Freitag, 2. Dezember 2011

Jungfernfahrt II

Freitag, 02.12.2011


La Graciosa


Nahrungsmittel, Spirituosen jeder Art, Zigaretten, Fisch, Fleisch,
Schrauben, Diesel, Farben, ja sogar Antifouling ist hier günstig und
einfach zu bekommen. Möchte aber ein armer Segler endlich seinen
Aussenborder in Betrieb nehmen und braucht ein paar Tropfen Benzin,
wird's kompliziert und teuer.

Für solch ungewöhliche Fälle (hier im Hafen liegen nur knapp vier
Dutzend Aussenborder) gibt es hier die Einrichtung des Wassertaxis. Ein
Megaschlauchboot mit 400PS bringt Personen oder eben auch Waren
unabhängig von Fährplänen und -vorschriften (der Transport von
Benzinkanistern auf den Fähren ist untersagt) auf das Eiland. Das sich
dadurch der Literpreis knapp verdoppelte spielt bei der gigantischen
Menge von fünf Litern nicht wirklich eine Rolle und tat meiner Freude
keinen Abbruch. Ein paar Mal das Anlasserseil ziehen und der kleine
Jockel sprang nach acht Jahren Winterschlaf auf dem Dachboden eines
Freundes problemlos an und einer Jungfernfahrt zur gegenüberliegenden
Küste Lanzarotes stand nichts mehr im Wege. Abgesehen von den kurzen
Wellen, die sorgten dann dafür, dass ich mich an dem einsamen Strand
erstmal in der Sonne trocknen musste. Leider reicht die Leistung des
Aussenborders nicht um mein Dinghi mit mir in Gleitfahrt zu bringen und
so brechen wir durch die Wellen wie ein Floss -- Spass bringt es trotzdem.

Es war schon ein Erlebnis an dem kleinen, von der Landseite wohl
unzugänglichen Strand zu landen, ein bisschen Robinsonfeeling kommt auf
und gibt ein Vorgeschmack auf die Strände die noch kommen mögen.

Gestern habe ich einem Stegnachbarn (er kommt sogar aus der heimatlichen
Nachbarschaft, Heimathafen Großenbrode, Wohnort bei Quickborn) bei der
Instandsetzung seiner Rollgenuaanlage geholfen und mich von ihm in den
Mast ziehen lassen.

Anschliessend stellte sich heraus, dass er einen seiner zwei Spibäume
nicht mehr braucht.

Jetzt hab ich also wieder einen schönen, goldeloxierten Ausbaumer und
brauch nur noch einen Endbeschlag zu organisieren und der Passatsegelei
steht nix mehr im Weg.

Aber dennoch, falls einer einen kennt, der noch einen schicken 4,50m
Carbonspibaum rumliegen hat, lasst es mich wissen -- ansich hat die
Gioia ja so ein edles Teil verdient.

Morgen will ich, wenn nichts dazwischen kommt, endlich in der
Nachbarbucht schnorcheln gehen, dort soll man gute Chancen haben u.a.
Zackenbarsche und Hexenhaie zu sehen.

Diese kleine Insel gefällt mir so gut, dass ich mir fast schon Sorgen
mache den Absprung nicht zu schaffen, zumal mir der östliche Wind meine
Ziele auf Fuerteventura ein wenig verdirbt.

Die wohl ziemlich nette Ankerbucht bei Morro Jable wird nur bei
westlichen Winden empfohlen und abgesehen von "alten" Bekannten und
einer Verabredung zieht mich herzlich wenig nach Gran Canaria. Erst
anschliessend, auf den westlichen Inseln des Archipels warten wieder
reizvollere Ziele auf die Gioia.