2,5kg Flasche Campingas zahlen musste, werden hier auf den Kap Verden nicht einmal fünf Euro verlangt - da kann man sich schonmal ein leckeres Sauerteigbrot gönnen.
Hier der Link zu Helmut´s Sauerbrotseite mit seinen Angeboten und Rezepten:
Sauerbrot

Montag, 23. Januar 2012

Porto Grande Mindelo, Sao Vicente, Kapverden

Nach einem etwas rauhen, fast unfreundlichem Törn bei bedecktem Himmel und ruppiger See sind wir überaus freundlich in Mindelo begrüßt worden. Zunächst folgten wir einer Essenseinladung auf das Nachbarschiff und dann gings zur Fiesta an Land. Bis 02.30 Uhr haben wir gelacht, getanzt (!) und an der kreolischen Lebensfreude teilgehabt.
Ein großartiger Abend!

Samstag, 21. Januar 2012

Tarrafal, Sao Nicolau, Kap Verden

Freitag, 20.01.2012




Der Törn von Sal nach Sao Nicolau verlief schnell und problemlos. Wir starteten am Abend um 18.00 Uhr, drehten noch eine Ehrenrunde um die vor dem Hafen auf Reede liegende Alexander von Humboldt und nahmen dann Kurs auf Tarrafal. Der Wind blies konstant aus Nordost mit einer Stärke von 15 bis 20kn.
Um der (moderneren und größeren) Atlas nicht wegzufahren, musste ich die Genua einige Törns reffen und so ging es mit rund sieben Knoten im Parallelflug zur nächsten Insel.
Vor uns, schon eine ganze Zeit auf AIS und Radar zu erkennen, lief die Roald Amundsen und wir holten langsam auf bis wir sie kurz vor dem Morgengrauen in Lee überholten.
Als die Sonne über den Horizont kam, passierte unsere kleine Flotille das letzte Kap.Um unseren Zielhafen zu erreichen mussten wir deutlich anluven, wir nutzen die Gelegenheit für ein gegenseitiges Fotoshooting und bereiteten uns langsam auf den Landfall vor.


Dieser gestaltete sich dann deutlich schwieriger als erwartet, entgegen der Erwartung brachten die Berge der Insel keinen Windschatten sondern immer wieder kräftige Fallböen von bis zu 40kn.
Der Wind riss Gischt von der Oberfläche, es bildeten sich unangenehme kurze Hackwellen und ohne Motorschub blieb die Gioia nur kurz auf Kurs.
Ich drehte einige Runden vor Hafen und Küste bis Tom seine Atlas sicher verankert hatte und suchte mir dann eine passende Lücke. Das Ankermanöver klappte auf Anhieb, gemütlich wurde es dennoch nicht. Kaum war der Haken im Grund, begann ich mir Gedanken über Alternativen zu machen, so heftig fielen die Böen über uns her. Die Gioia schwoite um zumindest 180° und krängte als segelten wir hoch am kräftigen Wind. Kein Gedanke an einen Landgang.
Zum Glück ließ der Wind im Laufe des Tages langsam ein wenig nach und so bleiben wir Sao Nicolau noch ein wenig erhalten. Im Laufe des späten Nachmittags erreichte dann auch die Roald Amundsen Tarrafal und legte nach eingen Warterunden, dem Kapitän war es wohl auch ein wenig zu böig, am Fährpier an.
Am nächsten Tag zeigte sich das Wetter endlich wieder deutlich freundlicher, die Sonne knallte vom strahlend blauen Himmel und den Böen waren zumindest die Spitzen genommen. Also Dinghi aufgepumpt und den Ort erkunden, natürlich führte der erste Gang zur Capitania um uns ordnungsgemäß anzumelden. Tarrafal hat schon deutlich mehr zu bieten als Palmeira auf Sal, es ist fast schon eine Stadt. Hier haben wir dann auch zum ersten mal Kontakt mit einem Transocean-Stützpunkt aufgenommen. Der TO Mann ist ein älterer Niederländer, der hier seit knapp 20 Jahren lebt. Zusammen mit einer Schar junger Kerle und diversen Katzen wohnt er in einer etwas runtergekommenen Strandvilla nur wenige hundert meter vom Hafen entfernt.
Ansich sollen TO Stützpunkte den Mitgliedern Hilfestellungen geben und keine kommerziellen Interessen verfolgen, da verwundert es schon ein wenig, wenn die Antwort auf fast alle Fragen „hier, bei mir“ ist. Duschen? - Hier bei mir!, Wäsche waschen? - Hier bei mir!, Inselrundfahrten? - Hier, bei mir! Gut essen gehen? Ihr ahnt es schon - der beste Koch der Kap Verden koche bei ihm, sogar die besten Häuser des Kontinents erkundigen sich nach seinen Rezepten.
Der Besuch in der Strandvilla war schon ziemlich skuril – dennoch vereinbarten wir einen Termin für ein „fünf Sterne Dinner“ auf der Strandterrasse.
Auch wenn Kriminalität hier angeblich praktisch unbekannt ist, am nächsten Morgen war Tom´s Dinghi samt Elektroaussenborder verschwunden – sehr ärgerlich, zumal die neuen Besitzer mit dem Aussenborder ohne Akku hier absolut nichts anfangen können.
Sowohl Stützpunktleiter als auch Polizei zeigten sich erschüttert aufgrund dieses Frevels, ob ihre Bemühungen aber Früchte tragen wird sich in den kommenden Tagen zeigen.
Zum Glück verfügt die Atlas noch über ein Zweitdinghi, so ist die Crew also weiterhin mobil.
Gestern war dann der Abend des großen Dinners, wiederum eine skurrile und eher enttäuschende Angelegenheit. Wir verstiessen gegen alle Regeln für den Aufenthalt in den Tropen, aßen Salat und sogar ungefrorenes Eis aber noch leben wir...
Wie von der Windvorhersage angekündigt hat der Wind heute wieder zugelegt, erneut fauchen starke Böen über die Ankerbucht und vermasseln uns die Pläne für den heutigen Tag.
Obwohl ich das Dinghi schon mit einer Pütz am Bug beschwert habe, brachte eine Böe es heute dann doch zum kentern. Blitzartig stand ich auf der Badeleiter, vermied nur knapp ein unfreiwilliges Bad und richtete es schnell wieder auf. Zum Glück sprang der Aussenborder sofort an und konnte erstmal trocken laufen, anschliessend habe ich ihn noch ein wenig äußerlich mit Süßwasser gespült und hoffe so Folgeschäden vermieden zu haben. Inzwischen hängt das Dinghi mitschiffs am Genuafall, einen halben Meter über der Wasseroberfläche und ist so hoffentlich vor Wind und Gaunerhand halbwegs geschützt.
Ich weiss noch nicht wie lange ich noch hier auf Sao Nicolau bleibe, die Fallwinde gehen mir doch ein wenig auf die Nerven und ich sehne mich mal wieder nach einem Liegeplatz mit Landverbindung, die nächste Marina in Mindelo ist allerdings alles andere als preisgünstig und so werde ich mir dort kaum mehr als einen Tag gönnen, gerade genug um die Diesel- und Wassertanks zu füllen, die Proviantlast zu ergänzen, einige Ersatzteile zu besorgen und mich auf den nächsten, diesmal richtig großen Schlag vorzubereiten.

Palmeira, Insel Sal, 16.01.2012

Die Insel Sal selbst ist keine Schönheit, viel Sand, trockene Sträucher, im Süden einige Touristenghettos. Das Örtchen Palmeira, im Westen der Insel, hingegen hat durchaus Charme.
Eine lange Hafenmole an der stetig neue Frachter und Tanker festmachen, daneben ein Fischerpier für die kleinen lokalen Fischerboote. Jeden Mittag gibt es ein großes Hallo wenn die Fischer ihre Fänge direkt am Pier verkaufen. Der restliche Ort ist bunt, ausgesprochen sauber und erinnert mich sehr an Ostafrika. Nicht nur die typischen Afrikasouveniers (wahrscheinlich made in China), auch die Farbgebung der Häuser, die handgemalten Werbeschilder, die kleinen Mercados in denen zum Teil alle Waren hinterm Tresen verwart werden und man persönlich bedient wird.
Auf dem Marktplatz gibt es freies Wlan, wohl im Rahmen des vom Präsidenten verfolgten Projekts „Cyberislands“, nicht wirklich zuverlässig aber doch vorhanden. Die Menschen sind freundlich und bemüht, der Kontakt ist freilich auf Grund der Sprachschwierigkeiten nicht unproblematisch.
Unproblematisch ist der Umgang mit Menschen für mich ja grundsätzlich nicht, dies ist sicherlich neben anhaltender Seekrankheit der Crew ein Grund warum ich meinen Törn zunächstmal im Einhandmodus fortführe. Offengestanden bin ich recht froh darüber, überall fremde Klamotten, morgens von der Toilettenbenutzung einen halben Meter neben meinem Ohr geweckt zu werden, nie für sich sein zu können, all die hat mir in den letzten Tagen schon ziemlich zugesetzt.
Aber Einhand bedeutet ja nicht allein. Schon auf La Gomera habe ich Tom kennen gelernt, der Heidelberger ist mit seiner Ovni seit August unterwegs, ebenfalls hauptsächlich einhand, momentan allerdings hat er Anais, eine junge Spanierin an Bord.
Die beide habe ich hier auf Sal wieder getroffen, wir haben einen sehr netten Abend mit frischem Fisch vom Grill verbracht und uns entschieden die nächsten Etappen hier auf den Kap Verden gemeinsam zu segeln.
Gestern war ich gerade bei Tom an Bord als sein Anker slipte und die Atlas auf Drift ging.
Gemeinsam haben wir den Haken neu eingefahren und anschließend von beiden Booten einen Zweitanker gesetzt. Inzwischen hat sich der Wind wieder auf ca.18 Knoten reduziert und beide Boote sind klar zum Auslaufen. Ziel ist die Insel Sao Nicolau.
Kurz vorm Ankeraufgehen habe ich noch eine alte Bekannte hier im Ankerfeld entdeckt, Moisette, eine junge Belgierin die ich vor zwei Jahren in Mogan auf Gran Canaria kennen gelernt habe.
Ihr Hamburger Freund Matthias ist gerade letzte Woche in Richtung Karibik aufgebrochen und sie plant noch diese Woche ebenfalls nach Sao Nicolau zu segeln.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Gerade erreichte auch die „Alex“ (Alexander von Humbold) die Reede vor dem Hafen, unglaublich wie klein die Seglerwelt doch ist...

Mittwoch, 18. Januar 2012

Tarrafal, Insel Sao Nicolei, Kap Verden

Mit deutlich kleinerer Crew sind wir auf der naechsten Insel angekommen.
Das Ankermanoever erwies sich bei 40kn Boeen als nicht unproblematisch, der erste Tag blieb unruhig, jetzt ist das Wetter endlich afrikanisch, pralle Sonne und entsprechende Hitze.
Der Ort Tarrafal ist nett aber ich bin noch dabei mich umzusehen.
Liege hier Boot an Boot mit Tom aus Heidelberg - fuer Gesellschaft ist also weiterhin gesorgt.
Mehr zu lesen und zu sehen gibts, sobald hier im Inetcafe das Wlan wieder funktioniert und ich mit meinen eigenen Rechner ins Netz kann.

Samstag, 14. Januar 2012

Afrika!


Tatsächlich, wir sind in Afrika!
Wobei „vor Afrika“ die Situation besser beschreiben würde, denn wir liegen im Hafen von Palmeira, auf der kaperdischen Insel Sal vor Anker und im Gegensatz zur restlichen Crew habe ich noch keinen Fuß an Land gesetzt. Im engen, recht vollen Ankerfeld, mit Steinen in Lee, war es mir gestern Abend lieber an Bord zu bleiben und Ankerwache zu gehen.


Nach genau sechs Tagen und rund 820sm sind wir gestern Nachmittag um 16.00Uhr hier angekommen, wir haben deutlich länger benötigt als vorher angenommen.
Meteologie ist keine exakte Wissenschaft, der Wind wehte deutlich schwächer als angekündigt und kam fast immer genau von hinten – das sind keine Bedingungen für eine schnelle Passage.
Schön war es trotzdem.
Der Reihe nach.
Nachdem wir am Samstag die Insel El Hierro verlassen und das Vulkan-Sperrgebiet umfahren haben, passte erstmal alles, Wind, Wetter, Stimmung. Mit Siebenmeilen-, oder besser Siebenknotenstiefeln ging es Richtung Süden. Eine ganze Zeit war der Atlantik noch vom Vulkan grün gefärbt und erst als wir wirklich Blauwasser unter dem Kiel hatten wichen die letzten kleinen Bedenken. Wenn Mutter Erde brodelt und blubbert ist es ja doch ein wenig unheimlich.
Aber schon am Sonntag ließ der Wind deutlich nach und aus den Siebenknotenstiefeln wurden eher Dreiknotenstiefel. Ein erster Versuch den Spi zu setzen scheiterte an ungenügender Vorbereitung, das entstandene Wuling nahm mir zunächst alle Lust auf das bunte Tuch.
Unter Schmetterlingssegeln, d.h. das Großsegel auf der einen und die ausgebaumte Genua auf der anderen Seite, setzten wir unseren Kurs fort.
Alle an Bord brauchten erstmal ein wenig Zeit um sich an die Situation zu gewöhnen, ständige Bewegung, ungewohnte Geräusche, verkürzte Schlafphasen und auch Langeweile.
Bei Schwachwind gibt es nicht viel zu tun, der Autopilot hält den Kurs, die Segel brauchen nicht ständig gewechselt oder justiert zu werden und kochen kann man auch nur einmal am Tag. Das haben wir aber mit großem Einsatz zelebriert und während der Tage auf See warlich geschlemmt.
Wer sich nicht gleich in ein gutes Buch vertiefe kann, weiß schnell nichts mehr mit sich anzufangen. Abwechslung brachte immer wieder die Natur, mit großem Hallo begrüßte Delphine, vereinzelte kleine Vögel mitten auf dem Ozean, tapfer gegen den Wind segelnde Portugiesische Galeeren (eine wunderschön blaue Qualle, die einen Teil ihres Körpers aus dem Wasser streckt und so wirklich gegen den Wind segelt) und ab und zu ein fliegender Fisch.
In der Nacht zum Dienstag verzog sich dann auch die allerletzte kleine Wolke und für die nächsten 70 Stunden segelten wir unter wolkenlosem Himmel, immer in kurzer Hose und ohne Schuhe, wir sind tatsächlich auf der Barfußroute.
Die ruhigen Bedingungen liessen uns auch einen zweiten Versuch mit dem Spinnaker starten, diesmal besser und sorgfältig vorbereitet klappte auch alles bestens... nur leider erwies sich der so günstig geschossene Spibaum als nicht optimal, der eine Beschlag schliesst nicht komplett und so rutschte die Schot aus der Führung und der Spi taumelte frei vor dem Mast.
Bevor wir ernstlich reagieren konnten hatte er sich um die aufgerollte Genua und auch ums Kutterstag gewickelt und war von Deck nicht mehr zu bergen.
Nach mehreren Monaten kam ich so also endlich dazu meine Gioia von oben zu sehen.
Im Bootsmannstuhl ließ ich mich von Jesse in den Mast winschen, lößte den Spi vom Fall, wickelte ihn um Kutterstag und Genua und war doch nicht wenig glücklich als ich mit dem unbeschädigten Segel wieder heil an Deck stand. Auch wenn der Ausblick sehr eindrucksvoll war, richtig geniessen konnte ich ihn nicht...


Amüsant dabei war noch, dass ich ansich gerade dabei war Brote zu backen und meine Zeit im Mast dazu nutzte, den Sauerteig gehen zu lassen. Die Brote wurden großartig und am Abend gab es ein gemeinsames Abendbrot für alle im Salon.



Die folgende Nacht brachte Meeresleuchten und erst als der Vollmond, wie in jeder Nacht den Himmel beleuchtete verblasste das Blinken im Wasser ebenso wie der Sternenhimmel.
Für einen engagierten Segler war der Wind fast zum verzweifeln, schwach, drehend und fast immer genau von hinten. So zuckelten wir mit 2-4 Knoten langsam dem Ziel entgegen und unsere berechnete Ankunftszeit wurde immer später.
Erst am Freitag Morgen bewölkte sich der Himmel und wehte mehr Wind, endlich zeigte die Logge wieder die von meiner bisherigen Reise gewohnte Geschwindigkeit, 7-8 Knoten und manchmal auch ein wenig mehr. Der Himmel blieb grau und es gab sogar einige wenige Regentropfen und erst 12 Meilen vor dem Landfall tauchten die Umrisse der Insel Sal aus dem Dunst auf. Kaum verringerte sich die Wassertiefe (von über 3000m auf ca 1000m) da tauchte auch schon unser Begrüßungskommitee auf, aus allen Richtungen stürmten sicherlich vierzig Delphine auf die Gioia zu, surften vor dem Bug, guckten uns in die Augen und sorgten für lachende Gesichter und Herzen.
Direkt vor der Küste sahen wir auch noch einen springenden Mantarochen – das wars aber auch mit Fischen, trotz mehrfacher Versuche gelang es uns nicht einen an die Angel zu bekommen und so blieb unsere Kost, abgesehen von ein wenig iberischen Schinken und einer Dose Thunfisch (auf der Pizza), vegetarisch.
Die Ankunft hier in Palmeira war für mich ausgesprochen spannend, noch nie habe ich in einem so dichten Ankerfeld den Haken fallen lassen müssen, zwanzig Meter links, rechts und vor uns liegen die nächsten Yachten aber meine Sorge blieb unberechtigt, erst heute früh um sechs holte uns der Ankeralarm aus den Kojen und das auch nur weil sich der Schwoikreis wegen Niedrigwassers vergrößert hatte.
Langsam wächst mein Vertrauen in den Anker und den Ankergrund und so werde ich jetzt erstmals die Crew an Land begleiten, einklarieren und gucken ob ich einen Internetzugang finde.

Freitag, 13. Januar 2012

Via Inmarsat:

Freitag,13.1.12. Wir sind in afrika! Palmeira, sal, kap verden. Alles gut.
cclj

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Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Mittwoch, 11. Januar 2012

Via Inmarsat:

N19'54.8 w021'52.5 kurs 200'Seit 48h keine wolke &nur wenig wind,daher eta
wohl erst am freitag.sonst alles bestens.

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Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Montag, 9. Januar 2012

Via Inmarsat:

N23.50.72 w19.26.4.eher schwache winde von achtern und alte duehnung
machens unbequem, geniessen es trotzdem. Eta do o.fr

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Sent via Inmarsat. The mobile satellite company

Samstag, 7. Januar 2012

Letzte Medlung

Bevor wir endgültig das europäische Mobilfunknetz verlassen, möchte ich mich noch herzlich für die Glückwünsche aus Norderstedt, Hamburg, Berlin, Kiel, Lübeck und Cuxhaven bedanken. Im (positiven) Stress der Törnvorbereitungen bin ich nicht mehr dazu gekommen jede Mail zu beantworten.
Übrigens, meine spanische Handynummer ist nun Vergangenheit, auf den Kap Verden kommt wieder die deutsche Nummer zum Einsatz.
So, und nun Silence - Funkstille.
Viele Grüße vom Atlantischen Ozean mit reichlich 3000m Wasser unter dem Kiel.

Nun geht es endlich los!

Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen, letzte Einkäufe werden gerade erledigt, Wassertanks sind aufgefüllt, die Maschine gecheckt, unter Deck ist alles verstaut und die Gioia ist so vollgepackt wie selten zuvor.
Vor uns liegen rund 800sm bis nach Sal, einer der kapverdischen Inseln, die Windvorhersage ist ausgesprochen günstig, mein Computer sagt, dass wir nur viereinhalb Tage brauchen werden - ich gehe lieber erstmal von einer Woche aus.
Wie bestellt haben sich die leichten Wolken die gestern noch die Sonne verdeckten verzogen und der Vulkan, der gestern Abend noch in nur 1,5km Entfernung große Dampfschwaden ausspuckte hat sich wieder beruhigt. So komme ich zwar nicht mehr zu meinem erhofften Foto aber das Gesehende werde ich auch so nicht so schnell vergessen.
Den Törn werden wir zu viert angehen, neben mir sind noch Freundin Cathrin, Leoa und Jesse an Bord. Für ausreichend (wahrscheinlich sogar viel zu viel - mit unseren Vorräten könnten wir auch direkt in die Karibik segeln)) gutes Essen ist gesorgt und die Stimmung ist bestens.
Drückt uns die Daumen, dass das Wetter so wird wie angekündigt, dann sollte ansich alles glatt gehen.
Von unterwegs werde ich sicherlich die eine oder andere Positionsmeldung per Satphone abgeben, falls meine "Shorecrew" irgendwelche unerwarteten tropischen Stürme entdeckt, sind wir über eine kurze sms dankbar.
Sobald wir auf den Kap Verden eine Internetverbindung finden, werde ich mich dann wieder ausführlicher hier melden.
Tschüss Europa!

Freitag, 6. Januar 2012

Tanz auf dem Vulkan


Gestern, am Donnerstag, sind wir von la Gomera nach El Hierro gesegelt und haben dort zunächst im nördlichen Hafen, Estaca, festgemacht. Seit Wochen hören wir schon auf Kanal 16 die Meldungen vom Sperrgebiet südlich von El Hierro weil dort ein Unterwasservulkan vor sich hinbrodelt. Vom Hafenmeister in Estaca erfuhren wir nun, dass die Zufahrt zum Südhafen Restinga gestattet ist und so konnten wir nicht widerstehen noch einen Blick auf dieses Naturschauspiel zu werfen.
Gerade sind wir nun im Süden angekommen, sind im Hafen das einzige Segelboot und auch die Stadt wirkt verlassen, nur wenige Einheimische und Touristen laufen durch die Gassen und es ist alles sehr ruhig.
Schon von See konnten wir die Dampfschwaden auf der Oberfläche sehen, nicht weit vor der Hafeneinfahrt. Z.Zt. soll der Vulkangipfel noch etwa 100m unter der Oberfläche liegen und seit wenigen Tagen wieder wachsen.
Das ist schon ein eigenartiges Gefühl wenn die Wasseroberfläche vor dem Bug brodelt und kocht.
Der einzige Nachteil ist, dass wir, bevor wir uns auf den Weg nach Süden machen, zunächst einen Bogen von einigen Meilen nach Norden fahren müssen um das Sperrgebiet zu umfahren, danach folgt lange nichts als Wasser....

Dienstag, 3. Januar 2012

Vollbeschäftigt im Vorhof des Paradieses



Die Zeit fliegt dahin und es ist fast schade darum.
Im Südwesten von La Gomera haben wir ein wirklich nettes Plätzchen gefunden und finden kaum zeit es wirklich zu geniessen. Cathrin nimmt sich zwar die Zeit sämtliche Berge der Umgebung zu erklimmen aber bei mir besstimmen die Vorbereitungen für den nächsten Törn den Tagesablauf. Versteht das jetzt bitte nicht als Klage, es ist genau das was ich mir erwünscht habe.
Gestern habe ich einen Arzt gefunden, der mir die für die Bordapotheke benötigten Rezepte ausgestellt hat, beim anschließenden Besuch der Apotheke erntete ich mitleidige Blicke, die Apothekerin hatte wohl noch nie einen Patienten mit so breitgefächerten Krankheitsbild, Medikamente gegen Entzündungen der Blase, der Atmungsorgane und des Verdauungssystems, dazu Schmerzmittel verschiedener Kategorien bis hin zu Opiaten, Salben zur Wundversorgung und für Verbrennungen, diverse Infusionsbeutel und zu guter Letzt noch Nadel und Faden um größere Wunden zu nähen - wahrscheinlich hat sie sich gewundert, dass ich ohne Rollstuhl ihre Apotheke verlassen konnte.
Beim Eisenwarenhändler erstand ich noch eine sehr günstige, zusätzliche Gasflasche und morgen hole ich in der Inselhauptstadt den lange erwarteten Spibaum und einige Seekarten ab.
Heute Nachmittag haben Cathrin und ich gemeinsam mit einem Maschinenbauer vom Nachbarschiff das Rätsel der Aries Windsteueranlage gelöst und sie wieder einsatzbereit gemacht, Donnerstag auf dem Weg nach El Hierro werde ich nochmal versuchen sie parallel zum elektrischen Autopiloten laufen zu lassen und dann entscheiden welches System auf der Atlantikpassage zum Einsatz kommt.
Den Großteil der Einkäufe haben wir auch schon erledigt und könnten nun jedem durchschnittlichen Gemüsehändler Konkurrenz machen, Tomaten, Paprika, Porree, Blumen-, Weiß- und Rotkohl, Karotten, Auberginen, Zuccini, Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Gurken, Birnen, Orangen, Äpfel, Clementinen, Mango, Bananen, Kiwi...
Darf´s noch ein bisschen mehr sein?
Morgen werde ich wohl noch einen ganzen iberischen Schinken an Bord holen, damit das selbstgebackene Sauerteigbrot zur endgültigen Delikatesse wird.
Auch wenn mir noch keine gebratenen Tauben in den Mund geflogen sind, weit sind wir nicht von paradiesischen Zuständen entfernt - wenn ich jetzt noch einen Thunfisch an die Angel bekomme, verbiete ich den Mädels von den Äpfeln zu kosten....

Montag, 2. Januar 2012

Sylvester 2011

Meine Güte, war das ein Jahreswechsel, ich kann mich kaum daran erinnern jemals so viel an einem Abend gelacht zu haben.
Der Reihe nach.
Nachdem wir in der Marina San Miguel vergeblich auf ein versprochenes Paket gewartet haben, sind wir erst gegen Mittag mit dem Ziel La Gomera ausgelaufen.
Zunächst sah alles nach einem schnellen Sprung zur nächsten Insel aus, der kräftige achterliche Wind schob uns beständig mit 7 bis 9 Knoten an der Südküste Teneriffas entlang.
Aber die Winde hier zwischen den Kanaren sind zwar halbwegs berechenbar aber nicht wirklich beständig, genauso schnell wie sie zunehmen, nehmen sie auch wieder ab.
Erreicht man den Rand der Starkwindzone sinkt die Windgeschwindigkeit innerhalb von Minuten von 25kn auf 5kn und weniger, eben noch in Rauschefahrt liegt man im nächsten Moment mit schlagenden Segeln in der Flaute.
Statt wie ursprünglich geplant in die Inselhauptstadt San Sebastian führte uns unser Kurs zum Westen der Insel, in den kleinen Ort Vueltas.
Der Hafen liegt direkt am Fuße eines riesigen Felsen, dessen Flanke sich senkrecht aus dem Meer erhebt und gleichzeitig die landseitige Begrenzung der Hafeneinfahrt darstellt.
Als wir gegen 20.00 Uhr den Hafen erreichten, mussten wir also bei Dunkelheit ganz dicht an diese himmelhohe Gesteinswand heranfahren um dann scharf links in das Hafenbecken abzubiegen.
Richtige Yachtliegeplätze sucht man hier allerdings vergebens, man liegt längsseits an einer Betonpier.
Wir hatten Glück, die Pier war bereits komplett belegt und so konnten wir an einem Fischkutter längsseits gehen und hatten keine Sorgen wegen dem wechselnden Wasserstand mehr.
Vueltas ist der Hafen des Valle Gran Rey, in diesem Tal haben sich bereits in den 70ern einige Aussteiger niedergelassen und inzwischen hat sich aus dieser Kommune ein kulturell vielfältiges Örtchen entwickelt in dem man sich wirklich wohl fühlen kann.
Endlich mal wieder ein Hafen ohne diesen platten Tourismus, der einem ansonsten hier auf den Kanaren so häufig begegnet.
Nach einem ersten Stadtrundgang widerstanden wir der Versuchung eines der zahlreichen Restaurants zu besuchen und statt dessen gab es eine Kleinigkeit aus der Bordküche.
Kaum hatten wir die Teller geleert, kam auch schon Besuch an Bord.
Leoa brachte von ihrem Landurlaub eine kleine Schar ausgeflipter Hippies mit und nach einigen Drinks war es dann auch schon Zeit auf das neue Jahr anzustossen.
Eine gute Stunde verbrachten wir noch ausgelassen im Cockpit, klönend, trinkend und tanzend. Gegen halb zwei begleitete ich, wohlgemerkt als aussenstehender, unbeteiligter Beobachter, die kleine Gruppe Blumenkinder auf ihrer Prozession durch die Stadt.
Mit großen Palmenwedeln geschmückt erinnerten sie mich abwechselnd an aztekische Priester und dann wieder an balzende Auerhähne. Die Superparty, angeblich gleich um die Ecke am Strand, fanden wir zwar auch nach 90 minütigem Fußmarsch nicht, dennoch habe ich eine Menge Spass gehabt und unglaublich viel gelacht.
Erst in den frühen Morgenstunden fand ich den Weg in meine Koje.
Der heutige Neujahrsmorgen war dementsprechend etwas mühsam aber schon morgen geht es wieder mit alter Kraft an die letzten Vorbereitungen und wenn alles klappt, machen wir uns im Laufe der kommenden Woche auf den Weg zu den Kap Verden.