Donnerstag, 7. Februar 2013

... und wieder in Sint Maarten

Die Gioia bewegt sich nur ganz leicht im seichten Wellengang der Lagune, die Sonne scheint hell durch die Fenster, draussen hört man immer wieder Dinghies vorbei fahren und weiter weg vernimmt man noch die Bauarbeiten an der neuen Brücke. Ansonsten ist es ruhig an Bord. Nach 15 tollen Tagen mit Besuch an Bord ist es der erste Morgen an dem ich wieder alleine auf meiner Gioia bin und ich lasse es ganz ruhig angehen. Zunächst ein Frühstück mit Kakao, frischgepressten Grapefruitsaft und dem leckeren Brot der französischen Bäckerei, dann eine erfrischende Dusche im Cockpit (gestern Abend war es einfach zu kalt dafür – nur 22°!) und nun versuche ich mein Schreibdefizit der letzten Wochen endlich etwas aufzuarbeiten. Da wartet ein ziemlicher Berg Arbeit auf mich, nicht nur hier dieser Blog kam zu kurz, meine persönlichen, ausführlichen Törnberichte wollen genau wie eine Unzahl von Emails wollen noch in die Tastatur getippt werden. Unpassend nur, dass ich hier in der Simpsonbay Lagune nur eine äußerst unzuverlässige und langsame Internetverbindung habe und der Versand (im Gegensatz zum Empfang) von Emails nicht hinhaut. Also, all ihr, die ihr noch immer darauf wartet mal wieder ein paar persönliche Zeilen von mir zu bekommen, es scheitert nicht immer nur an meiner Schreibfaulheit, manchmal kann ich auch technische Probleme vorschieben. )) Um hier im Blog wieder halbwegs auf einen aktuellen Stand zu kommen (abgesehen von den geposteten Kurzmeldungen), werde ich die letzten Wochen von vorne aufrollen. Die letzten 15 Tage war ja Freund Steve, seines zeichens Voreigner der Gioia zu Gast an Bord. Wie von ihm nicht anders zu erwarten, hatte er sich äußerst kurzfristig entschieden dem deutschen Winter zu entfliehen und auf der Gioia anzuheuern. Nur wenige Tage nachdem ich die Gioia in der Simpsonbay vor Anker gelegt hatte, stand also Steve am Dinghipier. Gemeinsam verlegten wir noch am Dienstag Abend die Gioia in die IslandWaterWorld Marina. Dort verbrachten wir vier Tage mit Schrauben und Vorbereitungen. Zunächstmal stand das leidige Lichtmaschinenthema auf dem Plan. Beruhigenderweise für mich, hatte auch Steve, trotz aller Erfahrung, an diesem Problem ein bisschen zu knabbern. Letztlich scheint es seit gestern wirklich mit der neuen, stärkeren Lichtmaschine zu klappen – ich will aber nichts beschreien... Desweiteren haben wir den Dieseltank und die Dieselleitungen gereinigt, das Getriebeöl und div. Filter gewechselt und natürlich überall mal einen Blick drauf geworfen und viele Details gecheckt. Am Samstag Nachmittag verließen wir durch die kleine Klappbrücke wieder die Lagune und legten uns für die letzten Vorbereitungen noch einmal kurz vor Anker. Mit der untergehenden Sonne setzten wir dann die Segel und legten Kurs auf Dominica. Die Nacht brachte doch recht intensives Segeln mit einigen Segelwechseln, da der Wind deutlich südlicher wehte als erwartet, ging es fast auf der gesamten Strecke ziemlich gegenan und das Deck wurde durchgehend mit Seewasser gespült. Anders als ursprünglich geplant sind wir zwischen St. Eustatius und St. Kitts hindurch und anschließend im Lee der folgenden Inseln gesegelt. Das brachte sicher deutlich ruhigere Bedingungen als auf der Luvseite, allerdings waren auch die kurzen Flauten, die plötzlichen Fallböen und das Kabbelwasser an den Inselenden nicht ganz ohne. Am späten Sonntag Abend erreichten wir die südlich von Guadeloupe gelegene, kleine Inselgruppe „Les Saints“. Weil die Gioia hier schon im letzten Jahr vor Anker lag, schloss sich hier mein kleiner Karibikkreis (Saints, Dominica, Martinique, St Lucia, St Vincent, Bequia, Mustique, Bonaire, Curacao, Domrep, Sint Maarten, Saints), natürlich kannte ich auch einen guten Anker- und Schnorchelplatz. Den Montag verbrachten wir ganz entspannt am Ankerplatz, schnorchelten am Riff entlang (und drüber hinweg, was wegen der heftigen Strömung ziemlich respekteinflössend war), kochten was Leckeres und genossen das herrliche Wetter. Auch beim zweiten Besuch der Saints habe ich also nicht mehr als das kleine Riff gesehen und meine Füße nicht auf festen (französischen) Boden gesetzt. Vielleicht komme ich aber in den nächsten Wochen dort nochmal vorbei und dann, so habe ich mir fest vorgenommen, werfe ich auch mal einen Blick auf die wohl recht schöne Inselhauptstadt Bourg. Am Dienstag Mittag ging es dann auf den kurzen Schlag nach Dominica. Die nur etwas mehr als 20 Meilen brachten unglaublich schönes, schnelles Segeln mit einem Schrick in den Schoten. Das Segeln ansich hier in der Karibik ist schon etwas besonderes, für einen Ostseesegler nur schwer vorzustellen, bei 5-6 Windstärken und durchaus großer Welle (ca. 3m) mit immer wieder überkommender Gischt, sitzt man mit freiem Oberkörper im Cockpit und ließt ganz entspannt ein Buch oder kocht in der Pantry etwas leckeres zu Essen. Die Logge zeigt beständig Werte über sieben Knoten und alles ist ganz entspannt.... Dominica erwies sich als die Trauminsel als die ich sie in Erinnerung hatte. Noch vor Erreichen der Prince Rupert Bay, kam uns ein Boatboy (ich hasse diesen Ausdruck aber soll ich wirklich „ein freundlicher Yachtservice Mitarbeiter“ schreiben?) in seinem Holzdinghi entgegen und begrüßte uns freundlich (natürlich offerierte er uns auch seine Dienstleistungen: Mooring? Indian River Tour? Wassertaxi zur Immigration?) Statt einer Mooring vertrauten wir lieber unserem Anker. Kaum war die Maschine aus, da kam auch schon der freundliche deutsche Reinkesegler von nebenan und informierte uns darüber, dass er an einer Mooring liege und beim Schwoien nicht ausweichen würde – auch wenn der Abstand nie ein Problem wurde, war das natürlich gut zu wissen, noch freundlicher wäre aber eine kurze Begrüßung und ein Schnack gewesen – naja, es gibt schon komische Mitglieder der Segelgemeinde.... Ganz anders als das voll auf Massentourismus ausgelegte Sint Maarten hat sich Dominica seine Ursprünglichkeit erhalten, wo das Ufer nicht von bunten Holzhütten gesäumt ist, wuchert die dichte Vegetation bis an den Strand. Nach dem Besuch des Zolls, erkundeten wir einwenig Portsmouth, kauften einige Mangos und tranken ein Bier in der Strandbar. Für Donnerstag buchten wir einen Taxifahrer für eine Inseltour, leider kam dann doch noch ein US Seglerpaar dazu und so wurde aus der geplanten Erkundung abseits der Touristenpfade dann doch das genaue Gegenteil. Ein kleiner Wasserfall hier, ein größerer dort, hier noch ein toller Souvenierstand und dort ein wirkliches local Lunchrestaurant. Abschließend noch ein Blick auf die Hauptstadt Roseau. So schön wie die Insel ist, kann selbst der blödeste Tourguide die Freude diese Naturschönheiten gesehen zu haben, nur wenig schmälern. Am Freitag brachte uns ein Wassertaxi in die Nachbarbucht zum Schnorcheln, so konnten wir mit der Strömung an der Küste entlang treiben und in aller Ruhe jede kleine Höhle und jeden Riffausläufer genau inspizieren. Als wir genug hatten, kletterten wir wieder an Bord und wurden zur Gioia zurück gebracht. Am Sonntag war es dann an der Zeit den Rückweg anzutreten. Gegen 15Uhr hoben wir den Anker aus dem weißen Sand und steuerten zunächst die Westküste von Guadeloupe an. Es wehte mit etwa 15kn und der Halbwindkurs bescherte uns wiederum Geschwindigkeiten jenseits der sieben Knoten. Herrliches Segeln! Noch vor der Dunkelheit kamen wir in Lee von Guadeloupe in ruhigeres Wasser aber der Wind blieb uns bis auf wenige Minuten voll erhalten und so lag eine schnelle aber auch ausgesprochen ruhige Nacht vor uns. Nördlich von Guadeloupe luvten wir etwas an um die folgenden Inseln in deren Luv zu passieren und erreichten nach einem meiner schönsten Segeltage überhaupt am Montagabend mit der untergehenden Sonne wieder die Simpsonbay auf Sint Maarten. Für die knapp 200 Seemeilen brauchte die Gioia nur etwa 27 Stunden – nicht so schlecht, oder? Am Dienstag verlegten wir die Gioia wieder in die Lagune und Steve widmete sich ein letztes Mal der leidigen Lichtmaschine – diesmal bestimmt mit anhaltendem Erfolg. Am gestigen Mittwoch Nachmittag machte sich mein Mitsegler dann wieder auf den Weg in den heimatlichen Winter – ich glaube er wäre gern noch geblieben....

Sonntag, 3. Februar 2013

Dominica

Nach ein paar ausgesprochen schönen Tagen auf Dominica (inkl. Wasserfällen und toller Schnorcheltour) machen wir uns gleich auf den Rückweg nach Sint Maarten. Mittwoch Nachmittag geht Steves Flieger und den wollen wir nicht verpassen. Die Stimmung an Bord ist bestens, auch wenn Freund Steve langsam die Erkenntis gewinnt, dass zwei Wochen einfach zu wenig waren... Vor uns liegen nun wieder rund 200sm, vorwiegend (wie scheinbar immer dieses Jahr) auf Amwindkursen. Der Wind weht mit 10-15 Knoten deutlich schwächer als in den vergangenen Tagen und sollte uns eigentlich ohne eine Wende zum Ziel bringen.